1985: Der Moment, in dem die Zukunft zur Gegenwart wird
Sobald sie um die Ecke biegen zum Porsche-Stand ist das für viele Besucher der IAA in Frankfurt der Moment, in dem sie alles vergessen. In dem ihnen langsam die Kiefer herunterklappen und sie vor lauter Gucken ganz trockene Augen bekommen. In dem sie Technik noch einmal ganz neu erleben. Ein Moment, in dem sich ihnen quasi ein Blick in die Zukunft offenbart: Porsche stellt seinen neuen Supersportwagen nicht einfach nur aus – nein, die Zuffenhausener präsentieren die serienreife Version des Porsche 959 auf völlig neue Weise im spektakulären Schnittmodell. Über die ganze Länge des Wagens verläuft der Schnitt, die silbern glänzende Kevlar- und Aluminiumkarosserie, ja sogar die Front- und Heckscheibe haben die Ausstellungstechniker akkurat in der Mitte aufgesägt. Räder, Bremsen, Aufhängung, der mit braunem Leder verkleidete Innenraum, das Cockpit und natürlich das mächtige, 450 PS starke Turbotriebwerk, das den gesamten Heckteil ausfüllt – alles haben die staunenden Besucher genau im Blick. Allein die Form der Ausstellung haut sie von den Socken. Wäre da nicht auch noch die Technik, die alles andere in den Schatten stellt.
Der Block des Sechszylinder-Biturbo-Boxers ist aus einer Aluminiumlegierung gegossen, die Zylinder sind luft- und die Zylinderköpfe wassergekühlt, die zwei Turbolader in Registeranordnung garantieren mächtigen Vortrieb in allen Drehzahlbereichen. Das Fahrwerk ist elektronisch geregelt und auf Knopfdruck konfigurierbar, die automatische Niveauregulierung passt sich der Geschwindigkeit an, der Allradantrieb wird über ein komplexes Sensorsystem laufend abgestimmt. Der mächtige Motor in Kombination mit einer aerodynamisch optimierten Karosserie lässt den Supersportler auf sagenhafte 317 km/h Spitzengeschwindigkeit sprinten – Weltrekord unter den damaligen Seriensportwagen.
Der 959 als Vorbild und Technologiepool für viele folgende Porsche-Generationen
Der Über-Porsche 959 ist der Technologieträger schlechthin, State of the Art der Automobiltechnik, ein fahrender Gruß aus der Zukunft. Und ein riesiger Imagegewinn für Porsche. Die insgesamt 292 produzierten Modelle sind im Nu verkauft – Zuffenhausen kommt mit der Produktion des hochkomplexen Gefährts kaum nach. Das Schnittmodell auf der IAA ist ein klares Statement, ein Zeichen für die Leistungsfähigkeit der Weissacher Entwicklungsabteilung: Porsche baut nicht nur schnelle, elegante Sportwagen. Porsche ist in der Entwicklung ganz weit vorn. Projektleiter Manfred Bantle nennt den 959 ein „Lernfahrzeug“ – Vorbild und Technologiepool für viele folgende Porsche-Generationen. Und so braucht der Porsche 959 auch heute noch, gut 30 Jahre später, den Vergleich mit seinen Urenkeln nicht zu scheuen. Er ist ja durchaus rüstig geblieben, mit seinen 3,7 Sekunden von 0 auf 100.