„Höchstes Niveau“

Im Interview spricht WTA-Präsidentin Stacey Allaster über die neuesten Entwicklungen im Damentennis und den hohen Stellenwert des Stuttgarter Turniers im weltweiten WTA-Kalender.

Frau Allaster, Sie haben mit Ihrem Board of Directors auch in diesem Jahr wieder den Porsche Tennis Grand Prix besucht. Welchen Stellenwert hat dieses Turnier für die WTA?

„Der Porsche Tennis Grand Prix ist sehr wichtig für die WTA. Er setzt jedes Jahr aufs Neue unsere Vision um, dass Damentennis das inspirierendste und faszinierendste Sporterlebnis auf Erden ist. Ich hatte das Glück, das Turnier bereits einige Male besuchen zu dürfen und ich denke, dass es in allen Bereichen einen sehr hohen Standard setzt. Am wichtigsten ist aber, dass der Porsche Tennis Grand Prix ein Turnier ist, das die Spielerinnen lieben. Auf den Siegerlisten finden sich zahlreiche Legenden unseres Sports – und sie sind Jahr für Jahr zurückgekommen. Für mich ist es immer ein großes Vergnügen, bei diesem Turnier dabei zu sein.“

Warum, glauben Sie, haben es die Spielerinnen in den letzten Jahren so oft zu ihrem Lieblingsturnier gewählt?

„Die WTA hat 22 Premier-Turniere. Dass die Spielerinnen den Porsche Tennis Grand Prix in den letzten Jahren fünf Mal zu ihrem Lieblingsturnier gewählt haben, ist ein großes Lob für Markus Günthardt, Anke Huber und ihr Team. Dem Anspruch von Porsche entsprechend bieten sie den Spielerinnen alle Jahre wieder eine Weltklasseveranstaltung, deren Qualität letztlich auch ihr Spiel beflügelt. Der Turnierdirektor und seine Sportliche Leiterin haben einen Blick für jedes feine Detail, das den Unterschied ausmacht. Und sie fragen sich trotz des hohen Levels, das sie schon erreicht haben, immer noch, was sie im nächsten Jahr noch besser machen können.“

Was unterscheidet den Porsche Tennis Grand Prix von anderen Turnieren?

„Viele Turniere bieten den Spielerinnen alles, was sie benötigen, um sich wohl zu fühlen und gute Leistungen zu bringen. Was beim Porsche Tennis Grand Prix den Unterschied ausmacht, ist die Präzision in allen wichtigen Bereichen. Für das Team hinter diesem Turnier gibt es nie Probleme, sondern immer nur Lösungen, um die Spielerinnen bestmöglich zu unterstützen. Dazu kommt die Begeisterung der Fans, die überall zu spüren ist und die dieses Turnier auf das höchste Niveau hebt.“

Die WTA repräsentiert über 2500 Spielerinnen aus 92 Nationen. Wie sehr liegt Ihnen das Wohl der Spielerinnen am Herzen, wo vor allem sehen Sie die Verantwortung der WTA?

„Die Gesundheit und das Wohl unserer Spielerinnen genießen oberste Priorität. Wir verfügen über ein hochqualifiziertes Team von Sportwissenschaftlern und Medizinern. Einer unserer Direktoren ist das ganze Jahr unterwegs,  um Spielerinnen, ihren Trainern und Eltern in allen wichtigen Fragen zur Seite zu stehen. Und dann haben wir noch ein Team, das sich auf professionelle Entwicklungsprogramme konzentriert. So unterstützt WTA Rookies junge Spielerinnen auf ihrem Weg von den Juniorinnen zu den Profis. WTA Transitions bietet Rat und Hilfe für Spielerinnen, die sich dem Ende ihrer aktiven Karriere nähern und berät sie in allen relevanten Fragen wie beispielsweise Studium, Trainerausbildung, Finanzmanagement und Mediatraining.“

Das Damentennis hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Was waren für Sie die entscheidenden Weichenstellungen?

„Ein entscheidender Schritt war die Einführung unserer Roadmap, mit der wir 2007 eine umfassende Reform der Tour in die Wege leiteten. Unsere Vision war, eine Turnierstruktur aufzubauen, bei der die Topspielerinnen mehr Turniere spielen können, nach einer Saison aber auch mehr Zeit zur Erholung haben, um die Zahl der Verletzungen zu reduzieren und dadurch letztlich auch Karrieren zu verlängern. Im Februar hatten wir zum Beispiel 15 Spielerinnen über 30 Jahre in den Top 100, einschließlich der Nummer 1 Serena Williams. Sie steht immer noch an der Spitze und bricht Rekorde, auch noch mit 32 Jahren.“

Wo steht das Damentennis 2014 und wo wollen Sie in naher Zukunft hin?

