Seit 1996 bauen die Experten von Emory Motorsports in North Hollywood die, wie sie selbst sagen, „individuellsten Porsche 356 der Welt“. Doch kein Fahrzeug lotet die Grenzen des technisch Möglichen so aus und stellt gleichzeitig die Toleranz traditionsbewusster Porsche-Enthusiasten so auf die Probe wie der 356 RSR.
Geschäftsinhaber Rod Emory erklärt: „Der RSR ist ein Hot Rod, bei dem es für uns keine Grenzen gab. Zu viele Menschen sorgen sich darum, was andere Leute denken könnten. Ich möchte Autos nach meinen Vorstellungen bauen – die einen werden es lieben, die anderen werden es hassen. Aber ich denke, dass sie letztendlich alle die Liebe zum Detail, die Verarbeitungsqualität und die Handwerkskunst zu schätzen wissen.“
Anfangs war das Auto nicht mehr als ein verrostetes 356 B Coupé, Baujahr 1960. Für Emory und sein Team war es quasi wie eine weiße Leinwand, die sie in ein Kunstwerk verwandeln wollten. „Wir wollten ein spannendes, spaßiges und irgendwie verrücktes Fahrzeug aus den besten Teilen verschiedener Porsche-Modelle und -Baujahre erschaffen“, berichtet Emory.
Dabei kamen die besonderen Fähigkeiten des Teams ins Spiel: Die verrostete Karosserie des Original-Fahrzeugs wurde durch eine Karosserie aus breiteren Aluminiumblechen mit aggressiverem Profil ersetzt, wobei einige Bereiche von Hand auf einer Rollenstreckmaschine angefertigt wurden – ein ähnliches Verfahren kam seinerzeit bereits im damaligen Porsche-Werk in Gmünd zum Einsatz.
Die komplett neue Karosserie wurde anschließend sorgfältig auf das Chassis eines 1990 964 C2 gesetzt. So konnte Emory den Wagen mit einem extrem sportlich abgestimmten KW-Gewindefahrwerk, breiteren und gripstärkeren Reifen und den größeren Bremsen des 964 ausstatten – notwendige Umbaumaßnahmen, um die Leistung des vom 911 abgeleiteten Vierzylinder-Biturbo-Motors mit fast 400 PS sicher auf die Straße zu bringen.
Der Motor ist genau wie die abnehmbare Aluminiumkarosserie eine komplette Sonderanfertigung. Er wurde in Zusammenarbeit mit Rothsport Racing aus Oregon entworfen und gebaut und entspricht in seiner Bauweise vollständig dem Motor des 964. Allerdings wurden ein neues Motorgehäuse und eine neue Kurbelwelle entwickelt, damit der Motor auf vier Zylinder verkleinert werden konnte – denn schließlich handelt es sich noch immer um einen 356. Zwei Garrett-Turbolader sorgen dafür, dass es zu keinen Leistungseinbußen kommt.
Die beiden Turbolader sind an einer markanten Stelle am Heck angebracht und erinnern damit an den Porsche 935. Und das ist kein Zufall. Emory betont, dass der RSR von zahlreichen ikonischen Porsche-Modellen inspiriert ist: „Einige Designelemente erinnern an die alten Abarth Carrera, wohingegen sich das Heck am 935 orientiert. Bei den geneigten vorderen Kotflügeln und den Frontscheinwerfern haben wir das Design des 996/997 aufgegriffen und sogar eigens spezielle Momo-Räder mit Zentralverschluss-Felgen im Stil des 935 oder 956 gebaut.“
Und die Detailverliebtheit von Emory Motorsports geht noch weiter. Die Fußpedale und Lufteinlässe sowie das Armaturenbrett des Wagens sind, wie in einem 917, aus bernsteinfarbenem Fiberglas gefertigt. Rechts neben den zeitgenössischen Zifferblättern befindet sich ein Rändelknopf zur Ladedruckregelung aus einem 935 und die speziell angefertigten Schalensitze sind mit einer Art Nomex-Bezug versehen, der dem im originalen 908 verwendeten Material ähnelt.
Das Ergebnis ist ein Auto, das eine Hommage an die Motorsportgeschichte von Porsche darstellt und gleichzeitig typisch kalifornisch daherkommt. Dementsprechend ist auch der Veranstaltungsort der sechsten Ausgabe von „Luftgekühlt“, wo dieser spezielle Umbau seine Premiere feiert, für Emory etwas ganz Besonderes, und das nicht nur, weil er und 5.000 seiner „engsten Freunde“ Zugang zu den Außensets der Universal Studios erhalten. Es geht noch um viel mehr.
„Dieser Ort ist für mich etwas ganz Besonderes, weil mein Großvater hier in Burbank einen alten Custom Shop betrieben hat“, erzählt Emory, während er stolz die Menschentrauben betrachtet, die sich rund um seinen RSR gebildet haben. „Hier entstanden die ersten Hot Rods und genau diese Kultur hat es mir ermöglicht, alles, was ich an Porsche so liebe, in diesem speziellen 356 zu verwirklichen.“
Der Wagen mag übertrieben sein, aber er ist auch eine wunderbare Liebeserklärung an alte und neue Porsche-Modelle. Etwas, das selbst Porsche-Puristen ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte.