Elf Le-Mans-Sieger von Porsche

Gleich elf Le-Mans-Sieger von Porsche standen den Fans bei der Rennsport Reunion Rede und Antwort, erzählten von den alten Zeiten und schrieben fleißig Autogramme. Der jüngste war Earl Bamber mit 25 Jahren, der älteste Hans Hermann, der den Langstreckenklassiker 1970 gewann und am 23. Februar seinen 87. Geburtstag feierte. Die anderen Le-Mans-Gewinner in Laguna Seca waren Richard Attwood (1970), Jacky Ickx (1976, 77, 81, 82), Gijs van Lennep (1976), Hurley Haywood (1977, 83, 94), Jürgen Barth (1977), Derek Bell (1981, 82, 86, 87), Vern Schuppan (1983), Hans-Joachim Stuck (1986, 87) sowie Nick Tandy, der 2015 zusammen mit Earl Bamber siegte.

Hans-Joachim Stuck: „Diese Autos sind ein Wahnsinn“

Das Lieblingsauto von Hans-Joachim Stuck bei der Rennsport Reunion war eines der wenigen, das die Fans in Laguna Seca nicht auf der Strecke bewundern konnten. Doch der Porsche 962, in dem er zusammen mit Bob Akin und Jo Gartner 1986 das 12-Stunden-Rennen in Sebring gewann, wird gerade neu aufgebaut. „Dieser Sieg war einer der Meilensteine meiner Karriere“, sagte er und war sichtlich angetan von der guten Stimmung und der Begeisterung beim Rennsport Reunion. „Was du hier für Autos siehst, ist der Wahnsinn. Alle sind super in Schuss. Und das Tollste ist, dass ich mit vielen davon schon selbst Rennen gefahren bin.“ Zur Rennsport Reunion hat er es zum ersten Mal geschafft. „Eingeladen war ich früher auch schon, doch dann kam immer irgendein Rennen dazwischen. Wenn ich gewusst hätte, was das für eine faszinierende Veranstaltung ist, hätte ich dafür sofort jedes Rennen abgesagt.“

Hans-Joachim Stuck, Porsche-Rennlegende, 962, 2015, Porsche AG
Hans-Joachim Stuck, Porsche-Rennlegende, 962, 2015, Porsche AG

Die einzige Porsche-Rennlegende, die zwischen 2001 und 2015 bei allen fünf Rennsport Reunions dabei war, ist Hurley Haywood. „So gut organisiert wie diesmal war es noch nie, es waren auch noch nie so viele wunderschöne Autos zu sehen“, sagt der Amerikaner, der neben seinen drei Le-Mans-Siegen mit Porsche auch fünf Mal den 24-Stunden-Klassiker in Daytona gewonnen hat. „Was mich ganz besonders freut ist, dass so viele ihre Kinder mitgebracht haben, um ihnen die Faszination Porsche nahe zu bringen. Ich bin sicher, die werden Fans für den Rest ihres Lebens.“ Auf die Frage nach seinem Lieblingsauto in Laguna Seca runzelt er die Stirn. „Das ist, als würde man einen Vater fragen, welches seiner Kinder er am meisten liebt. Ich habe zu allen eine ganz besondere Beziehung.“ Er denkt eine Weile nach, dann legt er sich doch fest: „Den Porsche 936, mit dem Jacky Ickx, Jürgen Barth und ich 1977 in Le Mans gewonnen haben, hatte ich immer schon sehr gerne. Das Auto, mit dem man seinen ersten Le-Mans-Sieg holt, ist doch etwas ganz Besonderes.“

