Ohne Frage, Amsterdam zählt zu den kreativsten Hot-Spots in Europa. Der urbane Stil der niederländischen Metropole ist geprägt vom Leben am Wasser, dem Einfluss zahlreicher Kulturen, einem bunten Nachtleben und weit mehr Fahrrädern als Einwohner. Amsterdam ist auf der europäischen Landkarte längst kein Geheimtipp mehr, sondern ein „Must see” für alle, die die Vielfalt und Kreativität des Kontinents an einem Ort fühlen möchten.
Zwei, die das Lebensgefühl der Stadt über viele Jahre mitgeprägt haben, sind Pete Philly und Edson Sabajo. Sie sind Gäste meiner „Back 2 Tape”-Reise auf den Spuren von Hip-Hop und kultureller Vielfalt in Europa – und der nächste Stopp meines Roadtrips im Porsche Cayenne S Coupé. Edson und Pete sind Gesichter einer Szene, die weit mehr Einflüsse mit sich bringt, als die vier klassischen Elemente von Hip-Hop. Sie zeigen mir, wie aus dem Vielerlei etwas Neues entstehen kann.
Internationale Einflüsse prägen die Kultur
Edson Sabajo ist DJ und Mitgründer des weltbekannten Sneaker-Kollektivs „Patta”. Zusammen mit seinem jetzigen Geschäftspartner Guillaume „Gee“ Schmidt war er in den 90er-Jahren das, was man heute Frequent Traveller nennt. Er erinnert sich: „In New York gab es schon immer multikulturell geprägte Viertel, die Bronx beispielsweise. Das hat mich definitiv beeinflusst. Bis heute”, erzählt Sabayo mit amerikanischem Akzent und stets einem charmanten Lächeln auf den Lippen.
„Dann kamen die ersten Atemzüge des Amsterdamer Hip-Hops. Wir hörten noch Madonna oder Cool & the Gang und auf einmal war da dieser andere Beat. Wir waren sofort infiziert”, sagt Sabajo. „Kurz darauf waren wir eine feste Gemeinde. Hier war nichts segmentiert, ob Graffiti, DJing oder Rap. Es gab einfach alles. Und jeder hat sich in allem versucht. Auch ich.” Sabajo beginnt als MC, doch ohne großen Erfolg. Die Stimme zu schwach, die Beats zu mittelmäßig. „Doch ich wollte Hip-Hop bleiben.”
Eine Schwäche für Sneaker aus aller Welt
Und so entdeckt Edson Sabajo sein Talent hinter dem Mischpult, wird erfolgreicher DJ. Amsterdams legendäre Radioshow Villa 65 Dutch Masters verbreitete Edsons erstes Mixtape, es folgte sogar eine eigene Show bei HipHop 120 und der Karrieregrundstein war gelegt. Sabajo reist mit seinen Beats um die Welt und bringt Inspirationen von überall zurück nach Amsterdam – buchstäblich an den Füßen.
Heute betreibt er seinen eigenen Sneaker-Store, der zu den wichtigsten Spots der niederländischen Hip-Hop-Szene gezählt werden muss. „Das ist schon cool, oder?” Sabajo blickt sich stolz um. „Und das bleibt es auch. Wir wollen unabhängig sein, nicht zu irgendeiner Kette gehören. Wir sind gut etabliert in der Szene und es ist wichtig, dass man einfach echt bleibt – im Business wie im Hip-Hop.”
„Hip-Hop hat mein Herz geöffnet”
So wie der Sneaker-Store „Patta” ist auch Pete Philly eine Instanz der Amsterdamer Hip-Hop-Szene. In seiner Heimat Aruba kommt er früh mit karibischer Musik in Berührung, später folgen Pop-Beats von Michael Jackson und Funk-Alben von Prince. „Es gab endlich etwas, womit wir Schwarze uns identifizieren konnten und was uns Halt gab. Ich dachte nur, oh yes, das ist mein Zuhause”, sagt Pieter Monzon – so sein bürgerlicher Name.
Als 1989 der Song „Me, Myself and I“ von De La Soul erscheint, ist es endgültig um Pete Philly geschehen. Der Groove, die Leichtigkeit und vor allem die Ebene der Rap-Lyrik und Selbstermächtigung prägen den Musiker bis heute. „Hip-Hop hat mein Herz geöffnet”, sagt der niederländische MC, der schon mit Superstar Kanye West auf Tour war.
Sich immer wieder neu erfinden
Bereits im Alter von 14 Jahren fängt er an auf Englisch zu rappen. In dieser Sprache spiegelt sich für Pete Philly sein Anspruch an Poesie besser wider als auf Niederländisch. In den Niederlanden betrat er damit Neuland. Und wird zur respektierten Szene-Größe.
„Zum Glück erfindet sich Hip-Hop immer wieder neu. Welche andere Musikrichtung kann das schon von sich behaupten? Jazz vielleicht? Niemals. Seit vierzig Jahren ist Hip-Hop immer wieder für die Jugend da und durchlebt ganze Generationen“, sagt Philly. „Er wird nie aufhören frisch zu sein. British Grime zum Beispiel gibt mir gerade das Gefühl, das mir Hip-Hop Anfang der 90er-Jahre gab. Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich mit Hip-Hop mein Leben unterhalten und die Welt sehen kann.”
Hip-Hop als Motivator
Pete Philly ist nach mehrjähriger Pause zurück auf der Bildfläche. Die Krankheit Lyme-Borreliose, die in der Regel über Zeckenstiche übertragen wird, hatte ihn nach erfolgreichen Jahren aus der Bahn geworfen. „Doch die Musik hat mich geheilt“, so Philly. Sieben Jahre nach seinem letzten Album „One“ kehrte er 2019 mit neuer Musik an die Öffentlichkeit zurück. Dass Fans seine Kunst, die sich irgendwo zwischen Funk, Rap, Soul und R’n’B einsortiert, noch immer feiern, beweist sein Release-Konzert zur EP „Lift”. Mehr als 15.000 Menschen tanzten zum Beat von Pete Philly – und der Leichtigkeit von Amsterdam.
Back 2 Tape
2018 hat sich Musikjournalist Niko Hüls in „Back to Tape” auf eine Reise zu den Wurzeln von Hip-Hop in Deutschland begeben. Nun setzt er seinen Roadtrip im Porsche Cayenne S Coupé quer durch Europa fort. Das Porsche Newsroom-Projekt „Back to Tape” beleuchtet in Kooperation mit dem Hip-Hop-Magazin „Backspin.de” kulturelle Prägungen durch die vier zentralen Elemente von Hip-Hop: Rap, DJing, Breakdance und Graffiti. In Teil 1 besucht Niko Hüls Berlin.
Offizielle Playlist von Back 2 Tape
Info
Text: Niko Hüls
Fotos: Markus Schwer