Porsche Carrera Cup Deutschland feiert Abschluss der 30. Rennsaison

Mit einem Festakt im Porsche Museum feiern Sportler, Teams und Verantwortliche am heutigen Samstag die Erfolgsstory des Porsche Carrera Cups Deutschland: Der legendäre Markenpokal mit Sportwagen aus Zuffenhausen wurde 2019 zum 30. Mal ausgetragen.

Seit 1990 steht der Carrera Cup für spannende Sprints und beinharte Duelle bei technischer Chancengleichheit. In der Jubiläumssaison wurde die Verantwortung nach 29 erfolgreichen Jahren von der Porsche AG an die Porsche Deutschland GmbH übertragen.

„Die Markenpokale von Porsche bilden die Basis unserer Motorsport-Pyramide und dienen der Ausbildung junger Talente, die ihren Weg bis in den Spitzensport gehen“, erklärt Fritz Enzinger, Leiter Porsche Motorsport: „Wie erfolgreich wir damit im Kundensport fahren, belegen auch die Stückzahlen des 911 GT3 Cup. Er ist der weltweit meistgebaute Rennwagen. Wir werden unsere Strategie der Markenpokale in Zukunft daher noch weiter ausbauen.“

„Es ist eine große Ehre für uns, die Geschichte unseres weltweit ersten und zugleich erfolgreichsten Markenpokals fortzuschreiben. Wir blicken auf eine sehr spannende Saison zurück und freuen uns bereits heute auf die Rennen in 2020“, so Alexander Pollich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Porsche Deutschland GmbH.

Die Initialzündung für die Porsche-Markenrennserien war bereits 1986 erfolgt. Parallel zu einem umfangreichen Werksmotorsport-Programm – Alain Prost verteidigte erfolgreich seinen Formel-1-Weltmeistertitel im McLaren-TAG Porsche, der Prototyp 962 C gewann Langstreckenrennen in Serie – legte Porsche den 944 Turbo Cup auf. Bei technischer Chancengleichheit und unter Führung des zweimaligen Deutschen Rennsport-Meisters Dieter Glemser sollten sich dort Nachwuchsfahrer an Profipiloten messen: mit einheitlichen Fahrzeugen, Einheitsreifen und Einheitskraftstoff.

Herbert Linge und Roland Kussmaul als Väter des ersten Cup-Elfers

Neben dem Scouting junger Talente stand für Porsche noch etwas anderes im Fokus der Markenpokal-Philosophie: Serientechnik sollte sich auf der Rennstrecke beweisen. Ergo stand mit der Markteinführung des 911 Carrera 2 zur Saison 1990 auch für den Pokal ein Modellwechsel an. Damit war der Porsche Carrera Cup Deutschland geboren. Seither entwickelt Porsche stets eine seriennahe Rennversion des jeweils neuesten 911 für den Cup-Einsatz. Mit der Konzeption des ersten Exemplars, dem 911 Carrera 2 Cup der Generation 964, betraute Porsche eine hauseigene Koryphäe: Roland Kussmaul, seit 1969 in der Entwicklung bei Porsche tätig. Auch die Gesamtregie des Cups gab Porsche in bewährte Hände. Im Alter von damals 61 Jahren übernahm Herbert Linge das Management der Serie. Der Gründer der ONS-Staffel sowie des Entwicklungszentrums Weissach war zwei Jahrzehnte lang selbst aktiver Fahrer und seit 1943 bei Porsche tätig.

Der Carrera Cup erwies sich in den folgenden drei Jahrzehnten für viele Piloten als lohnendes Engagement und Karriere-Sprungbrett: Mit Earl Bamber (NZ), Timo Bernhard (Bruchmühlbach-Miesau), Romain Dumas (F), Marc Lieb (Ludwigsburg) und Nick Tandy (GB) haben dort allein fünf Fahrer aus dem Kader der Porsche Le-Mans-Gesamtsieger von 2015 bis 2017 ihr Handwerk erlernt, ebenso wie die Deutschen Tourenwagen-Meister Mike Rockenfeller (2013) und René Rast (2017/2019). In deren Fußstapfen will nun Porsche-Junior Julien Andlauer treten: Der 20-jährige Franzose krönte sich im Finale am 29. September 2019 mit einem hauchdünnen Vorsprung von 2,5 Punkten zum Meister des 30. Porsche Carrera Cup Deutschland.

