Industrie 4.0 unterliegt aktuell einem Hype und wird viel in den Medien, der Forschung und den Unternehmen selbst diskutiert. Was sich in Zukunft daraus entwickeln wird, kann aber niemand mit Sicherheit sagen. Bisher sind belastbare Erkenntnisse rar. Technologische Entwicklungen wurden in der Vergangenheit schon häufig falsch eingeschätzt. So glaubte sogar Bill Gates, der mit Microsoft zum reichsten Mann der Welt wurde, wohl noch 1995 nicht an den bahnbrechenden Erfolg des Internets. Damals soll er gesagt haben: „Das Internet ist nur ein Hype.“ Tatsächlich scheiterten um die Jahrtausendwende viele der sogenannten Dotcom-Unternehmen. Dennoch widerlegte die weitere Entwicklung Gates’ Einschätzung eindeutig.
Auch im heutigen Stadium der digitalen Transformation geht von Fehleinschätzungen und unternehmerischer Trägheit eine große Gefahr aus. Gleichzeitig können viele Unternehmen der Old Economy die Tragweite der aktuellen Entwicklung nur erahnen. Häufig fehlen ihnen noch das Dringlichkeitsgefühl und der notwendige Spielraum, um sich sinnvoll und mutig weiterzuentwickeln und den Kundenzugang für die Zukunft abzusichern. Um in dieser Situation Klarheit zu schaffen, stellt Porsche Consulting die wichtigsten Fragen auf den drei zentralen Handlungsfeldern.
1. Eine digitale Agenda aufsetzen
Aktuelle Geschäftsmodelle vieler Unternehmen verändern sich durch die Digitalisierung. Damit die Weichen richtig gestellt werden, sollte einer klar formulierten digitalen Agenda gefolgt werden. Sie gibt die Richtung für die Unternehmensstrategie vor. Das sind die Kernfragen:
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Welche Veränderungen treffen unsere Branche?
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Welche digitalen Geschäftsmodelle brauchen wir (Beispiel: Vermietung statt Verkauf)?
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Sind unsere Leistungsangebote von heute noch attraktiv für die Kunden von morgen?
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Wie muss sich unser Unternehmen verändern, um „digital“ zu wachsen?
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Schöpfen wir Big Data aus oder gehen uns Informationen ungenutzt verloren?
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Welche Prozesse lassen sich digital effizienter gestalten?
2. Mut und Pioniergeist
Die Menschen im Silicon Valley machen es vor: Hohes Tempo in der Umsetzung fördert in der digitalen Welt die Überlegenheit im Wettbewerb. Investitionen orientieren sich dort nicht am Return on Investment, sondern am Reifegrad des Produktes. Neue Ideen werden in Form von Minimum Viable Products schnell getestet und bei Erfolg ausgerollt. Für deutsche Unternehmen ist das ein Kulturwandel: Weg vom Perfektionismus, hin zu mehr Wagnissen. Das muss geklärt werden:
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Wo bringt die Digitalisierung zusätzlichen Nutzen für den Kunden?
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Wie ausgereift müssen Prototypen wirklich sein?
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Wie beteiligen wir unsere Kunden so früh wie möglich an neuen Entwicklungen?
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Wie schaffen wir mehr Freiraum für Kreativität?
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Wie werden wir mutiger?
3. Den Wandel organisieren
Nicht die technologischen Grenzen sind die größte Bremse des digitalen Wandels, sondern die mangelnde Bereitschaft von Menschen und Organisationen zur Veränderung. Gefragt sind Kreativität und eine schlagkräftige Struktur. Die Prüfsteine für die Organisation:
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Passen vorhandene Funktionen und Strukturen noch?
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Müssen Zusammenarbeit und Kommunikation neu definiert werden?
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Wie beschleunigen wir das digitale Tempo?
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Wie finden und qualifizieren wir Mitarbeiter aus den eigenen Reihen?
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Gründen wir unser eigenes Start-up oder kaufen wir Kompetenz ein?
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Welche Kooperationspartner passen zu uns und bringen beiden Seiten Mehrwert?
Info
Text erstmalig erschienen in „Porsche Consulting - Das Magazin", Ausgabe 17
Text: Gerald Scheffels / Maren Eitel // Foto: Porsche Consulting