Julia Görges ist schon gut angekommen in ihrem neuen Leben nach der Tenniskarriere. „Alles ist viel entspannter als zu der Zeit, als ich noch auf der Tour unterwegs war. Damals bestand mein Leben in erster Linie aus Kofferpacken, Reisen, Stress, Jetlag und solchen Sachen“, erzählt sie. Nie habe sie sich irgendwo richtig zu Hause gefühlt. Das ist jetzt anders: „Ich genieße es, heimzukommen und in meinem eigenen Bett zu schlafen. Das ist für mich schon etwas Besonderes.“
Dass sie während der Stuttgarter Turnierwoche mal wieder mit einem Hotelbett vorliebnehmen muss, nimmt sie gerne in Kauf. Beim Porsche Tennis Grand Prix ist sie in einer neuen Rolle unterwegs, und die Vorfreude darauf ist groß bei der Porsche-Markenbotschafterin. Für die Social-Media-Kanäle des Turniers wird sich mit ihren früheren Kolleginnen treffen und für die Fans dadurch ganz nah dran sein an Barty, Kerber und Co. „Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe und hoffe, dass auch die Spielerinnen Spaß daran haben, von mir interviewt zu werden. Wir wollen die Fans, die in diesem Jahr leider zu Hause bleiben müssen, gut unterhalten und ihnen interessante Einblicke in den Turnieralltag der Stars vermitteln.“
Eine lange Karriere mit viel Stress und Adrenalin
Viele Spitzensportler fallen nach dem Ende ihrer Karriere erst einmal in ein tiefes Loch. Julia Görges hatte davor nie Angst. „Ich wusste, dass das nicht passieren würde, weil ich mich auf das Leben nach dem Tennis gefreut habe“, sagt sie. „Es war einfach an der Zeit. Ich war lange genug dabei. Es war ein sehr intensives Leben in einem sehr speziellen Milieu, und als es dann so weit war, als ich bereit war, dieses Leben hinter mir zu lassen, da war meine erste Reaktion: Super, jetzt kann ich endlich mal richtig durchatmen.“ Als sie im Oktober 2020 ihren Rücktritt vom Profitennis erklärte, hatte sie noch keine Pläne für die Zeit danach. Aus gutem Grund: „Es ist schwierig, Pläne für ein neues Leben zu machen, wenn du noch mitten im alten steckst. Ich war 15 Jahre auf der Profitour, das ist eine lange Zeit mit viel Stress und Adrenalin. Für mich war es deshalb wichtig, meinem Körper und Geist die nötige Zeit zu geben, in meinem neuen Leben anzukommen.“
Auf die Tour zurückzukehren, in welcher Form auch immer, kann sie sich gegenwärtig nicht vorstellen. Ihre Erfahrungen mit jungen Spielerinnen zu teilen, etwa aus den Porsche-Nachwuchsteams, dagegen schon. „Dieses Geschäft ist kein Honigschlecken“, sagt sie. „Von außen betrachtet mag es toll erscheinen, viel zu reisen und die Welt zu sehen. Doch es erfordert Disziplin und harte Arbeit, da über viele Jahre dranzubleiben und seine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Dafür muss man auch mal raus aus der Komfortzone, muss unangenehme Wege gehen, selbst wenn es wehtut.“
Nie aufgeben und versuchen, das Leben positiv zu gestalten
Julia Görges hat das alles selbst erlebt. Wenn sie etwas vom Tennis mitgenommen hat in ihr neues Leben, dann vor allem die Disziplin und das Durchhaltevermögen, das man nicht nur im Profisport braucht, um erfolgreich zu sein. Schließlich laufen auch im Alltag die Dinge nicht immer so, wie man sich das vorstellt. „In meiner Sportlerkarriere habe ich gelernt, nie aufzugeben, sondern immer zu versuchen, das Leben so positiv wie möglich zu gestalten“, sagt sie und betont, dass ihr jetzt auch nichts fehle, „außer vielleicht einige Kolleginnen und Freundinnen, mit denen ich das Leben auf der Tour über so viele Jahre geteilt habe.“ Julia Görges ist mit sich im Reinen, wenn sie auf ihre Karriere zurückblickt. „Ich bin total glücklich und zufrieden, was ich geleistet habe und wie alles gelaufen ist. Es gab viele großartige Momente, auf die ich sehr stolz bin.“
Gänsehautmoment in der Porsche-Arena
Einer davon war der 24. April 2011, der Tag, an dem sie den Porsche Tennis Grand Prix gewann. Im Finale hat sie die Topfavoritin Caroline Wozniacki geschlagen, damals die Nummer 1 der Welt. Ein echter Gänsehautmoment. „Diesen Tag werde ich nie vergessen“, strahlt sie. „Es war mein erster ganz großer Erfolg, eigentlich der Start meiner Karriere. Immer wenn ich danach in Stuttgart spielte, wurden große Emotionen geweckt durch die Bilder in meinem Kopf.“
In diesem Jahr ist die Rückkehr in die Porsche-Arena für Julia Görges ein neuer Anfang.
Julia Görges
Julia Görges, geboren am 2. November 1988 in Bad Oldesloe, gewann in ihrer Karriere insgesamt sieben WTA-Titel. Den Durchbruch in die Weltspitze schaffte sie 2011 mit ihrem Sensationssieg beim Porsche Tennis Grand Prix. 2017 feierte sie mit dem Gewinn der WTA Elite Trophy den größten Erfolg ihrer Karriere und übertraf als dritte Spielerin nach Serena Williams und Karolina Pliskova die magische Marke von 400 geschlagenen Assen in einer Saison. 2018 erreichte die Porsche-Markenbotschafterin das Halbfinale beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon und holte als Nummer 9 ihre beste Platzierung in der WTA-Weltrangliste. Im Verlauf ihrer Profikarriere, die sie im Oktober 2020 beendete, erspielte sie sich insgesamt 9.913.954 Millionen Dollar Preisgeld.
