Chronisten einer urbanen Jugendkultur

Graffiti ist ein wichtiger Bestandteil der Hip-Hop-Kultur – die Corporate Identity der Straße. Für Back to Tape visualisieren die drei Writer Scotty76, Fuego Fatal und Yugo die Idee des Buches „Hip-Hop-Kultur – Ein Roadtrip durch Europa“.

Bunte Graffiti-Kunst gehört heute vielerorts zum Stadtbild. Als ein Element der Jugendkultur Hip-Hop nahm sie im New York der 1980er-Jahre Form an. Ihr Ursprung liegt aber viele tausend Jahre davor: Als eine der frühesten Ausdrucksformen der Menschheitsgeschichte übermittelten unsere Vorfahren durch Höhlenmalereien ihr Wissen, ihren Glauben und ihre Erfahrungen. Diese Form der Kommunikation ist im Laufe der Geschichte nicht ausgestorben. Ob im alten Ägypten oder bei den Wikingern – auch viele spätere Kulturformen bedienten sich der Zeichen an der Wand. „Jede Generation hat ihre Chronisten“, sagt Scotty76. „Wir sind die der Hip-Hop-Kultur.“ Der Stuttgarter Graffiti-Künstler muss es wissen. Der Beweis steht auf seinen Körper tätowiert: Hip-Hop is my Life.

Gemeinsam mit dem Frankfurter Fuego Fatal und dem Hamburger Yugo interpretiert er mit legal gesprühten Kunstwerken das kürzlich veröffentlichte Buch „Hip-Hop-Kultur – Ein Roadtrip durch Europa“. Es ist Teil der Content-Reihe „Back to Tape“ mit Niko Hüls.  „Das Ziel von Back to Tape war es immer, den Dialog mit der Straße zu suchen – und Hip-Hop ganzheitlich zu begreifen, nicht nur als Musikrichtung oder Kleidungsstil“, erklärt Hüls. So entstand schließlich die Idee, die Arbeit an einem Reise- und Kulturführer über Hip-Hop in Europa von drei unterschiedlichen Szenegrößen der deutschen Graffiti-Kultur begleiten zu lassen. „Ich habe Scotty, Fuego und Yugo von meinem Roadtrip erzählt – und sie haben losgelegt und in ihrem ganz eigenen Stil ein Graffiti-Kunstwerk an einem legalen Ort entworfen.“

Stuttgart: Scotty76

Aufgewachsen im Heidelberger Stadtteil Emmertsgrund, legt Steve Patzschke, wie er mit bürgerlichem Namen heißt, schon im Kindergarten den Pinsel nicht aus der Hand. Farben begeistern ihn. Genau wie die Musik. Er rappt, sprüht und tanzt. Heute zählt er bundesweit zu den einflussreichsten Graffiti-Writern.

Frankfurt am Main: Fuego Fatal

Jorge Labraña ist in Frankfurt unter seinem Hip-Hop-Synonym Fuego Fatal bekannt. Ähnlich wie Scotty76 ist der gebürtige Nordhesse Hip-Hop durch und durch. Er ist Botschafter der Frankfurter Subkultur, rappte in legendären Crews wie Nordmassiv und Binding Squad, besitzt sein eigenes Modelabel und verbindet in seinem Atelier Straßenkunst und Lifestyle. Mit Graffiti-Workshops gibt er den kulturellen Geist der Bewegung an die nächste Generation weiter und setzt sich aktiv für den Dialog mit der lokalen Politik ein.

Hamburg: Yugo

Seit knapp 30 Jahren ist Yugo in Hamburg Teil lokalen Graffiti-Szene. Inspiriert wird der gelernte Grafik-Designer auch von den frühen Pieces in New York, Geburtsort der weltweiten Hip-Hop-Kultur. Dort ist Graffiti weit vor der heutigen Jugendkultur ein Phänomen in der Stadt, die niemals schläft: Am 21. Juli 1971 berichtete die New York Times über das Faible eines griechischstämmigen Botenjungen, sein Pseudonym TAKI 183 während seiner Botengänge durch die Stadt auf diversen Wänden zu hinterlassen. Das Tagging war geboren. Als das ZDF am 7. April 1983 den Spielfilm „Wild Style“ über das Leben des jugendlichen Graffiti-Sprühers Zoro erstmals ausstrahlt, schwappt die kreative Straßenkunst auch nach Deutschland.

