Das Porsche Team eroberte mit dem Porsche 919 Hybrid auf dem Nürburgring vor großer Kulisse einen Doppelsieg beim vierten Lauf zur FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC. Das Trio Timo Bernhard (DE), Brendon Hartley (NZ) und Mark Webber (AUS) erkämpfte sich den Sieg im Sechsstundenrennen bei Temperaturen von über 30 Grad. Hinter ihnen kam das Schwesterauto von Romain Dumas (FR), Neel Jani (CH) und Marc Lieb (DE) ins Ziel. 62.000 Zuschauer am gesamten Wochenende sorgten für eine großartige Kulisse bei der Deutschland-Premiere der WEC.

Nach dem Debütsieg des Porsche 919 Hybrid beim letztjährigen Saisonfinale in Brasilien und dem Doppelsieg von Le Mans 2015 ist dies der dritte große Erfolg für das junge Team und die zukunftsweisende Hybridtechnologie des Prototypen. Für die Fahrermannschaft mit dem ehemaligen Formel-1-Piloten Mark Webber ist es der lang ersehnte erste WEC-Triumph. Porsche baut mit der Traumbilanz vom Sonntag seine Führung in der Herstellerwertung der Weltmeisterschaft auf 33 Punkte gegenüber Audi bzw. 95 Zähler gegenüber Toyota aus.

Auf dem nur 5,137 Kilometer langen und kurvenreichen Nürburgring war das Rennen mit den unterschiedlich schnellen Klassen ein Krimi aus Überhol- und Überrundungsmanövern. Auch der zweite Platz des von der Poleposition gestarteten Porsche von Dumas/Jani/Lieb war extrem hart erkämpft. In der ersten Rennhälfte wurde die Crew durch drei lange Stop-and-Go-Strafen, verursacht durch einen technischen Defekt, ihrer Führung beraubt. Während das Team an beiden Autos bei ansonsten jedem Tankstopp auch den Fahrer wechselte, fuhr Neel Jani bei seiner Aufholjagd von Platz sechs zweieinhalb Tankfüllungen leer und blieb 76 Runden lang im Auto. Auf sein Konto geht auch die schnellste Rennrunde in 1.37,955 Minuten.

So lief das Rennen für die Startnummer 17:

Bernhard nimmt das Rennen von Startplatz zwei hinter dem Schwesterauto auf. Bei einer Neutralisationsphase nach neun Runden verliert er wegen zu überrundender Fahrzeuge zwischen ihm und dem Führenden rund zehn Sekunden. Wenig später stört eine Beschädigung an der Front die Aerodynamik. Der erste Boxenstopp wird vorgezogen. Nach 24 Runden übergibt Bernhard an Webber, der mit einer neuen Haube weiterfährt. Zwischenzeitlich bis auf Platz sechs zurückgefallen, überholt Webber in der 40. Runde den Audi Nr. 7 und liegt wieder an zweiter Stelle hinter dem führenden Porsche Nr. 18. Nach 56 Runden übergibt Webber an Hartley, der zur 64. Runde die Führung übernimmt, während die Nummer 18 zur Stop-and-Go-Strafe an der Box steht. Nach 89 Umläufen übernimmt Bernhard das führende Auto, um es nach 123 Runden an derselben Position liegend an Webber weiterzureichen. Während einer weiteren Neutralisationsphase steigt Hartley nach 144 Runden wieder ins Cockpit. Zur Schlussphase übergibt er nach 175 Runden an Webber.