Der Wettstreit zwischen heißspornigen Nachwuchsfahrern, routinierten Profis und ambitionierten Amateuren prägte die Cup-Idee. Dabei legten die einheitlichen Rennversionen der Sportwagen-Ikone Porsche 911 über die Dekaden beträchtlich zu: Während Andlauer im aktuellen 911 GT3 Cup der Generation 991/II eine Leistung von 485 PS zu bändigen hatte, sicherte sich der erste Champion, Olaf Manthey aus Meuspath, seinen Titel 1990 im 911 Carrera 2 Cup der Generation 964 mit 265 PS. Der ehemalige DTM-Pilot mit dem Zwirbelbart gründete später in direkter Nachbarschaft zum Nürburgring jenes Team, das heute unter anderem mit den Werkseinsätzen des Porsche 911 RSR in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft betraut ist. Immer wieder wechselten sich Routiniers und Newcomer bei der Pokalübergabe ab. Bis heute jüngster Champion in der Cup-Geschichte ist der Österreicher Thomas Preining. Er war bei seinem Titelgewinn 2018 exakt 20 Jahre und 63 Tage alt. Harald Grohs hält den Rekord am anderen Ende der Altersskala: Mit 51 holte er sich 1995 die Trophäe.

Marc Lieb war 22 Jahre alt, als er 2002 auf Timo Bernhard als Cup-Meister nachfolgte. Die beiden sollten in den Jahren 2007 bis 2011 im Team von Olaf Manthey gemeinsam vier Gesamtsiege beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring erringen und waren ab 2014 Teamkollegen im Porsche LMP1-Team. Lieb wurde 2016 zusammen mit Romain Dumas und dem Schweizer Neel Jani Le-Mans-Gesamtsieger und Langstrecken-Weltmeister. Heute ist Lieb im Vertrieb eine Schnittstelle zwischen Porsche Motorsport und den Kundenteams. Neben seinen Rennerfolgen wirft der 39-Jährige seine Ausbildung als Fahrzeugtechnik-Ingenieur in den Ring.

„Ich werde dem Porsche Carrera Cup immer verbunden bleiben“, versichert Lieb. „Meine Zeit als Junior bleibt mir unvergesslich. Wir lernten, wie professioneller Motorsport funktioniert, und dennoch blieb die Atmosphäre familiär. Der Carrera Cup funktioniert nicht nur für Fahrer als Sprungbrett, sondern auch für alle anderen Mitarbeiter und die Teams. Mit einigen Technikern von damals habe ich später am Porsche 919 Hybrid zusammengearbeitet. Immer wieder schließen sich bei Porsche solche Kreise. Das zeichnet das Unternehmen aus. Seit 1990 ist aus dem Porsche Carrera Cup ein gigantisches Netzwerk entstanden, von dem alle profitieren.“

Weltweit einzigartiges Kundensport-System

So wie der 911 seit 1963 die Marke prägt, so gehört auch der Motorsport mit dieser Sportwagen-Ikone zur Identität von Porsche – mit hochkarätigen Werkeinsätzen auf der einen Seite und einer weltweit einzigartigen Kundenbetreuung auf der anderen. Schon der Entstehungsprozess der Rennfahrzeuge kennt keinen Vergleich. Die GT3 Cup-Fahrzeuge werden von Porsche Motorsport in Weissach entwickelt und laufen gemeinsam mit den Straßensportwagen in Zuffenhausen vom Band. Ihr Basis-Set-up erhalten sie wiederum bei Testfahrten durch Porsche-Werksfahrer und Renningenieure. Von 1990 bis einschließlich 2019 hat Porsche im Stuttgarter Stammwerk 4.251 Cup-Rennwagen auf Basis des 911 produziert und rennfertig aufgebaut. In der Weissacher Zentrale des Kundensports sind durchschnittlich 25 Ingenieure mit der Neuentwicklung eines Kunden-Rennfahrzeugs wie dem 911 GT3 Cup befasst. Weitere gut 30 Mitarbeiter steuern Bestellungen, Vertrieb, Service und Beratung der weltweiten Kundenteams, die GT3 Cup-Fahrzeuge einsetzen oder Rennsport mit den Modellen 911 GT3 R, Cayman GT4 Clubsport und 911 GT2 RS Clubsport betreiben.

Vom Porsche Entwicklungszentrum Weissach aus eroberte die Cup-Idee über die Jahrzehnte die Welt. Weitere Porsche Carrera Cups finden heute in Asien, Australien, Benelux, Brasilien, Frankreich, Großbritannien, Italien und Skandinavien statt. Seit 1993 bildet der Porsche Mobil 1 Supercup mit seinen Läufen im Rahmen ausgewählter Formel-1-Grand-Prix das Oberhaus der Serien. Als breiter Unterbau des Kundensports haben sich in zahlreichen weiteren Märkten Serien als Porsche Challenge oder Porsche Trophy etabliert. Insgesamt starten derzeit 25 Porsche-Rennserien in 27 Ländern auf vier Kontinenten.

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