Das Baureihen-Prinzip von Porsche: seit 20 Jahren Vorbild für die Branche

Vor 20 Jahren – im Mai 1999 – hat Porsche eine neuartige Struktur für seine Fahrzeugprojekte eingeführt: die so genannte Baureihen-Organisation. Sie gilt längst branchenweit als Vorbild für Effizienz und Flexibilität. 

Die Baureihe koordiniert eine Fahrzeugfamilie über den gesamten Lebenszyklus hinweg – von der Idee über Entwicklung, Produktion, Vertrieb und Serienbetreuung bis zum Produktionsende. Das Besondere daran: Jede Baureihe arbeitet wie ein Unternehmen im Unternehmen und ist direkt dem Vorstandsvorsitzenden unterstellt. Ein Konzept, das Schule gemacht hat: 2016 hat Volkswagen die Baureihenorganisation eingeführt. Auch in anderen Unternehmen wurde das Prinzip inzwischen übernommen. „Fahrzeuge von Porsche müssen faszinierend, attraktiv und qualitativ hochwertig sein“, sagt Oliver Blume, Vorstandsvorsitzender der Porsche AG. „Genauso wichtig ist allerdings, dass sie in einem effizienten, wirtschaftlichen Prozess entstehen. Mit der Baureihen-Organisation hat Porsche schon früh eine strategisch weitsichtige Entscheidung getroffen, deren integrativer Charakter sich nachhaltig bewährt hat.“

Die effiziente Organisation entlang der Wertschöpfungskette ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor von Porsche. Hier hat sich das Modell der Matrixorganisation durchgesetzt, bei dem die Baureihen-Organisation für das Ergebnis eines Fahrzeugprojekts verantwortlich ist, während die klassische Linien-Organisation des Entwicklungs-Ressorts mit fachlicher Kompetenz die Inhalte ihres jeweiligen Bereichs verantwortet. Die Baureihe gibt die Anforderungen und die Terminierung des Fahrzeugprojekts – also das „Was“ und „Wann“ – vor. Die Linie wiederum legt die Verantwortlichkeiten sowie die Durchführung – also das „Wer“ und „Wie“ – fest. Durch diese klare Aufgabenzuordnung wurde eine gleichermaßen hocheffiziente und flexible Organisationsform für die Fahrzeugprojekte geschaffen.

Porsche Cayenne, 2019, Porsche AG
Ein Porsche Cayenne der ersten Generation

Bis 1992 entstanden neue Produkte durch Projektarbeit. Im Rahmen des vom damaligen Vorstandsvorsitzenden Wendelin Wiedeking initiierten Porsche-Verbesserungsprozesses wurden Mitte der 1990er-Jahre so genannte „SE-Teams“ (Simultaneous Engineering) eingeführt und damit das ressortübergreifende Denken und Handeln im Projekt etabliert. Die Baureihen-Organisation wurde im Zuge der Einführung des Cayenne unter Leitung von Klaus-Gerhard Wolpert erstmals getestet und für gut befunden. In der Folge etablierte Porsche die Struktur ab Mai 1999 auch für Carrera und Boxster. Seitdem ist die Baureihen-Organisation im Unternehmen fest verankert. „Das war ein Paradigmenwechsel", erinnert sich Hans-Jürgen Wöhler, der damals die Leitung der neu geschaffenen Baureihe Boxster übernahm und heute für Cayenne und Macan verantwortlich zeichnet. Erster Leiter der Baureihe Carrera war der spätere Entwicklungsvorstand Wolfgang Dürheimer.

Neu war vor allem die Tatsache, dass die Baureihe für den gesamten Lebenszyklus eines Fahrzeugs verantwortlich ist. Neben der Entwicklung neuer Modelle gehören auch Varianten, Serienbetreuung und Modellpflege zu den Aufgaben. Letztendlich profitiert der Kunde vom perfekten Projektmanagement. Und er soll auch in Zukunft im Zentrum des Denkens und Handelns stehen. Das Ziel aller Beteiligten ist dabei klar definiert: Die besten Sportwagen der Welt bauen. Die Baureihen-Organisation bildet als Keimzelle auch künftig die Grundlage für hochwertige Porsche-Produkte.

Heute zählt Porsche vier Baureihen: die Sportwagen 911 und 718 unter der Regie von Frank-Steffen Walliser, die von Hans-Jürgen Wöhler verantworteten SUV Cayenne und Macan, den Panamera mit Thomas Friemuth an der Spitze sowie den ersten voll-elektrischen Sportwagen von Porsche, den Taycan, unter Leitung von Stefan Weckbach. Die Baureihenleiter werden von Verantwortlichen für die jeweils zugehörigen Modellreihen unterstützt. Für die verschiedenen Gewerke – Karosserie, Elektrik, Fahrwerk, Antrieb und Gesamtfahrzeug, aber auch für Produktion, Vertrieb, Projekt- und Prozessmanagement sowie Beschaffung – sind in allen Baureihen Projektleiter zuständig. Das garantiert kurze Entscheidungswege und schnelle Reaktionen bei bestmöglicher Qualität.

August Achleitner, damals Leiter Baureihe Carrera, Hans-Jürgen Wöhler, damals Leiter Baureihe Boxster, 2009, Porsche AG
August Achleitner (l.) und Hans-Jürgen Wöhler

Unabhängig von Ressort-Interessen trifft und koordiniert die Baureihe die Entscheidungen für alle produktrelevanten Themen über den gesamten Lebenszyklus eines Modells hinweg. „Wir berichten direkt an den Vorstandsvorsitzenden. Dadurch können wir das Optimum für das Produkt und das Unternehmen herausholen", sagt Hans-Jürgen Wöhler, „und zwar unter Berücksichtigung von Technik, Terminen und Budgets." Der kürzlich in den Ruhestand verabschiedete langjährige Leiter der Carrera- und später der 911/718-Baureihe, August Achleitner, fügt hinzu: „Ich war von Anfang an – und bin noch immer – voll von diesem Konzept überzeugt. Es ist das Beste, was Porsche passieren konnte. Diese Struktur hat sich in den vergangenen 20 Jahren absolut bewährt.“

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Verbrauchsangaben

911 Carrera 4S (2023)

WLTP*
  • 11,1 – 10,2 l/100 km
  • 253 – 231 g/km
  • G Klasse

911 Carrera 4S (2023)

Kraftstoffverbrauch* / Emissionen*
Kraftstoffverbrauch* kombiniert (WLTP) 11,1 – 10,2 l/100 km
CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 253 – 231 g/km
CO₂-Klasse G

911 Carrera S (2023)

WLTP*
  • 11,1 – 10,1 l/100 km
  • 251 – 229 g/km
  • G Klasse

911 Carrera S (2023)

Kraftstoffverbrauch* / Emissionen*
Kraftstoffverbrauch* kombiniert (WLTP) 11,1 – 10,1 l/100 km
CO₂-Emissionen* kombiniert (WLTP) 251 – 229 g/km
CO₂-Klasse G