Immer wieder reckt Sven Müller vor den Kameraleuten und Fotografen seine geballte Faust gen Himmel, denn: die letzten sieben Tage waren die vielleicht wichtigsten in seinem Leben. Nach dem Titelgewinn im Porsche Carrera Cup Deutschland sicherte sich der 24-jährige Deutsche nun auch noch die Meisterschaft im internationalen Porsche Mobil 1 Supercup. Am Sonntag reichte Müller beim Saisonfinale im Rahmen des Formel-1-Rennens in Austin/Texas Platz acht für den begehrten Titel. Müller ist in der Geschichte der Porsche-Markenpokale erst der fünfte Fahrer, dem der Sieg in einem nationalen Cup und dem Supercup im selben Jahr gelang. Der Pilot des Teams Lechner MSG Racing stand im Supercup acht Mal auf dem Podium, davon drei Mal als Sieger – bei den Rennen in Spielberg, Silverstone und Budapest. Jedes Mal natürlich mit jubelnder Müller-Faust.

Geboren wurde Müller in Mainz und wuchs in Bingen am Rhein auf. Im Alter von 11 Jahren fuhr er sein erstes Kartrennen und wechselte 2011 in den Formelsport. Einen Titel gewann er bis vor einer Woche noch nie – und jetzt gleich zwei. Entsprechend ausgelassen jubelte Müller nach der Zieldurchfahrt und ballte mehrfach die Faust, dankte seinem Teamchef Walter Lechner, herzte Ingenieur Michael Rühs und freute sich gemeinsam mit seinem Chefmechaniker Phil Brandes. Müller ist ein Teamplayer, der weiß, dass für Höchstleistungen ein perfektes Zusammenspiel zwischen Team und Fahrer erforderlich ist.

Müller träumt davon, einmal in Le Mans auf dem Podium zu stehen

In der 24-jährigen Geschichte der Serie krönte Müller sich zum fünften Champion, der in einem Jahr zunächst in einem nationalen Porsche-Markenpokal gewann und dann in der Königsklasse siegte. Vor ihm gelang dieses Kunststück Frank Stippler, René Rast, Philipp Eng und Earl Bamber. Letzterer siegte nur wenige Monate nach seinem Meistertitel im Supercup beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans. „Natürlich ist es mein Traum, auch einmal in Le Mans auf dem Podium zu stehen. Ein Titelgewinn ist einfach ein wichtiger Karrierebaustein. Ich bin froh, dass ich das sowohl im Carrera Cup als auch im Supercup geschafft habe“, sagt Müller.

Sven Müller, doppelter Meister, Porsche Mobil 1 Supercup, Silverstone, 2016, Porsche AG
Porsche Junior Sven Müller hat einen starken Siegeswillen

Die Begeisterung für den Motorsport wurde Müller bereits von Vater Michael in die Wiege gelegt. Müller Senior bestritt Rennen in der VLN und errang beim 24-Stunden-Rennen in Dubai sogar einen Klassensieg. Wenn es die Zeit zulässt, begleiten beide Eltern den Sprössling zu seinen Einsätzen. Mutter Anouk Müller-Meia fährt in Form einer Schweizer Flagge stets auf dem Helm ihres Sohnes mit. Auch sein fließendes Französisch verdankt der Doppelmeister der gebürtigen Schweizerin aus Neuchatel.

Müller hat seinen Kampfgeist in Austin eindrucksvoll unter Beweis gestellt

„Sven ist einfach ein Kämpfer. Er hat einen sehr starken Siegeswillen und nutzt Überholchancen konsequent aus“, sagt sein Coach Sascha Maassen über den Porsche-Junior, der just das erfolgreichste Jahr seiner Karriere absolviert hat. „Seinen Kampfgeist hat er hier in Austin wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt, denn seine Startpositionen waren nicht optimal.“

Zwei Meistertitel in einem Jahr – welche Ziele bleiben da noch für einen Rennfahrer? „Die großen Langstreckenklassiker haben es mir angetan“, sagt Müller. „Daytona, Sebring, Nürburgring, Le Mans – mich hier in die Siegerlisten einzutragen, ist mein Traum.“ Sollte dies gelingen, dürfte den Fans an der Strecke eines klar sein: Die Müller-Faust werden sie dann auf jeden Fall wieder sehen.

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