1963: Der Moment der Mittelnull
Oktober 1963: Aufbruchsstimmung, Spannung, fast schon Euphorie – es weht ein ganz spezieller Wind durch Zuffenhausen. Nach 15 erfolgreichen Jahren steht der Nachfolger des 356 in den Startlöchern und sorgt auf der IAA in Frankfurt für große Augen und bewundernde Blicke. Die Sportwagenzukunft hat einen Namen: Porsche 901.
Aber nur für kurze Zeit. Denn dann erhebt der Hersteller Peugeot Einspruch gegen die Typenbezeichnung. Begründung: eine Verletzung des französischen Urheberrechts und des Warenzeichenschutzes. Zwar hatte die Porsche-Entwicklungsabteilung im Vorfeld eine akkurate Namensrecherche betrieben, ein Automodell mit der Bezeichnung 901 war nirgends verzeichnet. Doch Peugeot beruft sich auf das Prinzip der Mittelnull: dreistellige Ziffernfolgen, die Null in der Mitte. In Frankreich besitze man einen rechtlichen Schutz für alle ähnlichen Zahlenreihen.
Für Porsche kommt diese Information in einem denkbar schlechten Augenblick: Der Typenschriftzug für den „901“ ist längst gestaltet, die ersten Plakate und Hefte schon gedruckt, die ersten metallenen Lettern für den Schriftzug am Fahrzeugheck bereits gestanzt. Doch Designchef Ferdinand Alexander Porsche macht aus der Not eine Tugend, aus dem Schreckmoment einen Triumph: Er verdoppelt schlichtweg die „1“ im Namen. Welch ein Symbolcharakter. Aus der Null wird eine Eins. Aus dem 901 der Elfer. Und aus dem Elfer – wird eine Legende.