- Innovationsträger mit Einfluss auf die Serienfertigung
- Serienstart 1987 mit Allrad, Biturbo und Leichtbaukomponenten
- Porsche Heritage und Museum besitzt das originale Ausstellungsfahrzeug
1985 präsentiert Porsche ein Fahrzeug, das mehr ist als ein Technologieträger: Der 959 denkt Sportwagen neu – mit Allradantrieb, Biturbo und Mut zur Innovation. Sein Erbe reicht bis heute.
Vor 40 Jahren feiert der Porsche 959 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt Weltpremiere. Biturbo, Allradantrieb, adaptive Fahrwerksysteme: Was bei der ersten Idee zum Fahrzeug 1983 noch visionär klingt, wird wenige Jahre später Realität und prägt den Serienbau bis heute. Der 959 gilt als Meilenstein in der Geschichte von Porsche. Sein Geist lebt in vielen Modellen weiter. „Der 959 war das erste Auto, bei dem Porsche alles gleichzeitig angestrebt hat: Leichtbau, Komfort, Effizienz, Performance und Alltagstauglichkeit“, sagt Achim Stejskal, Leiter Porsche Heritage und Museum. „Er steht für Mut, für Fortschritt, für den Anspruch, das technisch Machbare auszuloten – und dabei Maßstäbe zu setzen.“
Die erste Studie des künftigen Supersportwagens 959 steht im Herbst 1983 auf der IAA in Frankfurt und trägt den Namen „Gruppe B“. Es handelt sich dabei um ein Konzept für die Homologation der Gruppe B. Sie vereint Technologien, die noch Jahre später als zukunftsweisend gelten: elektronisch geregelten Allradantrieb, selbsttragende Karosserie aus leichtem Stahlblech mit Kunststoff-Anbauteilen und einen 2,85-Liter-Sechszylinder-Boxermotor mit Biturboaufladung. Vier Jahre später, 1987, liefert Porsche die ersten Kundenfahrzeuge aus.
Der Supersportwagen leistet 331 kW (450 PS) und ist bis zu 315 km/h schnell. Damit ist er das schnellste Serienfahrzeug seiner Zeit – und gleichzeitig eines der technologisch fortschrittlichsten. Wegweisend sind die aerodynamischen Eigenschaften des Fahrzeugs: Dank des integrierten Heckflügels, des voll verkleideten Unterbodens sowie speziell gestalteter Luftein- und -auslässe, beträgt der Luftwiderstandsbeiwert cW=0,31. Selbst bei hohen Geschwindigkeiten entwickelt der 959 keinen Auftrieb.
Serientechnik mit Rennsportgenen
Von 1987 bis 1988 produziert Porsche 292 Exemplare des 959 in den Varianten „Komfort“ und „Sport“ für ausgewählte Kunden – die Liste der Interessenten ist weitaus länger. Schon bald wurde der 959 auf dem freien Markt mit mehr als dem doppelten Listenpreis gehandelt. Aus diesem Grund soll Entwicklungsvorstand Helmuth Bott einmal gesagt haben: „Der 959 ist das teuerste Werbegeschenk, das Porsche seinen Kunden gemacht hat.“
Die Komfortversion des Serienfahrzeugs verfügt über einen zweiten elektrisch verstellbaren Außenspiegel, elektrische Fensterheber, eine automatisch geregelte Klimaanlage, Glanzlederausstattung, vollelektrisch verstellbare Sitze und Zentralverriegelung. Außerdem ist in dieser Version eine geschwindigkeitsabhängige Niveauregulierung vorhanden. Das Fahrzeug nutzt ein neu entwickeltes Sechsgang-Getriebe, ein adaptives Fahrwerk und Aluminium-Federbeine.
Technologieträger für nachfolgende Modelle
Auch im Motorsport setzt der 959 Zeichen: Zur Vorbereitung auf die Rallye Paris-Dakar startet er im Oktober 1985 bei der Pharaonen-Rallye in Ägypten. Der 959 tritt mit dem 2,8-Liter-Boxermotor mit Biturbo-Aufladung an. Ein Jahr später belegen dann zwei 959-Modelle die ersten beiden Plätze bei der Rallye Paris-Dakar. In einer Rundstreckenausführung fährt er unter der Bezeichnung Porsche 961 als erster Allradrennwagen auf den siebten Platz in Le Mans.
Der 959 ist nicht nur ein Vorläufer des 911 Turbo, er ist Technologieträger im besten Sinne. Vieles, was er vorwegnimmt, findet sich später in den Serienfahrzeugen von Porsche wieder. Der 959 ist schon vor 40 Jahren ein Vorsprung. Und er bleibt ein Versprechen: dass Porsche niemals aufhört, Grenzen neu zu definieren.