Patrick, wie würden Sie Ihre neue Rolle als Teilhaber des Teams Dempsey Proton Racing beschreiben, das den Porsche 911 RSR mit der Startnummer 77 einsetzt?
Es ist toll, den Motorsport aus einer neuen Perspektive zu erleben. Im vergangenen Jahr habe ich mich in erster Linie auf das Fahren konzentriert. Ich war in der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC am Start – eine der größten Herausforderungen meines Lebens. In diesem Jahr freue ich mich darauf, das Team in meiner neuen Rolle als Teilhaber zu unterstützen. Für das Auftaktrennen in Silverstone sind wir gut vorbereitet, das Team macht einen Weltklasse-Job. Ich werde selbst in Silverstone sein und auch in Le Mans.
Wie oft werden wir Sie an der Rennstrecke sehen?
Ich werde versuchen, zu den Rennen zu kommen, so oft es meine Zeit erlaubt. Ich war schon immer ein großer Motorsportfan, und ich liebe neue Herausforderungen. Als Teilhaber von Dempsey Proton Racing habe ich jetzt die Möglichkeit, beides zu kombinieren. Was ich bisher schon über die betriebswirtschaftlichen Aspekte meiner neuen Tätigkeit gelernt habe, ist eine bereichernde Erfahrung. Ich kann es kaum erwarten, bis die Saison an diesem Wochenende in Silverstone endlich losgeht.
Mit Richard Lietz und Michael Christensen sitzen die Titelverteidiger im 911 RSR mit der Nummer 77. Sind Sie stolz, so gute Fahrer im Team zu haben?
Klar, extrem stolz. Richard und Michael gehören zu den schnellsten und erfahrensten Piloten im Feld. Sie haben die große Verantwortung, den Meistertitel zu verteidigen, und sie sind genau die richtigen Fahrer, um diesem enormen Druck stand zu halten. Ich schätze mich wirklich sehr glücklich, sie in unserem Team zu haben. Aber es wird nicht einfach werden, schließlich fahren sie den einzigen Porsche in der Klasse GTE-Pro. Einige Hersteller treten mit völlig neuen, für diese Saison entwickelten Autos an. Unseres ist dagegen eine modifizierte Version des 2015 eingesetzten 911 RSR. Einer unserer Vorteile sollte die Zuverlässigkeit sein. Und wann immer die Strecke nass ist, ist der Elfer das mit Abstand beste Auto im Starterfeld. Das haben wir in der vergangenen Saison oftmals bewiesen.
Was macht den 911 RSR so besonders für den Fahrer?
Den 911 RSR zu fahren ist aufregend und anspruchsvoll zugleich. Er ist ein sehr leistungsstarkes Auto, und auf deinen Körper wirken enorme Kräfte ein. Du musst daher sehr gut in Form sein, um konstant schnelle Rundenzeiten fahren zu können. Auf der anderen Seite ist der Elfer sehr gut ausbalanciert. Durch das Feedback, das du als Fahrer bekommst, kannst du leicht fühlen, was das Auto macht. Das ist genau das, was du von einem guten GT-Auto erwartest. Es fühlt sich immer noch an wie der 911 für die Straße, ist auf der Rennstrecke aber viel präziser und natürlich auch schneller. Den 911 RSR zu fahren macht Spaß und ist eine spannende Erfahrung. Es gibt nichts Vergleichbares.
2015 haben Sie sich darauf konzentriert, sich als Fahrer zu verbessern – mit großem Erfolg: In Le Mans waren Sie Zweiter in der Klasse GTE-Am und in Fuji haben Sie sogar gewonnen. Wie ist das für Sie gewesen?
Mit diesen Erfolgen ist ein Traum Realität geworden. Ich habe in dieser Saison sehr hart gearbeitet, und es war großartig zu sehen, dass ich so viel erreicht habe. Das war eine sehr befriedigende Erfahrung. Als Sportler ist der Erfolg nun mal das, was du erreichen willst. Bei der ganzen Vorbereitung und dem harten Training hast du immer nur den Erfolg im Kopf. Das ist deine Motivation.
