Bereits ein Rennen vor Saisonende kann dem jungen Team aus Weissach niemand mehr den Titel in der Herstellerwertung der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC streitig machen. In Shanghai siegten Timo Bernhard (DE), Brendon Hartley (NZ) und Mark Webber (AUS) in dem Sechsstundenrennen, das zu etwa zwei Dritteln auf nasser Strecke ausgetragen wurde. Das Schwesterauto mit Romain Dumas (FR), Neel Jani (CH) und Marc Lieb (DE) belegte Platz zwei und machte damit den vierten Doppelsieg der Saison für das Porsche Team perfekt.

Porsche hat sich mit 308 Punkten gegen Audi (238 Punkte) und Toyota (137) durchgesetzt. Es ist der 13. Langstrecken-WM-Titel für den Hersteller Porsche und der erste seit 1986. Zwischen 1964 und 1986 gewann Porsche zwölf mal die damalige Sportwagen-Weltmeisterschaft. Der Fahrertitel wird beim Finale der WEC am 21. November in Bahrain entschieden. Es führen die Porsche-Piloten Bernhard/Hartley/Webber mit 155 Zählern vor drei Audi-Fahrern mit 143 Punkten.

So lief das Rennen für die Startnummer 17

Nach dem Start hinter dem Safety-Car und der Rennfreigabe am Ende der vierten Runde bleibt Polesetter und Startfahrer Brendon Hartley in Führung. Er kommt nach 33 Runden zum Tanken und Reifen wechseln. Noch immer lassen die Bedingungen nur Regenreifen zu. Das Team nutzt die dritte der folgenden Neutralisationsphasen (Full Course Yellow) für den nächsten Stopp. Timo Bernhard übernimmt nach 52 Runden, wieder werden Regenreifen aufgezogen. In Führung liegt vorläufig der Audi Nummer 8. In Runde 57 zieht der Audi Nummer 7 an Bernhard vorbei und in Runde 61 auch das Schwesterauto mit Neel Jani am Steuer.

Als die beiden Audi tanken, ist Bernhard Zweiter hinter Jani. Daran ändert auch sein Boxenstopp am Ende der 84. Runde nichts. Bernhard verzichtet auf einen Reifenwechsel und schließt zu Jani auf. In der 101. Runde macht Jani ihm Platz, weil die Nummer-17-Crew zu diesem Zeitpunkt schneller unterwegs war. In Führung liegend, kommt Bernhard nach 115 Runden an die Box. Mark Webber übernimmt und wird mit profillosen Intermediatereifen ausgestattet. Nach 132 Runden wechselt er auf Slicks und behält weiterhin die Führung. In der 155. Runde kommt er zu seinem letzten Tankstopp, bei dem er erneut frische Slicks erhält. Anschließend läuft er auf Romain Dumas im Schwesterauto auf, bis der Franzose noch einmal tankt – und für den Porsche 919 Hybrid mit der Nummer 17 der Weg zum Sieg frei ist.

So lief das Rennen für die Startnummer 18

Marc Lieb startet von Platz zwei und schiebt sich sogar kurzzeitig in Führung, als Hartley Schwierigkeiten beim Boosten hat, wird dann aber von André Lotterer (Audi Nummer 7) touchiert und dreht sich. Lieb reiht sich als Letzter wieder ins Rennen ein, überholt binnen fünf Runden 25 Autos und schließt wieder zu den LMP1-Fahrzeugen auf. Ende der 20. Runde überholt er den Toyota mit der Nummer 2 und verbessert sich auf Position fünf. Nach 33 Umläufen kommt er zum Tankstopp und erhält einen weiteren Satz Regenreifen.

Porsche 919 Hybrid, WEC Shanghai 2015, Porsche AG
Der Porsche 919 Hybrid vom Sieger-Team

