Auch für die beiden anderen Teilnehmer steht die Tür bei Porsche offen. Sie sollen sich über ein Jahr an einer weiterführenden Schule die erforderliche Sprachkompetenz und Ausbildungsreife erwerben. Porsche nimmt seine gesellschaftliche Verantwortung auch in Zukunft wahr. Vorstand und Gesamtbetriebsrat haben sich darauf verständigt, im November 2016 ein zweites Integrationsjahr zu starten. 15 Frauen und Männer bekommen erneut die Chance, über einen Zeitraum von zehn Monaten ihre sprachlichen, kulturellen sowie handwerklichen Kompetenzen zu vertiefen. Ziel ist es, ihre Chancen am Arbeitsmarkt zu erhöhen und sie an eine Ausbildung oder einen direkten Berufseinstieg heranzuführen.
Größte Herausforderung: die sprachlichen Voraussetzungen
„Wir hatten den festen Willen, Flüchtlingen die Integration zu erleichtern, und waren von unserem Ansatz mit einem umfassenden Programm überzeugt. Aber dass die Teilnehmer durchgängig so motiviert arbeiten und sich eine so positive Gruppendynamik entwickelt, konnten wir nicht vorhersehen. Dies spricht für die Flüchtlinge, aber auch für die Arbeit unserer Ausbilder“, zieht Andreas Haffner, Vorstand für Personal- und Sozialwesen der Porsche AG, ein positives Fazit des ersten Integrationsjahres.
Als größte Herausforderung erwiesen sich – wie erwartet – die unterschiedlichen sprachlichen Voraussetzungen. „Umso wichtiger war es, die Flüchtlinge von Beginn an regelmäßig in die technisch-gewerblichen Ausbildungsbereiche und Fachabteilungen reinschnuppern zu lassen, um ihre Sprachkenntnisse in der Praxis zu vertiefen. Abgesehen davon konnten sie dabei Berührungsängste abbauen, denn ein Industrieunternehmen in dieser Dimension und mit dieser Organisation war für sie völliges Neuland“, ergänzt Dieter Esser, Leiter der Berufsausbildung bei Porsche, der mit seinem Team und dem Ausbildungsausschuss des Betriebsrats das Integrationsjahr konzeptionell vorbereitet und umgesetzt hat.
Hück: „Der Schlüssel zum Erfolg ist und bleibt die Bildung.“
Uwe Hück, Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Porsche AG: „Ich bin unheimlich stolz darauf, dass der Vorstand und der Betriebsrat das Integrationsjahr in einer Betriebsvereinbarung festgeschrieben hat, nachdem unser früherer Vorstandsvorsitzender Matthias Müller und ich spontan entschieden haben, die Flüchtlinge nicht mit Sachspenden zu unterstützen, sondern sie schnellstmöglich in die Arbeitswelt einzugliedern. Dafür haben wir das Integrationsjahr installiert, sozusagen eine Vorstufe zur Ausbildung. Keiner bekommt etwas geschenkt, jeder muss es sich hart erarbeiten. Uns ist klar, wir müssen Weltmeister der Integration werden und nicht Weltmeister im langen Schlafen. Nur so können wir die technischen Berufe in der Industrie und im Handwerk vorantreiben. Integration hat nichts mit Spätzle und Soße zu tun, sondern mit dem Erlernen der deutschen Sprache. Der Schlüssel zum Erfolg ist und bleibt die Bildung. Wir sind stolz, dass wir diesen elf jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben ermöglicht haben. Deshalb bin ich mir sicher, unser Integrationsjahr ist und bleibt ein Erfolgsmodell.“
Die elf Männer und Frauen aus Afghanistan, Eritrea, Irak, Iran, Pakistan und Syrien gehen bei Porsche unterschiedliche Wege: Zwei von ihnen besuchen das Porsche Förderjahr, das eine weitere Vorstufe zur Ausbildung ist. Zwei Teilnehmer haben direkt die Eignungstests für eine Ausbildung bestanden und werden zum Fahrzeuginnenausstatter beziehungsweise Kfz-Mechatroniker Schwerpunkt Pkw-Technik ausgebildet. Die anderen sieben Teilnehmer werden, zunächst für ein Jahr befristet, in der Produktion und Logistik eingesetzt. Sie verpflichten sich, privat weiter an der deutschen Sprache zu arbeiten. Damit sollen sie die Voraussetzungen schaffen, um im Anschluss – je nach Alter – entweder eine Ausbildung beginnen oder in den entsprechenden Fachbereichen in der Produktion und Logistik weiterarbeiten zu können.
Das Integrationsjahr ist die Vorstufe zum Porsche-Förderjahr, das zwischen Vorstand, Betriebsrat und der IG Metall vereinbart wurde. Seit 2012 werden pro Ausbildungsjahrgang elf junge Erwachsene mit fehlender Ausbildungsreife und unterschiedlichsten Brüchen im Lebenslauf auf eine Ausbildung vorbereitet. Gemeinsam mit den 15 Flüchtlingen des kommenden Integrationsjahres gibt der Sportwagenhersteller insgesamt 26 Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt nahezu chancenlos wären, eine berufliche Perspektive. Darüber hinaus bildet Porsche aktuell 220 junge Menschen pro Jahr aus.