Es ist ein Wochenende Ende Februar, und die meisten Bewohner in diesem ruhigen Viertel von Bangkok flüchten vor der steigenden Hitze und Feuchtigkeit in ihre klimatisierten Apartments. Sie warten darauf, dass die gnadenlose Mittagssonne nachlässt. Doch ein wagemutiger Bewohner Bangkoks hat eine andere Idee.
Die Stille der leeren Straße wird plötzlich durch das vertraute Röhren eines Motors durchbrochen. Er wechselt in den Leerlauf, und das nun vernehmbare satte Grollen ist der Vorbote für den Auftritt eines makellosen 964 Carrera 4 Cabriolets in der Farbe Amethyst. Das Verdeck wurde bereits heruntergefahren – es kann losgehen.
Liebste Methode um Abkühlung zu finden
Hinter dem Steuer sitzt der 31 Jahre alte Napondet Hetrakul, kurz Naja. Er freut sich darauf, in diesem Wagen auf seine liebste Methode Abkühlung zu finden. Die Ärmel seines leichten Chambray-Hemds sind hochgerollt und eine goldene Pilotenbrille verdeckt seine Augen, während er das graue Lederlenkrad sanft umschließt, die Kupplung loslässt und schließlich die grelle Straße entlangrollt.
Wie Naja später verrät, ist dieser Porsche für ihn viel mehr als nur ein Auto. Denn dieser 964 hat seinem Vater gehört, der vor 20 Jahren gestorben ist. Najas Vaters war Zeit seines Lebens mit Leib und Seele begeisterter Porsche-Fan und besaß mehrere Elfer, darunter auch zwei Turbos. Der 964 war sein letzter Wagen.
Kein Wunder also, dass das Porsche-Fieber Naja schon als Siebenjährigen packte, nachdem ihm sein Vater einen Porsche Junior geschenkt hatte. Mit seinem Zweitaktmotor und der funktionierenden Gangschaltung legte dieser 930 Turbo im Mini-Format den Keim für eine gemeinsame Leidenschaft, die mit dem frühen Tod des Vaters ein abruptes Ende nahm.
Zum 18. Geburtstag den 964
Als Najas Familie in den Monaten darauf den Besitz seines Vaters durchsah, fiel die Entscheidung, den 964 zu behalten und ihn Naja zum 18. Geburtstag zu schenken. Zu diesem Zeitpunkt hatte der 964 gerade einmal 1.000 Meilen auf dem Tacho. Niemand rührte das Fahrzeug an – doch der Zahn der Zeit nagte daran, während Naja sich seinem Studium und danach seiner Arbeit widmete.
Heute ist er ein erfolgreicher Geschäftsmann und hat sich bereits eine Reihe von Porsche-Modellen zugelegt, darunter einen Cayenne Turbo, einen Panamera S E-Hybrid und seinen heißgeliebten 997 Carrera S. Doch der alternde 964 stand für etwas völlig anderes – und vor sechs Jahre entschied sich Naja dazu, ihn restaurieren zu lassen.
Er setzte sich mit AAS in Verbindung, dem autorisierten Porsche-Importeur in Thailand, und ein zeitaufwendiger Prozess begann: Das Auto wurde auseinandergenommen, neu lackiert und sorgfältig nach den Werksvorgaben wieder zusammengesetzt. Naja war so gewöhnt daran, den 964 um sich zu haben, dass er während der Restaurierung regelmäßig in der Werkstatt vorbeikam, um ihn zu besuchen.
In Erinnerungen schwelgen
Nun, da das Auto genauso aussieht wie vor all den Jahren, spürt Naja eine innige Verbindung zu seinem Vater, wenn er den Wagen fährt. Die wöchentlichen Ausflüge durch den Distrikt Kaeng Krachan der Provinz Phetchaburi im Südwesten Bangkoks oder entlang der kurvigen Küstenstraßen nach Pattaya füllen die gemeinsame Liebe für Porsche mit neuem Leben und lassen Naja in der offenen Kabine in Erinnerungen schwelgen.
Für Naja ist sein Porsche viel mehr als nur ein Auto oder ein Lifestyle-Symbol. Für ihn ist der Wagen ein Bindeglied – zu seiner Vergangenheit und seiner Gegenwart, zu Freundschaften und einem Gefühl von Zugehörigkeit in der Welt von Porsche. Genau wie sein Vater wird er den Wagen und seine Geschichte von einer Generation zur nächsten weitergeben.
Wenn der 3.6-Liter-Boxermotor mit sechs Zylindern hinter ihm tost und Meeresluft in die Kabine strömt, wird Naja in eine andere Zeit transportiert. „Wenn ich dieses Auto fahre, habe ich immer das Gefühl, als wäre mein Vater bei mir. Und egal, wohin mich das Auto führt, er ist immer mit dabei.“
Verbrauchsangaben
Cayenne Turbo: Kraftstoffverbrauch kombiniert 11,9 – 11,7 l/100 km; CO2-Emission 272 – 267 g/km