Ich war mir zunächst nicht sicher, was genau mich bei meiner allerersten Fahrt auf der Rennstrecke erwarten würde. Denn dass Porsche Asia Pacific den Teilnehmern der Media Driving Academy tatsächlich einen Großteil seiner Fahrzeugmodelle zur Verfügung stellen würde, konnte ich nicht so recht glauben. Ich komme aus Singapur, wo der Einstiegspreis für einen bescheiden ausgestatteten Porsche bei über 210.000 US-Dollar liegt. Daher erschien es mir höchst unwahrscheinlich, dass das Porsche Team mich mit einem 911 auf die Rennstrecke lassen würde. Ich verkniff es mir jedoch, genauer nachzuhaken, weil ich mir die Chance auf die Teilnahme an diesem vorrangig für Journalisten konzipierten Programm nicht entgehen lassen wollte. Stattdessen gab ich spannende Informationen wie meine Helm- und Handschuhgröße weiter (von denen ich absolut keine Ahnung hatte, aber mit Größe M kann man wohl nicht viel falsch machen). Dann hieß es abwarten.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich endlich in Kuala Lumpur an – in typischer Porsche Manier. Ich wusste, dass auf einer berühmten Formel-1-Rennstrecke wie dem Sepang International Circuit wahrhaft unvergessliche Stunden vor mir lagen. Als wir uns der Rennstrecke näherten, erwiesen sich meine ursprünglichen Befürchtungen schnell als unbegründet: Auf der Fahrbahn erwarteten uns mit dem Porsche 911, dem 718, dem Cayenne und dem Macan gleich mehrere Schönheiten.
Erste Station: Schweizer Slalom
Nach einem kurzen Briefing und einer Einführung in die Grundlagen des Rennsports ging es dann auch bald richtig los. Meine erste Station war der Schweizer Slalom, bei dem ein Porsche 718 Boxster S oder ein Porsche Macan geschickt um eine Reihe an Verkehrskegeln gelenkt werden sollte – auf Zeit versteht sich. Hier war absolute Konzentration gefragt. In Kombination mit dem Ansporn, die Zeiten der anderen Fahrer zu übertreffen, war diese Station ein idealer Start in den Tag. Unser Gruppenleiter von Porsche betonte, wie wichtig ein sportlicher Fahrstil und Präzision sind. Ich konnte nicht umhin, hier Parallelen zwischen dem Motorsport, ersten Erfahrungen und meiner siebenjährigen Karriere als Profischwimmer für Singapur zu ziehen. Was soll ich sagen – ich liebe nun mal den Wettbewerb.
Als Nächstes ging es zur Safety Line-Station. Was am Anfang eher langweilig klang, sollte sich im Endeffekt als meine Lieblingsstation herausstellen. Das Ziel bestand darin, einen Porsche 911 bei Höchstgeschwindigkeit in eine Kurve zu steuern und im letzten Moment eine Vollbremsung einzuleiten, um so durch das daraus resultierende Wanken doch noch die Kurve zu kriegen. Das hörte sich nach einem einfachen Manöver an, stellte sich aber in der Praxis als äußerst schwierig heraus. Diese Übung erwies sich im späteren Verlauf des Tages auf der Rennstrecke als die nützlichste.
An den nächsten beiden Stationen wurde uns demonstriert, wie die Fahrzeuge mithilfe der PSM- und ABS-Funktionen unerwartete Schlenker und Stopps bewältigen. Es war ziemlich nervenaufreibend, mit einem zwei Tonnen schweren Porsche Cayenne bei Höchstgeschwindigkeit Schlangenlinien zu fahren; fast wäre mir sogar mein Mittagessen wieder hochgekommen. Zum Glück verließ ich diese Station aber unbeschadet – was man von den zahlreichen Verkehrskegeln, die ich überfahren hatte, leider nicht behaupten konnte.
Acht Runden auf dem berühmten Sepang International Circuit
Zum Abschluss des Tages fuhren wir noch etwa acht Runden auf dem berühmten Sepang International Circuit, wo wir unsere neu erworbenen Kenntnisse in die Praxis umsetzen konnten. Wirklich überrascht war ich vom Porsche Macan: Dieser konnte sich auf der Rennstrecke behaupten und problemlos mit den zahlreichen Porsche 911 und Porsche 718 mithalten. Während der Fahrt zeigte der Macan, was er kann, wenn er nicht an die Tempolimits einer Stadt wie Singapur gebunden ist.
Nachdem wir den ganzen Tag in der sengenden Hitze auf der Rennstrecke verbracht hatten, war ich einfach nur hundemüde und glücklich zugleich. Diese Erfahrung hat meine Erwartungen um ein Vielfaches übertroffen. Ich weiß jetzt, dass die Grundlage für sportliches Fahren eine Kombination aus verschiedenen Elementen ist: dem Fahrzeug und den Technologien sowie der Ausdauer und Präzision des Fahrers. All diese Faktoren sind es, die einen guten Fahrer ausmachen. Die verschiedenen Technologien, die uns an den einzelnen Stationen demonstriert wurden, helfen hierbei entscheidend. Porsche zeigt damit, was genau das Unternehmen im Rahmen von Le Mans und anderen Langstreckenrennen lernt und am Ende auch in seinen straßentauglichen Fahrzeugen anwendet.
Meine erste Begegnung mit einem Porsche hatte ich als Teenager, und heute weiß ich, dass ich eines Tages einen Porsche Boxster fahren möchte. Diese Erfahrung auf der Rennstrecke hat meine Faszination mit Porsche auf eine völlig neue Ebene gehoben. Am meisten beeindruckt haben mich die Dynamik und die Verbindung zum Motorsport. Nachdem ich nun diese erste Stufe der Driving Academy bestanden habe, bin ich glücklicherweise für die nächsten zwei Level zugelassen, die erfahreneren Fahrern vorbehalten sind. Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass ich meinen Helm und meine Handschuhe schon jetzt jederzeit griffbereit halte, falls ich morgen einen Anruf von Porsche bekomme.
Info
Verfasst von Russell Ong, Freistilschwimmer mit insgesamt neun Medaillen, der Singapur zwischen 2007 bis 2013 bei den Südostasienspielen vertreten hat. Außerhalb des Schwimmbeckens ist Russell im Showbusiness tätig.
Verbrauchsangaben
718 Boxster S: Kraftstoffverbrauch kombiniert*: 8,1-7,3 l/100 km; CO2-Emission kombiniert*: 184-167 g/km
911 Carrera S: Kraftstoffverbrauch kombiniert*: 8,7-7,7 l/100 km; CO2-Emission kombiniert*: 199-174 g/km
911 Carrera S Cabriolet: Kraftstoffverbrauch kombiniert*: 8,8-7,8 l/100 km;
CO2-Emission kombiniert*: 202-178 g/km
Macan: Kraftstoffverbrauch kombiniert*: 7,4-7,2 l/100 km; CO2-Emission kombiniert*: 172-167 g/km