Centre of Attraction

In Stuttgart treffen sich Jahr für Jahr die besten Spielerinnen der Welt zu einem hochklassigen Wettbewerb, wie man ihn sonst nur in der Endphase von Grand-Slam-Turnieren erlebt. Doch was macht den Porsche Tennis Grand Prix so besonders? Kurz vor dem Start blickt der Newsroom hinter die Kulissen.

Der erste Schmerz über die Finalniederlage gegen Karolina Pliskova hatte gerade nachgelassen, da erinnerte sich US-Girl Coco Vandeweghe an ihre Wurzeln. Die Uroma kommt aus Pforzheim, Grund genug, Sitten und Gebräuchen der unbekannten Heimat auf den Grund zu gehen. Ob es möglich wäre, noch kurz das Frühlingsfest zu besuchen, fragte Vandeweghe die Sportliche Leiterin des Porsche Tennis Grand Prix. Und Anke Huber leitete alles in die Wege. „An einem Sonntagabend sind die Zelte auf dem Wasen voll. Auf die Schnelle einen Tisch zu bekommen, war nicht einfach“, sagt Huber, „aber wir haben das geregelt und Coco und ihren Trainer hingebracht.“

So wie nach dem Finale 2018 gilt in der Porsche-Arena immer: Service ist alles. Die Damen sollen sich wohlfühlen. Sie tun das auch. Und kommen immer wieder. Das Teilnehmerfeld 2019 ist mal wieder eine Namensliste mit Goldrand: Mit Simona Halep (French Open), Angelique Kerber (Wimbledon) und Naomi Osaka (US Open, Australian Open) sind die aktuellen Grand-Slam-Siegerinnen geschlossen am Start, mit Elina Svitolina gibt es die Gewinnerin der WTA Finals obendrauf. Überhaupt sind acht Akteure aus den Top Ten oder 16 Spielerinnen aus den Top 20 keine Seltenheit. „Wir sind das einzige Turnier auf der ganzen WTA-Tour, bei dem schon die Nummer elf der Welt nicht mehr gesetzt ist“, sagt Turnierdirektor Markus Günthardt. Ein Stuttgarter Markenzeichen – und sehr ungewöhnlich. Denn niemand zwingt die Topathletinnen, in Stuttgart anzutreten.

Markus Günthardt, Anke Huber, l.-r., 2019, Porsche AG
Die Macher: Markus Günthardt und Anke Huber


Die WTA hat strenge Regeln und eine klare Einteilung. Die Top-Ten-Athletinnen müssen bei den Grand-Slam-Turnieren, bei den vier sogenannten Mandatory-Turnieren (Indian Wells, Miami Open, Madrid Open und China Open) sowie teilweise bei den fünf Premier-Five-Turnieren antreten. Stuttgart zählt darunter mit elf weiteren Veranstaltungen zu den Premier-700-Turnieren. „Wir haben keine Garantie für die Teilnahme von Topspielerinnen“, sagt Günthardt. Trotzdem kommen praktisch alle. „Bei uns stimmt das Gesamtpaket“, so der Turnierdirektor.

Das fängt beim perfekten Termin an. Stuttgart eröffnet die Sandplatzsaison in Europa. In der Halle und Umgebung gibt es fünf Trainingsplätze in derselben Qualität, die die Spielerinnen vom Hotel aus zu Fuß erreichen können. Dazu kommt der enge und stets prallgefüllte Hightech-Centre-Court. Mit dem Walk on Court (Günthardt: „Unsere Erfindung.“) werden die Spielerinnen mit Musik, Videos und Lightshow präsentiert wie Popstars. Das gibt es sonst nirgends. Und dann die Stimmung während der Spiele. „Die vielen Zuschauer, die Atmosphäre, die Damen lieben das. Denn das ist bei vielen anderen Turnieren nicht so“, weiß der Turnierdirektor.

Dazu kommen die Vorteile, die ein Veranstalter wie Porsche bieten kann. Die Spielerinnen können jederzeit die Porsche-Modelle testen – und nutzen das ausgiebig. Daneben erhalten sie für Ihre Entourage auch mal ein Hotelzimmer mehr, als ihnen zusteht. Für Anke Huber, die als zweifache Grand-Prix-Siegerin am besten weiß, was die Athletinnen brauchen, spielt auch der Wohlfühlfaktor eine Rolle. „Wir sind immer noch klein und familiär, die Damen können sich frei bewegen.“ Seit Jahren arbeitet das Duo Günthardt/Huber mit demselben Team. Die Spielerinnen wissen, an wen sie sich wenden müssen. Man kennt sich. Huber: „Das ist für sie wie nach Hause zu kommen.“ Zudem schwärmen die Spielerinnen vom Essen. Sie werden – einmalig auf der Tour – im VIP-Bereich hochklassig verpflegt.

Porsche-Arena, 2017, Porsche AG
Schöner Empfang für die Spielerinnen


Typisch für Stuttgart ist freilich noch mehr. Da ist der Trainingsplatz mitten im Sport- & Lifestyle-Village, den die WTA zur Premiere 2006 sehr skeptisch betrachtete. Heute gilt er als beispielhaft. In der Fotobox können die Spielerinnen per Selbstauslöser Faxen machen. Die Schnappschüsse sind bei den Spielerinnen so begehrt, dass andere Turniere nachziehen wollten. Günthardt hat das unterbunden. „Die Fotobox ist eines unserer Markenzeichen“, sagt er.

Im Gegenzug drücken die Spielerinnen auch außerhalb des Platzes dem Grand Prix ihren Stempel auf: Interviews im VIP-Bereich, Autogrammstunden im Sport- & Lifestyle-Village, Fotoshootings, waghalsige Manöver bei der Parking Challenge gegen die Uhr im Elfer, Aktionen für die Turnierzeitung, Besuche im Porsche Museum, Rennsporterlebnisse mit Pilot auf der Teststrecke in Weissach, Social-Media-Aktivitäten – es ist immer was los.

Und über allem wacht die WTA mit Argusaugen. Schon vor Turnierbeginn erreicht die Veranstalter ein Anforderungskatalog, der Jahr für Jahr anspruchsvoller wird. Und nach dem Turnier gibt es einen ausführlichen Bericht, in dem vom Ärzteteam über den Pressebereich bis hin zur Sauberkeit der Toiletten alles bewertet wird. Er fällt in aller Regel gut aus. Auch deshalb, weil die Spielerinnen nichts zu bemängeln haben. Seit 2007 haben Sie Stuttgart schon neun Mal zu ihrem beliebtesten Turnier dieser Kategorie gewählt (seit 2014 werden Awards für jede Turnierkategorie vergeben). Das ist genug Motivation für das Team um Markus Günthardt, sich jedes Jahr wieder etwas Neues einfallen zu lassen. „Unser Turnier“, sagt der Chef, „ist so perfekt wie ein Elfer – und wie der Elfer wird es mit jeder Neuauflage doch noch ein bisschen besser.“

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