Können Sie das Gefühl beschreiben, in Le Mans auf dem Podium zu stehen, vor Tausenden von Fans?
Damit hat sich mein größter Traum erfüllt. Wenn du da oben stehst vor diesen Menschenmassen – dieses Gefühl ist nur schwer in Worte zu fassen. Das war total überwältigend und emotional im positiven Sinn. Vor allem, wenn du dir die Bedeutung und Geschichte von Le Mans in Erinnerung rufst und an all die legendären Rennfahrer denkst, die dort gefahren sind. An diese Momente werde ich sicherlich mein Leben lang denken.
Gab es noch weitere Höhepunkte in der Saison 2015?
Ich habe großartige Erinnerungen an 2015. Als Rennfahrer habe ich mich enorm weiterentwickelt und ein neues Level erreicht. Das hat sich toll angefühlt. So eng mit Porsche zusammen zu arbeiten hat sehr viel Spaß gemacht. Es war ein außergewöhnliches Jahr. Ich blicke mit einem sehr guten Gefühl und großer Zufriedenheit darauf zurück.
Was ist Ihr Fokus für 2016?
Mein Ziel ist es, die Erfolge der vergangenen Saison zu wiederholen, diesmal in meiner Rolle als Teilhaber des Teams. Aber wie ich schon sagte: In der Klasse GTE-Pro wird das noch schwieriger werden. Ich freue mich schon sehr auf das erste Rennen in Silverstone.
Ihre Familie wird 2016 noch häufiger mit der Rennszene in Berührung kommen. Freuen Sie sich darüber?
Ja natürlich, Porsche und Familie sind eins. Im Langstreckensport auf diesem Level engagiert zu sein bedeutet, sehr viel reisen zu müssen. Dass ich meine Erfahrung und Leidenschaft für die Rennerei jetzt öfter mit meiner Familie teilen kann, ist großartig.
Im vergangenen Jahr kamen Sie quasi in letzter Minute nach Silverstone, kannten die Strecke nicht. Das muss sehr schwierig gewesen sein. Wie wird das diesmal – ohne Hektik, in einer anderen Rolle und mit mehr Zeit, das Rennen zu genießen?
Letztes Jahr war Silverstone in der Tat nicht einfach. Das ist eine sehr schnelle und anspruchsvolle Strecke mit einer großen Geschichte. Jetzt in meiner neuen Rolle zurückzukehren ist eine gute Gelegenheit, den Saisonauftakt aus einer anderen Perspektive zu erleben. Das wird auf jeden Fall viel entspannter.
In den vergangenen Jahren wurden Sie zu einem wichtigen Mitglied der Porsche-Motorsportfamilie. Wie würden Sie Ihr Verhältnis zu den anderen Fahrern und den Porsche-Motorsportleuten beschreiben?
Ich war schon immer ein großer Porsche-Fan. Mit Porsche so eng zusammen zu arbeiten ist denn auch eine sehr inspirierende Erfahrung. Das sind tolle Menschen. Ich habe zu allen in der Porsche-Motorsportfamilie, auch den Fahrern, ein großartiges Verhältnis. Ich liebe es, ein Teil des Teams zu sein. Ich habe von einigen der besten Rennfahrer der Welt sehr nützliche Tipps bekommen. Das hat mir dabei geholfen, mich in der vergangenen Saison stetig zu verbessern und diese tollen Resultate herauszufahren.
Woher kommt eigentlich Ihre Begeisterung für den Rennsport?
Das hat schon sehr früh in meiner Kindheit angefangen. Schon als ich noch sehr jung war, habe ich Rennen und Autos geliebt. Mein Vater hat mir immer kleine Matchbox-Autos mitgebracht, und wir haben uns zusammen das Indianapolis 500 angesehen oder im Radio angehört. Ich habe mich einfach schon immer für alles interessiert, was Rennen fährt.