Le Mans: vor dem Start

Kurz vor dem legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans laufen die Vorbereitungen bei Porsche auf Hochtouren. Erfahren Sie hier alle Daten und Fakten.

Am 14. Juni 2014 um 15 Uhr startet Porsche das erste Mal seit 16 Jahren wieder in der Topkategorie des wohl härtesten Automobilrennens der Welt. Beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans tritt der Stuttgarter Sportwagenhersteller mit dem innovativsten Prototypen im Feld an. Die beiden Porsche 919 Hybrid mit den Startnummern 14 und 20 werden pilotiert von den Trios Romain Dumas (Frankreich), Neel Jani (Schweiz), Marc Lieb (Ludwigsburg) und Timo Bernhard (Bruchmühlbach-Miesau), Brendon Hartley (Neuseeland), Mark Webber (Australien). Die sechs Weltklassefahrer vereinen 37 Le-Mans-Teilnahmen auf sich.

Obwohl Porsche in Le Mans mit 16 Gesamtsiegen Rekordhalter ist, kann der Sportwagenhersteller in diesem Jahr auf keinerlei Erfahrungswerte zurückgreifen. Beim Marathon an der Sarthe einen der beiden schnellen 919 Hybrid ins Ziel zu bringen, ist der Anspruch im ersten Jahr des LMP1-Engagements.

Neu geschaffenes Knowhow nicht mehr zu nehmen

Fritz Enzinger, Leiter des LMP1-Teams, freut sich auf das Rennen: „Porsche steht vor dem größten Moment des LMP1-Projekts – dem ersten Start in der Topkategorie in Le Mans seit 16 Jahren. Wie auch immer das ausgeht: Auf dem Weg dorthin haben wir eine Menge Etappenziele erreicht." Allen voran sei die Einbettung einer starken, innovativen Ingenieursmannschaft in das Porsche Entwicklungszentrum Weissach zu nennen. Das unter großem persönlichen Einsatz von allen Beteiligten im eigenen Haus neu geschaffene Knowhow könne Porsche niemand mehr nehmen. "Die Poleposition in Spa hat gezeigt, dass der Porsche 919 Hybrid schnell ist, damit haben wir uns als Neulinge ersten Respekt verdient. Ich bin sehr stolz auf dieses junge und technisch wie fahrerisch höchst kompetente Team. Ich wünsche jedem einzelnen von uns viel Glück und Erfolg für diesen Marathon.“

Zahlen und Fakten zu Porsche in Le Mans:

  • Mit 16 Gesamtsiegen ist Porsche Rekordhalter in Le Mans.

  • Der erste Porsche-Gesamtsieg datiert aus 1970 (Hans Herrmann/Richard Attwood auf 917 KH Coupé), der bis dato letzte gelang am 7. Juni 1998 (Laurent Aiello/Allan McNish/Stéphane Ortelli auf Porsche GT1).

  • Laut offiziellem Archiv kamen bisher 812 Porsche-Fahrzeuge in Le Mans zum Einsatz, das ist ebenfalls Rekord.

  • Die schnellste Qualifyingrunde fuhr Hans-Joachim Stuck 1985 im Porsche 962 C (Schnitt 251,815 km/h). Weil seit 1990 Schikanen die lange Hunaudières-Gerade unterbrechen, bleibt das wohl ein Rekord für die Ewigkeit.

  • Die längste Renndistanz legten Timo Bernhard/Romain Dumas/Mike Rockenfeller 2010 bei ihrem Gesamtsieg für Audi zurück: 5.410,713 km (397 Runden, Schnitt 225,45 km/h).

  • Die Startnummern 20 und 14 der beiden neuen Porsche 919 Hybrid stehen für das Jahr der Rückkehr.

  • Im Qualifying (Mittwoch und Donnerstag bis Mitternacht) muss jeder Fahrer mindestens fünf Runden bei Dunkelheit fahren. Während in der WEC die Durchschnittszeit der schnellsten zwei Runden von zwei Fahrern (also das Mittel aus vier Rundenzeiten) zählt, gilt für Le Mans ganz klassisch die schnellste mit dem Auto gefahrene Runde.

  • Die Le-Mans-Nacht ist eine der kürzesten des Jahres: Sonnenuntergang ist am Samstag um 21:55 Uhr, Sonnenaufgang am Sonntag 05:53 Uhr.

