Seit 20 Jahren bin ich als Musik-Journalist für Hip-Hop auf Reisen. Für “Back to Tape” war ich 2018 auf Spurensuche dieser Jugendkultur in Deutschland unterwegs. Ich habe unter anderen Curse, Samy Deluxe, Namika oder Moses Pelham an Orten besucht, die ihnen viel bedeuten - abseits von Promo-Touren oder Konzertsälen.

Nun habe ich gemeinsam mit Porsche einen Roadtrip quer durch Europa unternommen, der mich zu Künstlern und Städten in Frankreich, Großbritannien, Dänemark, den Niederlanden Spanien und Deutschland geführt hat. Dabei ist mir klar geworden: Hip-Hop ist ein internationales, verbindendes Element. Überall wird Hip-Hop gelebt, respektiert und geliebt.

Nun beende ich meine Reise für “Back 2 Tape” dort, wo ich sie begonnen habe: in Berlin. Dort besuche ich DJ Josi Miller und Deutschrap-Legende Kool Savas.

„Ich wollte der beste MC sein”

Savaş Yurderi ist besser bekannt unter seinem Künstlernamen Kool Savas. Mit elf Jahren zog es den Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter von Aachen über die Türkei nach Kreuzberg. Rap steckt ihm von Kindesbeinen im Blut, die Straße und der harte Berliner Alltag als Jugendlicher werden zum täglichen Begleiter. Die US-Größen Too Short, Compton’s Most Wanted, Ice Cube und MC Eiht zählt er zu seinen Vorbildern.

Kool Savas rappt zunächst in englischer Sprache, bevor er sich gemeinsam mit Fumanschu und Justus als “Masters Of Rap” dem Deutschrap zuwendet. Mit Erfolg.

Kool Savas, Rapper, Roadtrip Back 2 Tape, Berlin, 2020, Porsche AG

„Meine ganzen Lehrer waren oder sind Rapper, Hip-Hop-Artists, Menschen, die mich durch Hip-Hop erreicht haben”, sagt die deutsche Rap-Legende. „Ich bin kein Typ, der sich hinsetzt und viel liest, ich könnte jetzt nicht Luther zitieren. Ich zitiere dann eben Kanye West.”

Hip-Hop steht für Toleranz

Der kommerzielle Durchbruch gelingt Savas 2002 mit dem Album “Der beste Tag meines Lebens”, das Platz sechs der deutschen Album Charts erreicht. Die Longplayer “Tot oder lebendig”, “Aura” und “Gespaltene Persönlichkeit” lassen den Berliner Battle-Rapper endgültig in den deutschen Hip-Hop-Olymp aufsteigen und zur festen Größe des Stadtbildes werden. „Meine Liebe zu Hip-Hop ist unverändert”, betont der bekennende Porsche-Liebhaber. “Ich habe viel gelernt und viel an mir gearbeitet, aber meine Beziehung und mein Kontakt zu Hip-Hop ist sogar noch intensiver als früher.” Ein wesentlicher Bestandteil seiner Vorstellung von Hip-Hop: Toleranz. Rap, DJ oder Breakdance kennen für Savas kein Rassendenken, sondern lediglich Respekt.

King of Rap

Für “Back 2 Tape” nehme ich mit Kool Savas an einem besonderen Ort Platz: Auf den Treppenstufen, die in seinem ikonischen Musik-Video für “King of Rap” zu sehen sind. Ein Deutschrap-Klassiker. Beat, Flow und Lyrics sind nicht nur damals, sondern für mich bis heute ein Gänsehautmoment der Musikgeschichte. Immer wieder werden in den Jahren nach dem Release Zitate auf die Reime von Kool Savas besungen. Egal ob Tua von den Orsons, Fatoni oder auch Dendemann oder Jan Böhmermann: sie alle beziehen sich auf den “King of Rap”.

