„Wir sind wie Brüder, die sich über die Liebe zu Porsche kennengelernt haben.“ Das sagt der „Professor“ – ein schlanker, baumlanger Kerl, der gerade mit Gleichgesinnten auf einem sonnigen Parkplatz oberhalb von Los Angeles Anekdoten austauscht.

Gäbe es die sozialen Medien nicht, hätte sich die kleine Runde wohl nicht zusammengefunden. Einer von ihnen ist Englischlehrer, ein anderer ein Musiker aus den 80er-Jahren. Ihr Alter und ihr Werdegang sind so unterschiedlich, wie man es sich nur vorstellen kann, aber das Internet hat zwischen ihnen ein unsichtbares Band geknüpft, das von Hashtags – und einer gesunden Leidenschaft für Porsche – zusammengehalten wird.

Porsche-Fans verbinden sich zunehmend über Social Media

Auslöser für das Treffen am Rande des Angeles Crest Highway war also eine Frage: Wie einfach ist es, in einer Stadt, die fast 10.000 Kilometer von Stuttgart entfernt ist, Gleichgesinnte zu finden? Nun, wie man sieht, ist es im Zeitalter von Instagram gar nicht so schwer. Porsche-Fans aller Klassen finden und verbinden sich heutzutage zunehmend über Social Media.

Kalifornische Luftgekühlt-Szene

Die Vielfalt der aufgereihten Autos ist ebenso faszinierend wie die Geschichten, die mit ihnen verbunden sind. Manche Besitzer tüfteln am liebsten an ihren Wagen, andere erfreuen sich daran, ihre Porsche nach Möglichkeit im Original zu erhalten. So oder so – das Interesse und die Anerkennung für den ganzen Stolz eines jeden Mitglieds dieser Gruppe sind jederzeit zu spüren.

Der Professor (@theprofessorrun) und Kevin Hunter (@motorco.us) fachsimpeln darüber, was für Sitze sich gut in Kevins 912 Baujahr 1968 machen würden. Der Elfer des „Professors“, ein Serienmodell 911 SC aus dem Jahr 1981, verströmt jahrzehntelang gewachsene Patina, so dass sein Besitzer eher zu etwas Originalgetreuem neigt, wohingegen Kevin über modernere Schalensitze sinniert. Das Erfreulichste an dieser Unterhaltung – und an der Autokultur in L.A. generell – ist jedoch, dass es keine richtige oder falsche Meinung gibt. Augenbrauen heben sich kaum merklich. Bedächtiges Kopfnicken. Vorschläge werden bis ins Kleinste durchdacht, neue Ideen kommen auf.

Len hat in seinen 912 eigene Radadapter eingebaut

Len Higa (@sleepersspeedshop) fährt mit einem wunderschönen 912 Baujahr 1965 vor. Len ist einer der Köpfe hinter der Firma Sleepers Speed Shop in L.A., die auf behutsame Umbauten spezialisiert ist. Als besondere Zierde hat Len in seinen 912 eigene Radadapter eingebaut, damit er die VW-Felgen des 956 – seine Lieblingsfelgen – montieren konnte, aber auch, damit die hervorstehenden Räder das dynamischere Erscheinungsbild betonen.

Den Kontrapunkt bildet Derek Whitacre (@the_derek_whitacre): Er hat an seinem 911 SC Baujahr 1982 gravierende Umbauten vorgenommen. „In L.A. ist doch jedes Auto frisiert“, sagt er und streicht dabei über die Haube seines Autos, unter der sich ein 3,4-Liter-Turbomotor verbirgt, der ihm rund 420 PS zur Verfügung stellt. Die Vorderradbremsen stammen vom 993 Turbo, die Hinterradbremsen vom 996 Carrera. Es gibt keinen Ort, an dem ein solches Auto nicht die Blicke auf sich zieht.

Porsche-Community an der Westküste der USA

Kreischende Reifen künden vom letzten der Ankömmlinge. Auf Instagram ist er als @joshyrobots bekannt und für das Parkplatztreffen vier Stunden gefahren, obwohl sein 911T Baujahr 1969 am frühen Morgen noch nicht einmal einen Motor montiert hatte.

Das Leben von @joshyrobots verkörpert das Wesen der Porsche-Community an der Westküste der USA bestens. Als regelmäßiger Teilnehmer an den diversen Porsche-Rallys in Kalifornien versprühen Joshy und sein 911T pure Begeisterung. Wenig später hält ein Motorradfahrer hält, um hallo zu sagen, nachdem er Joshs Wagen mit der charakteristischen roten Tür anhand der Bilder aus seinem Social Media-Feed erkannt hat.
 
Bei Einbruch der Abenddämmerung beginnt die Abschiedsrunde. Josh und der Professor plaudern immer noch. Nach einem Händedruck und einem Klaps auf den Rücken zieht es sie dann aber wieder auf die Straße – Freunde, die sich nie kennengelernt hätten, gäbe es nicht diesen 10.000 Kilometer entfernten Automobilhersteller.

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