  • Bei normalem Rennbetrieb (ohne Safety-Car-Phase) muss der Porsche 919 Hybrid alle 13 bis 14 Runden tanken.

  • Betankung und Reifenwechsel dürfen nur nacheinander durchgeführt werden. Beim Radwechsel dürfen nur zwei Mechaniker gleichzeitig arbeiten. Das dauert also viel länger als beispielsweise in der Formel 1.

  • Ein Fahrerwechsel wird normalerweise nur vorgenommen, wenn auch neue Reifen gebraucht werden.

  • Zwei Tankfüllungen mit einem Satz Michelin-Reifen sind absolutes Minimum, drei sollten Standard sein, manchmal könnte es sogar gelingen, vier zu schaffen – eine offene Frage und eine gewaltige Herausforderung für die Piloten.

  • Im Rennen darf ein Fahrer nicht mehr als vier Stunden innerhalb von sechs Stunden fahren. Insgesamt darf er nicht mehr als 14 der 24 Stunden fahren.

  • Aufgrund der Streckenlänge gibt es in Le Mans drei Safety Cars.

  • Das technische Material vor Ort umfasst außer den beiden Rennfahrzeugen unter anderem ein Ersatzchassis, sechs Verbrennungsmotoren, fünf Vorderachsgetriebe, fünf Hinterachsgetriebe, sechs Front- und sechs Heckflügel, 80 Felgen, über 100 Funkgeräte und Kopfhörer.

  • Die Menge elektrischer Energie, die der Fahrer pro Le-Mans-Runde als sogenannten Boost zusätzlich nutzen kann, ist begrenzt. Der Porsche 919 Hybrid darf auf der 13,629 Kilometer langen Runde exakt 1,67 Kilowattstunden (kWh) Strom verbrauchen.

  • 2013 hat der Le-Mans-Sieger 348 Runden absolviert. Über diese Distanz würde der 919 Hybrid aus seinen Energierückgewinnungssystemen 581,2 Kilowattstunden (kWh) erzeugen und einsetzen – eine elektrische Leistung, die eine 60-Watt-Glühbirne ganze 9.687 Stunden lang leuchten ließe. Oder anders ausgedrückt: Mit dieser Energie könnte das derzeit effizienteste Elektroauto in der Kompaktklasse, der neue Volkswagen e-Golf, 4.576 Kilometer zurücklegen – und damit zum Beispiel einmal quer durch die USA von New York bis nach Los Angeles reisen.

  • Unter dem Strich gibt es in Le Mans noch mehr als Ruhm und Ehre zu gewinnen: doppelt so viele Punkte wie bei den übrigen sieben Läufen zur Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC, die über sechs Stunden ausgetragen werden.

  • In der WEC liegt das Porsche Team nach zwei von acht Läufen derzeit mit 36 Punkten hinter Toyota (84) und vor Audi (28).

  • Der Porsche 919 Hybrid wurde im Entwicklungszentrum der Porsche AG in Weissach konstruiert und gebaut. Dort arbeiten 230 Teammitglieder.

  • Die Porsche Team Kernmannschaft für den LMP1-Einsatz an der Rennstrecke in Le Mans besteht aus 86 Mitarbeitern (Ingenieure, Mechaniker, Teammanagement). Hinzu kommen die Mitarbeiter aus den Bereichen Kommunikation und Marketing, Sponsoring und Fahrerbetreuung.

  • Das bedeutet für die Le-Mans-Woche, dass ganz nebenbei auch weit über 1.000 Teamhemden und andere Garderobe parat sein muss.

  • Für die Verpflegung in der Team- und Media-Hospitality stehen unter anderem auf dem Einkaufszettel: 50 Kisten Salat, 50 Kilogramm Erdbeeren, 300 Melonen, 1,2 Tonnen Fleisch, 500 Kilogramm Fisch, 600 Kilogramm Nudeln, 2000 Eier und 1100 Stangenbrote.

  • Während die meisten Teammitglieder in der Rennnacht dann und dort die Augen zumachen, wo sich Zeit und Raum finden, haben die Fahrer Feldbetten in Containern hinter der Box. Schlaf in Ruhe ist ausgeschlossen, Schlaf vor Erschöpfung wahrscheinlich.

  • Der Veranstalter, der Automobile Club de l’Ouest (ACO), erwartet über 250.000 Zuschauer zum Rennen.

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