Linn Böning, Ballmädchen, 2018, Porsche AG
Den Stars auf dem Court ganz nah sein: Der Job des Ballmädchens ist begehrt

Der Job von Ballmädchen mag einfach aussehen, aber in Wahrheit folgt er einem strikten Protokoll. „Die Bälle müssen schnell vom Feld, man darf niemandem im Weg stehen und nicht herumalbern“, erklärt Linn Böning. Hinzu kommen genaue Vorgaben, wann und wie sich die Ballmädchen den Ball zurollen dürfen. Ein No-Go ist es zum Beispiel, den Ball zwischen dem ersten und zweiten Aufschlag zu rollen. Da könnte er den Spielerinnen in die Quere kommen. Wann steht der nächste Seitenwechsel oder ein Tiebreak an? Was sind die Eigenarten der Spielerinnen? Wie oft will eine zum Beispiel ihr Handtuch haben? Das sind Fragen, die die Ballmädchen im Blick haben müssen. „Wir müssen vorausschauend denken, um schnell handeln zu können“, sagt die 17-jährige Abiturientin aus Winnenden. Die Positionen auf dem Platz werden nach Erfahrung und Können verteilt. Linn Böning ist bereits zum sechsten Mal dabei und durfte bereits die begehrten Positionen 2 und 5 besetzen. „Das sind die Kamerapositionen“, verrät sie. „Die sind unter den Mädels natürlich besonders beliebt.“

Gunther Strähle, Besaiter, 2018, Porsche AG
Laura Siegemund lässt schon am Abend vor dem Match den Schläger bespannen

Er ist der Mann, dem die Tennisspieler ihr wertvollstes Werkzeug anvertrauen. Gunther Strähle gilt als einer der gefragtesten Besaiter in Deutschland. Er ist unter anderem für die Schläger des deutschen Davis-Cup- und Fed-Cup-Teams verantwortlich. Das Handwerk des Saitenbespannens lernte der Waiblinger 1980 während seiner Ausbildung als Sportkaufmann. Fünf Jahre später verschrieb er sich hauptberuflich dem Tennissport. „Damit hatte ich den perfekten Zeitpunkt erwischt“, erinnert er sich. Boris Becker hatte gerade Wimbledon gewonnen, Deutschland war im Tennisfieber. Mit den Jahren wurde Strähles Kundenstamm immer größer. Auch dank seines Kontakts zum ehemaligen Davis-Cup-Teamchef Niki Pilic, der ihn an Weltklassespieler vermittelte. Heute reist Gunther Strähle immer noch im Tross des Tenniszirkus durch die Welt. Beim Porsche Tennis Grand Prix arbeitet er seit mehr als 18 Jahren beim Bespannservice im Village. Die Vorlieben der Spielerinnen kennt er längst auswendig. „Während die meisten frischbespannte Schläger bevorzugen, lässt Laura Siegemund ihre Schläger am Abend bespannen“, verrät er. Und Maria Sharapova habe den größten Verschleiß auf der Tour, sie lasse pro Match gleich acht bis zehn Schläger bespannen. Rund 3,5 Kilometer Saiten kommen während einer Turnierwoche insgesamt zum Einsatz. Zumindest ein bisschen liegen Sieg oder Niederlage buchstäblich in Strähles Händen. Denn „Lob gibt es bei Siegen schon“, erzählt er. „Dann bedanken sich die Spieler auch persönlich bei mir.“

Kader Nouni, Schiedsrichter, 2018, Porsche AG
Kader Nouri hat den Soul in der Stimme und ist cool in seinen Entscheidungen

Kader Nouni wuchs im französischen Perpignan auf und entdeckte früh seine Begeisterung für Tennis. Nach eigenen Angaben war er jedoch ein eher mittelmäßiger Spieler – für eine Profikarriere habe es nicht gereicht. „Mir war bald bewusst, dass ich es höchstens als Schiedsrichter zu den French Open schaffen würde“, erzählt Nouni mit einem Augenzwinkern. Deshalb wechselte er vom Court auf den Schiristuhl und erklomm sprichwörtlich die Karriereleiter: Mit 15 Jahren betreute er im örtlichen Tennisclub Amateurspiele, mit 16 wurde er Linienrichter bei den French Open und seit 2005 ist er Profischiedsrichter bei den wichtigsten ATP- und WTA-Turnieren. Mittlerweile ist er auch bekannt als Barry White des Tennis: Wie der Soulsänger betört der Schiedsrichter „sein“ Publikum mit einer tiefen, verführerischen Stimme. Nouni braucht nur den Spielstand durchzugeben, schon schmelzen die Zuschauer dahin. Auch in den sozialen Medien zeigen sich Tennisfans begeistert. „Vergessen Sie Murray, Federer oder Nadal. In Wimbledon geht es nur darum, die samtene Stimme von Kader Nouni zu hören“, twitterte beispielsweise der amerikanische Newsweek-Redakteur Alfred Joyner. Auch bei den Spielerinnen und Spielern sowie den anderen Offiziellen weltweit genießt Nouni ein hohes Ansehen – schließlich standen bereits mehrere WTA-Finals sowie Grand-Slam-Finals unter seiner Verantwortung. Dieses Jahr ist er zum neunten Mal beim Porsche Tennis Grand Prix dabei. Wer neben erstklassigem Tennis also noch ein bisschen Soul-Atmosphäre erleben will, sollte die Auftritte des charmanten Franzosen auf keinen Fall verpassen.