919 Hybrid und 911 RSR auf Demorunden

Zum ersten Mal bei der Rennsport Reunion dabei waren die Porsche-LMP-Piloten Mark Webber, Brendon Hartley und Neel Jani. Sie waren gefragte Gesprächspartner bei den Journalisten, und die Fans nahmen für Autogramme lange Wartezeiten in Kauf. Die Demonstrationsrunden mit dem Porsche 919 Hybrid waren für die meisten der über 50.000 Zuschauer entlang des Laguna Seca Raceway die erste Gelegenheit, den innovativen Le-Mans-Sieger live in Aktion zu erleben. Von den Porsche-GT-Fahrern waren Earl Bamber, Jörg Bergmeister, Michael Christensen, Wolf Henzler, Patrick Long, Frédéric Makowiecki und Nick Tandy in Laguna Seca. Ein begehrtes Fotoobjekt war auch der Porsche 911 RSR, der schon am kommenden Wochenende erneut in den USA zu bestaunen ist: Auf der Traditionsrennstrecke Road Atlanta bestreitet er das Saisonfinale der Tudor United SportsCar Championship.

Hans Hermann: „Die jungen Rennfahrer sollen wissen, wie es damals war“

Als sich Hans Hermann und Jacky Ickx am Eröffnungsabend des Rennsport Reunion begegneten, war das an Herzlichkeit kaum zu überbieten. „Es ist immer wieder schön, so viele Fahrer von früher wieder zu treffen und über alte Zeiten zu reden“, sagt der erste Le-Mans-Sieger für Porsche (1970 im 917K mit Richard Attwood). „Dass diese Erinnerungen lebendig bleiben, ist wichtig für die Zukunft. Die jungen Rennfahrer sollten wissen, wie das damals war, als das Lenkrad noch ein Holzrad und kein Computer war wie heute.“ Wenn er Jacky Ickx trifft, kommen Erinnerungen an 1969 hoch, als er sich dem Belgier in Le Mans nur um Sekunden geschlagen geben musste. Doch die bittere Niederlage hatte auch ihr Gutes: „Ferdinand Piech hat sich darüber so geärgert, dass er für 1970 einen gescheiten Motor gebaut. Mit dem haben wir dann gewonnen.“

Porsche RS Spyder erinnert an Mark Donohue

Gebaut wurde der Porsche RS Spyder 2007 – seine Rennpremiere feierte er aber erst jetzt beim Rennsport Reunion. Kevin Jeanette, seit 37 Jahren als Fahrer und Teamchef eine feste Größe im US-Rennsport, hat den Rennwagen erst vor drei Wochen von einem Sammler gekauft. Auf dem Laguna Seca Raceway saß David Donohue am Steuer des Sportprototypen, dessen Sunoco-Lackierung an seinen legendären Vater Mark Donohue erinnert. 2009 hatte David mit einem Riley-Porsche in Daytona gewonnen. Seine 0,167 Sekunden Vorsprung gingen als knappster Zieleinlauf bei einem 24-Stunden-Rennen in die Geschichte ein.

Earl Bamber träumt vom Porsche GT1

Earl Bamber war ein Knirps von sieben Jahren und hat gerade angefangen Kartrennen zu fahren, als der Porsche GT1 1998 bei den 24 Stunden von Le Mans den 16. Gesamtsieg für Porsche holte. „Damals habe ich davon geträumt, irgendwann in so einem Auto zu sitzen“, sagt der Neuseeländer, „doch ich hätte nie gedacht, dass ich einer der Fahrer sein würde, die für Porsche den nächsten Le-Mans-Sieg holen.“ Doch genau so ist es gekommen. Als Porsche das berühmteste Langstreckenrennen der Welt in diesem Jahr zum 17. Mal gewann, war er zusammen mit Nick Tandy und Nico Hülkenberg einer der Siegfahrer im Porsche 919 Hybrid. Beim Rennsport Reunion entdeckte er unter all den historischen Porsche-Rennfahrzeugen auch den GT1, den er schon damals bewundert hatte. Einen historischen Porsche möchte er sich irgendwann auch einmal kaufen, meinte er, „doch dafür muss ich erst noch einige Jahre Rennen fahren.“

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