„Graffiti ist ein wesentlicher Bestandteil von Back to Tape“, erklärt Hüls. Besondere Anziehungspunkte für den Hamburger Musik-Journalisten auf Reisen: Hall of Fames. Offene Orte, an denen im Auftrag der Stadt freie Flächen für die Graffiti-Kunst bereitgestellt werden und Writer jeden Alters und Herkunft gemeinsam moderne Straßenkunst erschaffen – so wie die Galerie in Stuttgart-Bad Cannstatt. Ein besonderer Ort für alle Hip-Hop-Fans.

Der Porsche Newsroom stellt vier internationale Graffiti-Writer aus dem Back to Tape-Universum vor:

1. El Xupet Negre (Barcelona)

Niko Hüls, El Xupet Negre, l-r, Roadtrip Back2Tape, Barcelona, 2020, Porsche AG

Der studierte Grafik-Designer El Xupet Negre gilt als Pionier im Bereich der Logo-Entwicklung und als einer der prägendsten Graffiti-Artists der vergangenen 20 Jahre. In seiner Heimatstadt Barcelona trägt er maßgeblich dazu bei, dass Straßenkunst und Sprühen elementarer Bestandteil der Urbanisierung wird. 1987 taucht hier erstmals sein Markenzeichen auf: ein schwarzer Schnuller.

2. Nicolas Couturieux (Paris)

Nicolas Couturieux, Kunstkurator, Niko Hüls, Roadtrip Back 2 Tape, Paris, 2020, Porsche AG

Nicolas Couturieux ist Kunstkurator, Hip-Hop-Produzent und Editor – ein  Urgestein der Pariser Kreativszene und dabei fest verwurzelt im System Hip-Hop. Couturieux, der regelmäßig in Paris, Nancy und Toulouse ausstellt, verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: Er möchte Graffiti als zeitgenössische Kunst etablieren und in den größten Museen Frankreichs ausstellen.

3. Lars Pedersen (Kopenhagen)

Lars Pedersen, Niko Hüls, l-r, Cayenne S Coupé, Roadtrip Back2Tape, Kopenhagen, 2020, Porsche AG

Lars Pedersen ist eine europäische Graffiti-Legende. Er entwickelte das Roskilde Festivals weit über die Grenzen Dänemarks hinaus zu einem Mekka für Breakdancer und Streetartists und pflegt Kontakte auf der ganzen Welt. Seine Werke aus dem gemeinsam mit Peter Skensved gegründeten Institute of Urban Art sind heute in mehr als 40 Ländern zu sehen. Die von Lars Pedersen kuratierte 470 Meter Graffiti-Kunst zur Geschichte der Menschheit in Kopenhagen zählt zu den wichtigsten Hip-Hop-Orten Europas.

4. Scotty76 (Stuttgart)

Scotty76, Niko Hüls, Backspin, l-r, Back to Tape, Stuttgart, 2018, Porsche AG

Mit Hip-Hop um die Welt: Der Stuttgarter Tattoo-Artist Scotty76 ist 25 Jahre gelebte Hip-Hop-Kultur. Er tanzte in den Videos von Torch, Toni-L und Advanced Chemistry, bereiste mit Hip-Hop China und die USA, war Teil der Southside Rockers und erlebte die Geburtsstunde der Stieber Twins in Heidelberg und ihr legendäres Album “Fenster zum Hof”. Mit 12 Jahren beschäftigte sich Scotty76 erstmals mit Graffiti und der Gestaltung von Artworks, Plattencovers, Skulpturen und Leinwänden. Heute betreibt er ein erfolgreiches Tattoo-Studio in Stuttgart und arbeitet für Marken wie adidas und Converse.

Offizielle Playlist von Back 2 Tape


 

Info

Das Buch „Hip-Hop-Kultur – Ein Roadtrip durch Europa“ kann ab sofort für 24,90 Euro unter www.back2tapebook.com bestellt werden. Alle Einnahmen aus dem Buchverkauf spenden Porsche und Niko Hüls an Viva Con Agua. Der gemeinnützige Verein ermöglicht Menschen weltweit Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung. Mit seinem WASH-Projekt (Wasser, Sanitär, Hygiene) sorgt Viva Con Agua in vielen Ländern, zum Beispiel Uganda, Äthiopien, Mosambik oder Südafrika, für eine bessere Wasserversorgung.

Hinweis

Der Roadtrip von Niko Hüls und Porsche durch Europa wurde vor Ausbruch des Coronavirus produziert. Porsche, Backspin sowie die involvierten Künstler sind sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und raten zum derzeitigen Zeitpunkt aus Rücksicht auf die Gesundheit und das Wohlergehen aller Menschen von einer derartigen Reise ab.

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