Kool Savas, Rapper, Niko Hüls, Roadtrip Back 2 Tape, Berlin, 2020, Porsche AG
Niko nimmt mit Kool Savas an einem besonderen Ort Platz: auf den Treppenstufen, die in seinem ikonischen Musik-Video für “King of Rap” zu sehen sind

Die Kunst des Scratchens

Eine neue Epoche Beats will Josi Miller prägen. Die Leipzigerin entdeckt früh ihre Liebe zu Vinyl und Hip-Hop. 2017 ist sie als Tour-DJ von Trettmann unterwegs und kreiert gemeinsam mit dem Ausnahme-Rapper einen unverwechselbaren Live-Sound, zu dem ganz Deutschland tanzt. Auch für Frauenarzt steht sie an den Plattentellern und gewinnt einen Vize-Titel beim Red Bull Threestyle-Finale - der ihr Anerkennung und großen Respekt der Szene beschert.

Was sie fasziniert: „Aus Dingen, die es schon gibt, etwas gänzlich Neues zu erschaffen”, sagt Josi Miller, die früher unter ihrem Künstlernamen YO-C bekannt wurde. „All das braucht aber viel Übung. Das eine ist die Kunst des Scratchens, das andere ist das Gestalten von etwas, das es so noch nicht gibt.”

Josi Miller, DJ, Roadtrip Back 2 Tape, Berlin, 2020, Porsche AG

Ein Statement setzen

Gemeinsam mit Helen Fares moderiert sie seit 2016 den Podcast "Deine Homegirls", der zuerst auf Energy Sachsen lief und 2017 zum Hip-Hop-Channel "BoomFM" vom Berliner Online-Radio Flux FM wechselte. Bekanntheit erlangte das Duo über die ARTE Web-Dokumentation “Homo Digitalis”. Eines ihrer Themen: Frauen in der deutschen Rap-Branche.

Durchaus kritisch setzen sie sich mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Hip-Hop auseinander: „Je mehr Frauen in den hohen Positionen stattfinden, sei es in der Musikbranche oder im Line-Up, desto weniger muss man das Thema diskutieren”, findet Miller. „Heute ist das schon viel besser geworden. Aber ich möchte nicht für ein Festival gebucht werden, nur weil ich eine Frau bin. Am Ende zählen die Skills. Damit möchte ich die Leute überzeugen.”

Josi Miller, DJ, Roadtrip Back 2 Tape, Berlin, 2020, Porsche AG

Save the Date: Premiere von Back 2 Tape am 16. April

“Back 2 Tape” feiert am 16. April auf dem Porsche Newsroom Weltpremiere. Die Dokumentation in Zusammenarbeit mit dem Hip-Hop-Magazin “Backspin” und Musik-Journalist Niko Hüls beleuchtet die Jugendkultur Hip-Hop am Beispiel von insgesamt 16 Künstlern aus ganz Europa. Einen Blick hinter die Kulissen gibt es schon zuvor auf Social Media. Im Vorfeld der Premiere kommen einzelne Künstler über die Osterfeiertage via Instagram-Livestreams zu Wort und geben persönliche Einblicke in die Produktion des Filmprojekts.

Back 2 Tape

2018 hat sich Musikjournalist Niko Hüls in „Back to Tape” auf eine Reise zu den Wurzeln von Hip-Hop in Deutschland begeben. Nun setzt er seinen Roadtrip im Porsche Cayenne S Coupé quer durch Europa fort. Das Porsche Newsroom-Projekt „Back to Tape” beleuchtet in Kooperation mit dem Hip-Hop-Magazin „Backspin.de” kulturelle Prägungen durch die vier zentralen Elemente von Hip-Hop: Rap, DJing, Breakdance und Graffiti. In Teil 7 besucht Niko Hüls erneut Berlin.

Offizielle Playlist von Back 2 Tape

Hinweis

Nikos Roadtrip durch Europa wurde vor Ausbruch des Coronavirus produziert. Porsche, Backspin sowie die involvierten Künstler sind sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst und raten zum derzeitigen Zeitpunkt aus Rücksicht auf die Gesundheit und das Wohlergehen aller Menschen von einer derartigen Reise ab.

Info

Text: Niko Hüls
Fotos: Markus Schwer

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