Monika Ziegler, „Feelgood-Managerin“, 2018, Porsche AG
Monika Ziegler ist eine der unersetzbaren "Feelgood-Managerinnen" hinter den Kulissen

Ohne sie geht beim Porsche Tennis Grand Prix gar nichts: Monika Ziegler und ihre drei Kolleginnen kümmern sich abseits des Centre-Courts um alle kleinen und großen Sorgen der Spielerinnen. Ist eine der Damen zum Beispiel „hangry“ – also eine Mischung aus wütend („angry“) und hungrig („hungry“) – hat Ziegler Süßigkeiten parat. Sie bereitet außerdem die Spielerbank auf dem Platz vor, koordiniert den Wäschereiservice, und wenn ein Shampoo zur Neige geht, sorgt sie für Nachschub. „Nur Föhns verleihen wir nicht mehr“, lacht die Spielerinnenbetreuerin, „da hatten wir einen zu großen Verschleiß.“ Monika Ziegler aus Bonlanden war schon dabei, als das Turnier noch in Filderstadt stattfand. Damals hatte sie selbst im dortigen Tennisclub gespielt. Legenden wie Martina Navratilova, Tracy Austin und Steffi Graf traf sie jedes Jahr und baute ein freundschaftliches Verhältnis auf. „Ich habe oft auf Navratilovas Hund aufgepasst und Steffi Grafs Mutter Gabi hat sich bei mir beschwert, dass ihre Tochter nie in die Disko geht, sondern nur Tennis im Kopf hat“, erzählt die Schwäbin. Die ehemalige Postbankbeamtin befindet sich im Ruhestand, aber beim Turnier packt sie noch mit an. Dann freut sie sich, das ganze Team rund um den Porsche Tennis Grand Prix wiederzusehen: „Das ist für uns alle ein Highlight. Wir sind wie ein Familienbetrieb, der dann wieder zusammenkommt.“

Anke Huber, sportliche Leiterin, 2018, Porsche AG
Früher selbst auf dem Court, heute die erste Ansprechpartnerin für die Spielerinnen

1991 feierte Anke Huber den ersten ihrer zwei Turniersiege beim Tennis Grand Prix in Stuttgart. Seitdem hat sich viel verändert: Die Veranstaltung zog in die Porsche-Arena um, das Unterhaltungsprogramm abseits des Courts wurde vielfältiger. Huber hat diese Entwicklung aktiv mitgestaltet. 2001 spielte sie zum letzten Mal beim Porsche Tennis Grand Prix. Karrierende. Aber schon im Jahr darauf war sie als Sportliche Leiterin wieder mittendrin im Geschehen. Die ehemalige Profispielerin ist wie geschaffen für diese Aufgabe, denn sie genießt das Vertrauen und den Respekt der Spielerinnen. Schließlich weiß sie genau, unter welchem Druck die Damen bei so einem Turnier stehen. „Ich habe ein gewisses Gespür dafür, wann etwa ein guter oder schlechter Zeitpunkt ist, um auf sie zuzugehen“, sagt sie. Als Sportliche Leiterin steht sie im engen Kontakt mit der WTA, den Spielerinnen und ihren Teams: „Ein Großteil läuft heute über E-Mail-Kontakt, aber mir ist es wichtig, dass ich auch auf Turniere gehe und die Spielerinnen dort persönlich treffe.“ Mit vielen von ihnen pflegt sie ein freundschaftliches Verhältnis. Ob beim Turnier manchmal auch ein bisschen Wehmut bei ihr aufkommt? „Nein“, sagt Anke Huber, „dafür liegt meine aktive Karriere schon zu lange in der Vergangenheit. Aber Lust, zum Schläger zu greifen, habe ich schon. Dafür habe ich heute leider nicht mehr so viel Zeit.“

Markus Günthardt, Turnierdirektor, 2018, Porsche AG
Perfektionist: Turnierdirektor Markus Günthardt überlässt nichts dem Zufall

Damit sich die Teilnehmerinnen wohl fühlen und ihre Bestleistung abrufen können, setzt Turnierdirektor Markus Günthardt alle Hebel in Bewegung. Mit Erfolg: Bereits zum neunten Mal haben die Spielerinnen den Porsche Tennis Grand Prix zu ihrem Lieblingsturnier der WTA-Tour gekürt. Das Siegerfahrzeug, das ausgezeichnete Essen sowie das Weltklassefeld sind nur einige Gründe für den anhaltenden Erfolg. Günthardt ist seit 2005 Chef des Porsche Tennis Grand Prix, früher war der Schweizer selbst Tennisprofi und spielte im Davis Cup für sein Heimatland. Heute sieht er sich in der Rolle des Regisseurs, der die Akteure koordiniert und das Gesamtbild im Blick hat. Es ist nicht zu übersehen, dass seine Herkunft seine Arbeitsweise prägt. Er geht mit Schweizer Präzision vor: „Wir bauen die Bühne und die Spielerinnen müssen sie bespielen.“ Die Bühne, das ist für ihn der Centre-Court. Das Lichtspiel, die Musik, die riesige Videoleinwand – nichts bleibt dort dem Zufall überlassen. Markus Günthardt vergleicht das Turnier gerne mit einem Mosaik: kleine Steine, die zusammengesetzt ein großes Kunstwerk ergeben. „Der Funke muss überspringen“, sagt er. „Die Energie, die die Spielerinnen bei uns abrufen können, verdanken sie dem Publikum und der einzigartigen Atmosphäre, die wir kreieren.“ Besonders gerne erinnert er sich an das Finale 2014 zurück, als Maria Sharapova gegen Ana Ivanovic gewann. „Maria triumphierte dank ihres starken Willens, aber Ana spielte sensationell und wurde bei der Siegerehrung minutenlang mit Standing Ovations gefeiert.“

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