- Technologieträger für Leichtbau und Antriebsinnovation
- Für Le Mans entwickelter V10-Hochdrehzahlmotor
- Serienstart 2003 mit Carbon-Monocoque und Renntechnik
Vor 25 Jahren präsentiert Porsche in Paris eine Studie, die Maßstäbe setzt in Technik, Design und Fahrdynamik: Carrera GT. Der ursprünglich für Le Mans entwickelte V10 stammt aus dem LMP 2000 – einem Prototyp, der nie ins Rennen ging, aber im Carrera GT eine zweite Karriere begann.
Vor einem Vierteljahrhundert feiert ein Fahrzeug Premiere, das in vielerlei Hinsicht als Meilenstein gilt: der Porsche Carrera GT. Als seriennahe Sportwagenstudie im September 2000 auf dem Pariser Automobilsalon vorgestellt, startet das Modell mit V10-Motor drei Jahre später in Serie. Kurz zuvor pilotiert Walter Röhrl den offenen Sportwagen vor den Augen der internationalen Medien im Regen vom Triumphbogen zum Louvre. „Der Carrera GT ist eine Essenz unserer Philosophie: Motorsport ernst nehmen, Herkunft verstehen – und beides in Bewegung übersetzen“, sagt Roland Kussmaul, ehemaliger Testfahrer und Ingenieur bei der Porsche AG. „Er steht für eine Haltung, nicht nur für eine Leistung.“
Das Erbe des LMP 2000
Der V10-Motor, der den Carrera GT antreibt, stammt aus dem nie eingesetzten LMP 2000 – einem Prototyp, der ursprünglich für die Langstrecken-Weltmeisterschaft entwickelt wurde. 5,5 Liter Hubraum, wassergekühlt, kompakt gebaut, 165 Kilogramm leicht – ausgelegt für Drehzahlen bis 8.900 U/min. Ende der 1990er-Jahre startet Porsche das Projekt intern unter dem Namen LMP 2000. Ziel ist es, an die bisherigen Gesamtsiege in Le Mans anzuknüpfen. Der hochmoderne V10 ist als Mittelmotor ausgelegt, drehfreudig, standfest, kompromisslos. Doch als sich Porsche 1999 entscheidet, seine Kapazitäten auf neue Serienmodelle zu konzentrieren, wird das Projekt eingestellt.
Doch der V10 ist zu gut, um ihn aufzugeben. Statt ihn ins Museum zu legen, denkt Porsche ihn neu: als Herzstück eines Supersportwagens mit Straßenzulassung. „Wir hatten einen Motor, der für das Extremste gebaut war – also gaben wir ihm eine neue Herausforderung: den Alltag“, erklärt Kussmaul. „Der LMP 2000 war unser Blick in die Zukunft. Der Carrera GT hat unsere Vorstellungen auf die Straße gebracht.“
Bei der Fahrwerkabstimmung des Carrera GT setzt Kussmaul auf die Expertise von Röhrl. „Der Carrera GT-Fahrer will gefordert, aber nicht überfordert sein“, sagt der zweifache Rallye-Weltmeister. Eine der größten Herausforderung bei der Abstimmung ist es, den Supersportwagen so zu zähmen, dass er auch von Nicht-Rennfahrern sportlich bewegt werden kann. Röhrl, Kussmaul und das Team der beiden schaffen es, den Carrera GT alltagstauglich zu gestalten.
Der Carrera GT als technischer Meilenstein
Mit 5,7 Litern Hubraum, 450 kW (612 PS), einer Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h und einem Gewicht von 1.380 Kilogramm verkörpert die Serienversion des Carrera GT all das, was Porsche ausmacht: Leichtbau, Hochdrehzahl, Mittelmotorprinzip – und die Idee, Rennsporttechnik auf die Straße zu bringen. Die Karosserie besteht aus kohlefaserverstärktem Kunststoff, auch Magnesium- und Kevlar-Bauteile kommen zum Einsatz. Das Monocoque wird komplett aus Carbon gefertigt. Der Carrera GT ist seiner Zeit voraus – technisch, formal, philosophisch. Der verstellbare Heckflügel, der Diffusor und das quer eingebaute Sechsganggetriebe werden direkt aus dem Motorsport übernommen. Jedes Bauteil ist ein Bekenntnis zur Reduktion.
„Dieses Auto ist ein Geschenk an alle, die wissen wollen, woher Porsche kommt – und wohin wir wollen“, sagt Anthony-Robert „Tony“ Hatter, damals Exterieur Designer bei Porsche. „Wir haben Motorsport in seiner reinsten Form genommen – und ein Straßenauto daraus gemacht.“ Zwischen Herbst 2003 und Mai 2006 entstehen in Zuffenhausen und Leipzig 1.270 Exemplare in Handarbeit.