Andrea Petkovic gilt als eine der schillerndsten Figuren im deutschen Damentennis. Emotional auf dem Centre-Court, klar und ungeschminkt in ihren Aussagen. Mit Rang neun schaffte sie 2011 ihre beste Platzierung im WTA-Ranking, sie war jahrelang eine tragende Säule des deutschen Fed-Cup-Teams, ist fester Bestandteil des Porsche Teams Deutschland und hat insgesamt sechs WTA-Turniere gewonnen. Doch ihre Karriere ist geprägt von Hochs, Tiefs und vielen schweren Verletzungen. Leider auch in Stuttgart. 2012 feierte sie nach dreimonatiger Verletzungspause in der Porsche-Arena ihr Comeback und traf in der zweiten Runde auf die damalige Weltranglistenerste Victoria Azarenka. Beim Stand von 2:6, 4:4 knickte sie um. Die erschütternde Diagnose: ein doppelter Bänderriss, der operiert werden musste und sie letztlich die Teilnahme an den Olympischen Spielen in London kostete.
Zum letzten Mal schlug sie 2016 beim Porsche Tennis Grand Prix auf. Gegen Ende des vergangenen Jahres zeigte die Tendenz bei der 31-Jährigen mal wieder deutlich nach oben. Deshalb hat Anke Huber in Absprache mit dem Deutschen Tennis Bund ent-schieden: Wildcard für Petkovic, sie spielt in Stuttgart. „Bei all ihren Verdiensten hat es Petko verdient, wieder bei ihrem deutschen Heimturnier antreten zu dürfen“, sagt Stuttgarts Sportliche Leiterin, „wir haben sie gefragt, ob die Verletzungsgeschichte von damals noch ein Problem für sie ist. Aber sie freut sich auf Stuttgart.“
Für Laura Siegemund gilt das als waschechte Stuttgarterin sowieso. Zumal sie daheim in der Porsche-Arena ihre größten Auftritte hatte. 2016 wurde sie erst im Finale von Angelique Kerber ausgebremst, 2017 wurde ihr Triumph im Endspiel gegen Kristina Mladenovic vom Publikum frenetisch gefeiert. Damals stieg sie ins Porsche Team Deutschland auf und auch in der Weltrangliste schien es rasant nach oben zu gehen. Doch beim Turnier in Nürnberg zog sie sich 2017 einen Kreuzbandriss zu. Das bedeutete eine monatelange Pause. Seither kämpft sie sich zurück und setzt immer wieder Ausrufezeichen. Bei den Australian Open im Januar bezwang sie überraschend Victoria Azarenka. Barbara Rittner, Head of Women’s Tennis im DTB, sagt: „Bei Laura weiß man nie, was passiert. Sie ist immer für eine Überraschung gut.“ Deshalb gibt Anke Huber auch für sie grünes Licht: „Laura ist Stuttgarterin und ehemalige Grand-Prix-Siegerin. Es ist doch völlig klar, dass sie die Wildcard bekommt.“
Die Plätze im Hauptfeld in Stuttgart sind begehrt. Aufgrund der stets hochklassigen Besetzung kommt man nur schwer rein. Das 32er-Feld setzt sich so zusammen: Die nach Weltrangliste 20 besten gemeldeten Spielerinnen sind automatische qualifiziert, dazu die zwei Glücklichen mit einer Wildcard. Des Weiteren stehen dem Veranstalter noch zwei besondere „Top-20-Wildcars“ zur Verfügung, für Spielerinnen mit besonderen Erfolgen in der Vergangenheit.
Am Wochenende vor dem Turnier spielen 32 Qualifikantinnen die vier Akteure aus, die ins Hauptfeld aufrücken – macht 28 Spielerinnen. Damit ist das Hauptfeld komplett, da die vier Gesetzten in der ersten Runde ein Freilos erhalten. Die Qualifikantinnen sind in Stuttgart traditionell übrigens alles andere als Kanonenfutter. „Sie stehen in der Weltrangliste oft irgendwo um Platz 30 und können auch richtig gut Tennis spielen. Dann sind sie erfolgreich eingespielt und deshalb für die Etablierten, die erst ins Turnier einsteigen, immer wieder sehr unangenehm“, sagt Anke Huber.
Die heutige Auslosung in der Porsche-Arena hat eine davon Andrea Petkovic als Erstrundengegnerin beschert. Laura Siegemund spielt ihre erste Partie in der kommenden Woche gegen die Ukrainerin Lesia Tsurenko, die Nummer 26 der Weltrangliste.