Weltreise? Härtetest! Wenn die Mitarbeiter der Abteilung Qualität/Erprobung ihre Koffer packen, geht es dahin, wo es im besten Fall weh tut. Es darf extrem sein. Extrem heiß, von trocken bis tropisch feucht. Extrem kalt, von klirrend bis klamm, dazwischen alle vorstellbaren Temperaturabstufungen und Luftfeuchtigkeitsgrade – und von Straßen kann oft genug nicht die Rede sein bei diesen Erprobungsfahrten. Schließlich sollen die Fahrzeuge, bevor es in die Serie geht, auf Herz und Nieren geprüft werden, damit später in der Serie nichts wackelt.
Einer der Tester ist Alex Ernst, Erprobungsleiter Sportwagen. „Jeder Prototyp erlebt jede Jahreszeit zweimal“, erklärt er. Die in den Weissacher Werkstätten in enger Zusammenarbeit mit den Fachbereichen vorbereiteten Wagen werden bei ihrer ersten Runde durch die Klimazonen ganz grundsätzlich erprobt. In Runde zwei der Weltreise sollte „alles sitzen“, wie Ernst formuliert. Dann geht es in der Regel nur noch um Details, die vor dem Serienanlauf geklärt werden sollen. Dafür packen die Testpiloten schon einmal einen ganzen Jumbo-Jet voll. 911er stehen dann neben Panamera, Boxster und Cayenne. In der Regel sind zehn Fahrzeuge pro Baureihe an Bord. Die 20 bis 25 Mitarbeiter starken Teams pro Baureihe, zusammengesetzt aus allen Entwicklungsfachbereichen gemeinsam mit der Projektleitung, reisen hinterher. Vor Ort werden dann in zweieinhalb Wochen täglich rund 800 Kilometer heruntergespult. Ein Härtetest für Mensch und Maschine.
Der Tagesablauf ist gut strukturiert: sechs Uhr wecken, etwas Sport vielleicht, sieben Uhr Frühstück, acht Uhr Abfahrt, abends Treffpunkt im Hotel zur Nachbetrachtung, die sich auch schon einmal über Stunden hinziehen kann. „Die Besprechungen mit dem gesamten Team in einem Raum sind elementar, hier werden zielführende Entscheidungen getroffen“, betont Ernst. Decken sich die Eindrücke der Fahrer? Wie beurteilt der einzelne das Abrollverhalten der Reifen? Die Härte des Fahrwerks? Nehmen alle dieselben Geräusche wahr? Ist die Passform der Sitze für jede Körpergröße auch nach Stunden noch komfortabel? In den letzten drei Tagen fährt der E-Kreis inklusive Entwicklungsvorstand Michael Steiner mit, um sich mit der Mannschaft auszutauschen.
Bei der Vorbereitung einer solchen Fahrt geht es übrigens nicht nur um die Fahrzeuge. Die Hotels zum Beispiel werden nach einem besonderen Kriterium ausgesucht: „Sie dürfen nicht kommunizieren, dass wir zu ihren Gästen gehören“, betont Ernst. Er ist auch für den Bereich „Tarnung und Geheimhaltung“ zuständig. Dazu gehört unter anderem neutrale Kleidung: Kein Porsche-Logo ziert die Kleidung der Autotester.
Schwieriger wird es mit der Tarnung der Fahrzeuge. Unauffällige Tiefgaragenplätze sind oft Mangelware, erst recht in den Wüstenregionen der USA. In solchen Fällen werden die Fahrzeuge mit grauen Planen abgedeckt. Auch, wenn Neugier in verschiedenen Formen den Fahrzeugen zu nahe kommt.
Fehlt nur noch eines: „Ein antizyklischer Winter“, erklärt Ernst. Wenn auf der Nordhalbkugel der Sommer Regie führt, herrscht zwar auf der Südhalbkugel offiziell Winter – aber der ist nicht vergleichbar mit dem Frost von Nordkanada oder Finnland. „Wir waren in Chile“, berichtet Ernst. „Bei dem kalten Wind dort haben wir Menschen zwar sehr gefroren, die Fahrzeuge dagegen waren unbeeindruckt von den sechs Grad Minus.“ Die warme Jahreszeit macht es den Testern deutlich einfacher: Der südafrikanische Sommer liefert nämlich genau wie der nordamerikanische das, was er verspricht: Hitze. Gerne auch extrem.
Verbrauchsangaben
Cayenne E-Hybrid: Kraftstoffverbrauch kombiniert 3,4 – 3,2 l/100 km; CO2-Emission 78 – 72 g/km; Stromverbrauch kombiniert 20,9 – 20,6 kWh/100 km