Die dritte der folgenden Neutralisationsphasen (Full Course Yellow) nutzt das Team zum Boxenstopp. Lieb übergiebt nach 52 Runden als Zweitplatzierter an Neel Jani, der auf Regenreifen weiterfährt und zunächst an vierter Position liegt. Mit schnellen Zeiten prescht der Eidgenosse nach vorn und nimmt dem Audi Nummer 7 in der 72. Runde die Führung ab. Nach 83 Runden tankt Jani nach, verzichtet auf frische Reifen und bleibt vorn. In der 101. Runde lässt er Timo Bernhard vorbeiziehen, da er temporär mit zu hohen Bremstemperaturen kämpfte. Nach 114 Runden übergibt Jani an Romain Dumas, der auf profillosen Intermediate-Reifen weiterfährt. Ein Missverständnis bei einer Überrundung im 126. Umlauf führt zu einem Dreher. Danach ist Dumas kurzfristig Dritter, bis der Audi Nummer 7 ohnehin tanken muss. Nach 132 Runden wechselt Dumas auf Slicks. Kurzfristig fällt er auf Platz vier zurück, übernimmt nach den Stopps der Audi und seines Teamkollegen dann rundenlang die Führung und kommt nach seinem letzten Tankstopp ohne Reifenwechsel Ende der 162. Runde als Zweiter ins Ziel.

So lief das Rennen in der GTE-Pro Klasse

Der Porsche 911 RSR mit Richard Lietz (Österreich) und Michael Christensen (Dänemark) hat das Sechsstundenrennen auf dem Shanghai International Circuit gewonnen. Es war der dritte Saisonerfolg für den  Erfolgsrenner aus Weissach, der auf Basis der Sportwagenikone 911 entwickelt wurde und in dieser Saison bereits am Nürburgring und in Austin siegte. Auf dem dritten Platz kam der zweite vom Porsche Team Manthey eingesetzte 911 RSR mit den Franzosen Frédéric Makowiecki und Patrick Pilet ins Ziel.

Porsche Team Manthey: Michael Christensen, Richard Lietz, WEC Shanghai 2015, Porsche AG
Michael Christensen und Richard Lietz haben in der GTE-Pro Klasse gewonnen

Damit hat Porsche in der hart umkämpften Klasse GTE-Pro der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC seine Titelchance in der Herstellerwertung gewahrt. Während Richard Lietz seinen Vorsprung im FIA World Endurance Cup für GT-Piloten ebenso weiter ausbauen konnte wie das Porsche Team Manthey die Führung in der Teamwertung, verringerte Porsche seinen Rückstand auf Ferrari auf nur noch vier Punkte. Beim letzten Saisonrennen am 21. November in Bahrain sind noch maximal 44 Herstellerpunkte zu gewinnen.

Guter Start in der Spitzengruppe

Auch das zweite Asien-Rennen der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC wurde größtenteils auf nasser Strecke ausgetragen. Die Bedingungen auf dem 5,541 Kilometer langen Grand-Prix-Kurs am Rande der chinesischen Wirtschaftsmetropole waren zwar nicht ganz so extrem wie zuletzt im japanischen Fuji, stellten die Piloten aber vor allem in den ersten vier Rennstunden vor große Herausforderungen. Die Startfahrer Frédéric Makowiecki mit der Nummer 92 und Richard Lietz mit der 91 setzten sich mit einem guten Start in der Spitzengruppe der hart umkämpften Klasse GTE-Pro fest. Der Franzose, nach einem schwierigen Qualifying aus der vierten Startposition losgefahren, war nach nur fünf Runden schon Zweiter. Der direkt hinter ihm gestartete Österreicher, der als Spitzenreiter im FIA World Endurance Cup für GT-Piloten ins Reich der Mitte gereist war, konnte sich auf den dritten Platz verbessern. Nach weiteren zehn Runden ging er erstmals in Führung und legte danach mit einer konstant starken Leistung den Grundstein zum dritten Saisonsieg.

Auf der regennassen Piste profitierte der 911 RSR auch in Shanghai von seiner hervorragenden Traktion dank seines Heckmotorkonzepts. Frédéric Makowiecki geriet bei einem Zweikampf zwar kurzzeitig neben die Strecke und fiel dadurch auf den sechsten Platz zurück. Doch nach der zweiten Rennstunde lag die Startnummer 92, inzwischen mit Patrick Pilet, dem Gewinner der amerikanischen Tudor United SportsCar Championship am Steuer, hinter dem führenden Michael Christensen schon wieder auf dem zweiten Platz. Perfekt war neben der Leistung der Fahrer auch die Rennstrategie des Porsche Team Manthey: Als die Strecke zwei Stunden vor dem Ziel immer weiter abtrocknete, entschieden die Strategen zum richtigen Zeitpunkt von Regenreifen auf profillose Slicks zu wechseln.

Weitere Artikel