Alte Porsche sind begehrter denn je. Nicht nur bei Liebhabern von Oldtimern, sondern auch bei bandenmäßig organisierten Autodieben. Vor diesem Hintergrund hat Porsche Classic jetzt eine für Neufahrzeuge bereits seit einiger Zeit angebotene Satellitenüberwachung für den Einsatz in Young- und Oldtimern weiterentwickelt. Kernelement des neuen „Porsche Classic Vehicle Tracking Systems“ ist ein autarkes Sensorpaket, das an verborgenen Stellen im Fahrzeug integriert wird. Diese Einheit kommuniziert mit einem europaweiten Sicherheitsnetz. Das neue System passt in individuellen Ausführungen für alle Porsche-Klassiker – vom 356 mit seinem Sechs-Volt-Bordnetz bis zum Carrera GT. „Mit unserem neuen Tracking System bieten wir unseren Kunden künftig eine Schutzfunktion an, die bei einem Diebstahlversuch einen Alarm zur Fahrzeugverfolgung auslöst und das Verschwinden so im Idealfall frühzeitig verhindert“, sagt Alexander Fabig, Leiter Porsche Classic.
Das System besteht aus mehreren Komponenten. Da ist zunächst einmal die Hardware. Das eher unscheinbare und kompakte Bauteil wird im Fahrzeug untergebracht. Die Entwickler haben dabei für jedes Porsche-Modell mehrere Möglichkeiten definiert. Die zuständigen Porsche Zentren bekommen dazu die entsprechenden Pläne. Doch selbst wenn es den bestens organisierten Diebesbanden gelingen sollte, solche technischen Hinweise zu entwenden – da es immer unterschiedliche Stellen in den Autos gibt, den Sender zu platzieren, ist es äußerst schwierig und vor allem zeitlich aufwendig, das Gerät aufzuspüren und möglicherweise lahmzulegen. Und der Zeitfaktor spielt bei den Dieben generell eine entscheidende Rolle, denn sie wollen schnellstens mit dem Objekt ihrer Begierde den Tatort verlassen.
Beliebt sei bei Autodieben, als Erstes die Batterie abzuklemmen, um Alarmanlagen und ähnlichen Schutz auszuschalten. Doch bei dem neuen System nütze das nichts. „Die Hardware ist zwar ans Bordnetz angeschlossen. Doch wird der Stromkreis eines damit ausgerüsteten Fahrzeugs unterbrochen, wird sofort ein Alarm ausgelöst“, so Linda Vetten, Produktmanagerin im Classic-Kundenzentrum. Zudem sei das System mit einem eigenen Akku ausgerüstet und damit autark. Der Alarm gehe wie bei der GPS-Überwachung der Neufahrzeuge an das international agierende Sicherheitszentrum. Der Kunde bekomme zudem über die dazugehörige App eine Meldung. Bestätigt der Besitzer auf Rückfrage einen unbefugten Zugriff, werden die Behörden informiert und die Jagd auf die Diebe beginnt. Über das System erkenne das Sicherheitszentrum den Aufenthaltsort oder die Fahrroute des Klassikers und unterstützt die Einsatzkräfte vor Ort bei der Fahndung.
Zudem ist optional die Möglichkeit gegeben, per Funkbefehl einen Wiederstart des Motors zu verhindern, sollte der Wagen zwischenzeitlich abgestellt werden. Das Entsperren sei anschließend ausschließlich von Mitarbeitern des Sicherheitszentrums möglich. Natürlich ist den Porsche-Entwicklern bekannt, dass die Banden über modernste Technologien wie beispielsweise auch Störsender verfügen, um GPS-Signale zu verhindern. Dazu erneut Linda Vetten. „Werden Störsignale empfangen, geht ebenfalls unverzüglich eine Alarmmeldung raus.“ Autorisiert für den Einbau sind ausschließlich Porsche Zentren. Je nach Modell dauert die Installation zwischen einer und vier Stunden. Die Kosten für das Gerät liegen bei etwa 1.000 Euro plus eine Servicegebühr von 20 Euro im Monat.
