In seiner zweiten Saison im Porsche Carrera Cup Deutschland war das Ziel des Porsche-Juniors klar: Der Titel muss her. Und der durchtrainierte Dunkelhaarige, der immer einen kessen Spruch auf den Lippen hat, hielt dem Druck besser Stand als all seine Konkurrenten. Neunmal sah er in der Saison 2018 das schwarz-weiß-karierte Tuch als Erster. Und jedes Mal reckte er die Siegerfaust im Cockpit in Richtung der Onboard-Kamera.
Nachdem sich Preining im Herbst 2016 gegen mehr als hundert Kandidaten in der Porsche-Nachwuchssichtung durchgesetzt hatte, strotzte er voller Selbstbewusstsein. Dass ein großes Ego manchmal auch hinderlich sein kann, lernte er in seiner ersten Markenpokalsaison 2017. Gelegentlich ließ er seine Klasse aufblitzen, doch meist stand er sich selbst im Weg. Am Ende reichte es somit zu Platz sechs. Damit war er selbst nicht zufrieden und steckte sich für das Jahr 2018 große Ziele. Preining trainierte seine Ausdauer, achtete auf gesunde Ernährung und verbrachte unzählige Stunden mit SIM-Racing im heimischen Linz. In virtuellen Duellen mit Fahrern wie Christopher Zöchling stärkte er seine Konzentrationsfähigkeit und erwarb eine neue Form von Wettbewerbshärte.
Preining behielt die Nerven
Trotzdem begann die Saison für den BWT Lechner Racing Piloten schwierig. Beim Auftakt in Oschersleben belegte er die Plätze elf und sieben. Der Rückstand auf den zu dem Zeitpunkt Führenden in der Meisterschaft Michael Ammermüller betrug nach den ersten beiden Läufen 36 Punkte. Doch Preining behielt die Nerven: Beim Heimspiel auf dem Red Bull Ring in Spielberg gelang ihm mit einem Doppelsieg der Konter. Der Erfolg in der Steiermark wirkte wie ein Befreiungsschlag. Bei den darauffolgenden neun Läufen hieß der Gewinner siebenmal Preining.
Sein Talent kombinierte Preining im Verlauf der Saison immer mehr mit Selbstvertrauen. Nach dem achten Rennen auf dem Nürburgring übernahm er von seinem Teamkollegen Ammermüller die Führung in der Meisterschaft. Die Spitzenposition gab er bis zum entscheidenden Sieg auf dem Hockenheimring nicht mehr ab. Seinen Weg zum Titel ebneten zehn Pole-Positions und neun Laufsiege.
Die Leidenschaft für den Motorsport entdeckte Preining schon in Kindheitstagen. Bei einem Familienurlaub auf Mallorca saß er im Alter von sieben Jahren zum ersten Mal im Kart – der Ursprung seiner Karriere. Danach stieg der Youngster in den Kartsport ein. Immer mit dabei: Seine Eltern. Bereits sein Vater Andreas war erfolgreich im Motorsport unterwegs. In den Neunzigern ging er in der Motorrad-Weltmeisterschaft an den Start. Nachdem für seinen Sohn 2015 der Aufstieg in die ADAC Formel 4 folgte, belegte dieser in der Nachwuchsserie ein Jahr später den vierten Platz in der Gesamtwertung.
Preining schätzt die Arbeit eines jeden Einzelnen
Nach dem Gewinn der Porsche-Sichtung musste Preining zunächst seinen Platz finden. Bei Konrad Motorsport sammelte er 2016 erste Erfahrungen im Carrera Cup, bei Lechner-Racing fügt er in der darauffolgenden Saison verschiedene Erfolgsbausteine zusammen. Mit seiner offenen Art begeistert er die Menschen um sich herum. Mechaniker, Ingenieur oder Sponsor – Preining schätzt die Arbeit eines jeden Einzelnen und zeigt das auch. An Rennwochenenden verbrachte er oft lange nach den Sessions noch Zeit im Teamzelt.
Mit dem Titel-Gewinn im Porsche Carrera Cup Deutschland erfüllte sich der Sunnyboy einen Traum. Preining möchte seine Leidenschaft zum Beruf machen – und ist auf dem besten Weg dazu. Auch beim Supercup-Finale vom 26. bis 28. Oktober in Mexiko hat er noch Titelchancen. Dort werden zwei Rennen ausgetragen und noch 40 Punkte vergeben. Michael Ammermüller (119 Punkte), Nick Yelloly (114 Punkte) und Preining (105 Punkte) können sich zum Champion krönen. Und bei den beiden Rennen der FIA WEC in Fuji (12. bis 14. Oktober) und Shanghai (16. bis 18. November) bestreitet der Gipfelstürmer mit dem Porsche-Kundenteam Gulf Racing seine ersten beiden Einsätze im schnellsten Rennelfer aller Zeiten: dem 911 RSR.