„Da die Tennismärkte Europa und USA gesättigt sind, war es wichtig, das Damentennis auf Zukunftsmärkten wie China, Südostasien und Brasilien zu etablieren. 2008, zum 35. Geburtstag der WTA, eröffneten wir beispielsweise ein Büro in Peking und stuften die China Open hoch zu einem Premier Mandatory Turnier. In diesem Jahr können unsere Spielerinnen hintereinander zwei Turniere in Brasilien spielen, erst in Rio de Janeiro, dann in Florianopolis. In Südostasien haben wir jetzt so viele Turniere wie noch nie – als unser Kronjuwel die WTA Championships, die in den nächsten fünf Jahren in Singapur ausgetragen werden.“

Welche Rolle spielen Sponsoren bei dieser Expansion?

„Verlässliche Partner sind sehr wichtig für unseren Erfolg. Die WTA schätzt sich glücklich, von so innovativen Sponsoren wie SAP, Xerox, Rolex, Dubai Duty Free, Oriflame und USANA unterstützt zu werden, deren Vorstellungen vom Wachstum des Damentennis rund um den Globus sich mit unseren Visionen decken. Die langjährige Unterstützung des Turniers in Stuttgart durch Porsche ist ein perfektes Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit  als Team mit dem Ziel, das Wachstum des Damentennis anzuschieben.“

Die Expansion der letzten Jahre passierte vor allem in Asien. Kommt der Rest der Welt da nicht etwas zu kurz?

„Europa und die USA waren und sind große Erfolgsgeschichten für das Damentennis. Tennis ist dort sehr populär und viele unserer Spielerinnen kommen aus diesen Regionen. Es ist faszinierend zu sehen, wie weltumspannnend Tennis geworden ist. Das ist auch der Grund, warum wir auch in Zukunftsmärkten nach Entwicklungschancen für das Damentennis suchen müssen. Aber keine Sorge: In Europa gibt es auch 2014 wieder 23 Turniere und damit mehr als in jeder anderen Region. Wenn Sie dann noch Roland Garros und Wimbledon dazunehmen, behält Europa seine Schlüsselposition im weltweiten WTA-Kalender. Dazu kommt eine Extrawoche zwischen Roland Garros und Wimbledon ab 2015, sodass sich die Fans auf eine verlängerte Grassaison in Europa freuen können.“

Es sind vor allem zwei Spielerinnen, die zur Zeit die Fans überall auf der Welt begeistern: Maria Sharapova und Serena Williams. Wie wichtig sind solche Superstars für das Damentennis und wer, glauben Sie, kann in ihre Fußstapfen treten?

„Spielerinnen wie Serena Williams, Maria Sharapova und auch Li Na sind zweifellos Superstars unseres Sports. Sie begeistern uns nicht nur mit ihren großartigen Leistungen auf dem Platz. Ihre Strahlkraft reicht weit über den Sport hinaus: ob sie jetzt wie Serena Williams Schulen in Afrika bauen, Vorstandsvorsitzende eines internationalen Unternehmens werden wie Maria Sharapova oder vom TIME Magazine zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten gezählt werden wie Li Na. Diese Spielerinnen stehen für die Vision der Frauen, die vor langer Zeit einen Traum gelebt haben, der zur Gründung der WTA führte.“

Wer kann diese Superstars in Zukunft ersetzen?

„Auch die Zukunft sieht glänzend aus. Wir haben junge Spielerinnen, die gerade dabei sind, Akzente in diesem Sport zu setzen. Zu beachten sind etwa Eugenie Bouchard aus Kanada, die Amerikanerin Madison Keys, Garbine Muguruza aus Spanien, die Britin Laura Robson, Monica Puig aus Puerto Rico und Elina Svitolina aus der Ukraine – zusammen mit der Deutschen Annika Beck, die gerade erst 20 wurde und schon einmal die Nummer 46 der Welt war.“

Wie beurteilen Sie die Entwicklung des Damentennis in Deutschland und was trauen Sie den besten deutschen Spielerinnen zu?

„Die Tennisfans in Deutschland können wirklich stolz sein auf die Spielerinnen, die ihr Land bei Turnieren der WTA weltweit repräsentieren. Nach den USA hat Deutschland im Moment mehr Spielerinnen in den Top 100 als jede andere Nation. Das ist ein großartiger Erfolg in einem globalen Sport wie Tennis. Angelique Kerber ist eine feste Größe in den Top 10, Sabine Lisicki hat im Vojahr in Wimbledon ihr erstes Grand-Slam-Finale erreicht, Andrea Petkovic und Julia Görges standen in den vergangenen Jahren bereits in den Top 10 und Top 15. Diese Spielerinnen sind nicht nur auf dem Platz stark, sie gehören auch zu den populärsten Athletinnen auf der Tour. Es ist wunderbar, den Teamgeist zu sehen, den die deutschen Spielerinnen leben, die Ermutigung und Unterstützung, die sie sich gegenseitig geben. Ich denke, ihrer Entwicklung in der Zukunft sind keine Grenzen gesetzt.“

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