Mechanischer Schutz von Bear-Lock
Als Ergänzung zur elektronischen Lösung bietet sich darüber hinaus eine mechanische Gangschaltungssperre an. Die macht es Dieben nahezu unmöglich, den Wagen zu fahren. Entwickelt hat diese Schalthebelsperre das Berliner Unternehmen Bear-Lock. Angeboten wird sie aktuell für angehende Porsche-Youngtimer wie die 997-Generation des 911, den Boxster der Serien 986 und 987, den ersten Cayman (987) sowie den ersten und zweiten Cayenne. Porsche Klassik hat jedoch mit Bear-Lock gesprochen: Sollte eine ausreichende Zahl ernsthafter Nachfragen für bestimmte klassische Porsche zusammenkommen, ist die Entwicklung für weitere Modelle denkbar. Rund 50 bis 100 Vorbestellungen würden reichen, damit eine spezifische Entwicklung – beispielsweise für die Porsche 911 G-Modelle oder den 356 – geprüft wird. Denkbar wäre es hier, das zum Beispiel zentral organisiert über die Porsche Clubs durchzuführen.
Porsche Klassik selbst ist über einen Umweg auf Bear-Lock aufmerksam geworden: Ein Redaktionsmitglied ließ seinen – bei Diebesbanden ebenfalls hoch im Kurs stehenden – VW California mit dem System ausrüsten. Denn unter den Fahrern des Bulli – ganz gleich ob als Reisemobil oder Van – ist Bear-Lock mittlerweile eine feste Größe, wenn es um zuverlässigen Diebstahlschutz geht. In Städten wie Berlin oder Hamburg fallen immer mehr Bullis auf, die den Bear-Lock-Aufkleber auf den Scheiben kleben haben. Und diesen Aufkleber bekommt nur, wer die Sperre auch wirklich an Bord hat.
Bear-Lock – so funktioniert's
Und so funktioniert die Sache: Die Gangschaltungssperren blockieren schlicht und einfach die Schaltung – bei Fahrzeugen mit manuellem Getriebe bei eingelegtem Rückwärtsgang, bei Automatik-Modellen in der eingelegten Parkstufe. Eingebaut werden die individuell für jeden Wagentyp entwickelten Sperren (mit Abreißschrauben) hinter oder unter der Mittelkonsole an vorhandenen Punkten der Karosserie, sodass keine Änderungen am Auto vorgenommen werden müssen.
Der Aufbau des Systems ist immer ähnlich: Es besteht aus einem Hauptteil mit Schließzylinder und Sperrbolzen respektive Sperrriegel. Zum Sperren schiebt sich der Bolzen oder Riegel je nach Fahrzeugtyp direkt vor den Schalthebel oder in ein Gegenstück, das auf dem Schaltgestänge beziehungsweise Schaltseil befestigt ist. Von außen ist diese Konstruktion nicht sichtbar. Im Interieur ist lediglich das Schloss für die Schaltsperre zu sehen. Dafür wird ein 22 bis 33 Millimeter großes Loch in die Mittelkonsole gebohrt. Das Schloss und seine Verkleidung ist aber sehr hochwertig verarbeitet und stört nicht. Abgeschlossen wird einfach, indem das Schloss leicht im Uhrzeigersinn gedreht und gedrückt wird. Das Aufschließen erfolgt per Schlüssel. Die Sperren werden nur an Fachwerkstätten ausgeliefert – zum Beispiel die Porsche Zentren. Der Einbau dauert ca. drei Stunden. Die Ganzschaltungssperre selbst kostet rund 250 Euro inklusive Mehrwertsteuer.
Info
Text erstmalig erschienen im Magazin Porsche Klassik 13.
Text: Wolfgang Schäffer, Thomas Fuths // Fotos: Porsche AG, Fotolia AA+W, Bear-Lock
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