So lief das Rennen für die Startnummer 18:

Startfahrer Neel Jani verteidigt die Poleposition gegen das Schwesterauto. Nach 31 Runden übergibt er mit über einer Minute Vorsprung an Marc Lieb, der nach 54 Runden die erste von letztlich drei Stop-and-Go-Strafen absitzen muss, die zunächst fünf Sekunden beträgt. Bei der Rückkehr auf die Strecke setzt er sich gegen Webber im Schwesterauto durch. Nach 63 Runden übernimmt Dumas, der an zweiter Stelle weiterfährt. Nach 78 bzw. 82 Runden muss Dumas die nächsten Stop-and-Go-Strafen antreten – einmal 30 und einmal 60 Sekunden. Grund war jedes Mal ein fehlerhaft arbeitender Sensor und daraus resultierend ein höherer Benzinverbrauch, als das Reglement erlaubt. Nach 96 Runden übernimmt Jani wieder das Steuer. Das Auto liegt jetzt an vierter Position, und der Schweizer beginnt einen Doppelstint. Nach 129 Runden bekommt er Benzin und Reifen.

Als nach 144 Runden die nächste Neutralisationsphase beginnt, verlängert sich seine Fahrzeit erneut, weil das Auto nur betankt wird. Nachdem Jani zuvor den Audi mit der Nummer 8 auf der Strecke niedergerungen hat, ist er Dritter. Ab Runde 167 liefert er sich einen aufregenden Kampf mit beiden Audis. Nach 172 Runden steigt Jani aus – das Auto liegt an dritter Position. Lieb übernimmt für die letzten 45 Minuten und verbessert sich noch auf den zweiten Platz.

Porsche 919 Hybrid, Porsche Team: Timo Bernhard, Brendon Hartley, Mark Webber, WEC Nürburgring 2015, Porsche AG
Das Porsche Team konnte in der LMP1-Klasse die WM-Führung ausbauen

Andreas Seidl, Teamchef: „Wir haben in diesem Rennen eine Menge durchlebt, was der Sport so zu bieten hat. Beim Auto Nummer 17 hatten wir einen frühen Frontschaden, danach lief es aber reibungslos. Die Nummer 18 hingegen musste drei Mal zur Stop-and-Go-Strafe kommen, weil wir wegen eines technischen Problems die zulässige Energiemenge überschritten hatten. Die Fahrer haben nie aufgegeben und sich diesen zweiten Platz erkämpft. Außerdem war unsere Mannschaft mit den schnellsten Stopps wieder die Referenz in der Boxengasse. Vielen Dank auch an unseren Reifenpartner Michelin für die tolle Zusammenarbeit, die heute einen großen Anteil an diesem Erfolg hatte, speziell bei diesen hohen Temperaturen.“

So lief das Rennen in der GTE-Klasse:

Nach vier Siegen in Serie in den USA und Kanada ist bei Porsche jetzt auch in der Sportwagen-Weltmeisterschaft WEC der Knoten geplatzt. Bei der Premiere der attraktiven Rennserie auf dem Nürburgring feierte das Porsche Team Manthey am Sonntag seinen ersten Saisonsieg in der Klasse GTE-Pro. Mit dem 470 PS starken 911 RSR, der auf der siebten Generation der Sportwagenikone 911 basiert, gewannen Richard Lietz (Österreich) und Michael Christensen (Dänemark) vor ihren französischen Teamkollegen Frédéric Makowiecki und Patrick Pilet. Für Porsche war es der erste Doppelsieg in der WEC seit November 2014, als zwei 911 RSR in Shanghai vorne lagen. Richard Lietz ist der neue Spitzenreiter im World Endurance Cup für GT-Fahrer.

Herrliches Sommerwetter in der Eifel und übers Rennwochenende 62.000 Zuschauer – beim ersten Auftritt der Sportwagenweltmeisterschaft WEC in Deutschland hat alles gepasst. Auch für das Porsche Team Manthey. Die Mannschaft von Teamchef Olaf Manthey, die nur einen Steinwurf vom Nürburgring entfernt in Meuspath zu Hause ist, holte nach zwei zweiten Plätzen in Silverstone und Spa ausgerechnet auf seiner Hausstrecke den langerwarteten ersten Saisonsieg. Damit hat sich das Team eine gute Ausgangsposition für die zweite Saisonhälfte mit vier Überseerennen geschaffen, von denen das erste am 19. September in Austin/USA ausgetragen wird.

Stop-and-Go-Strafe für Makowiecki

Das Sechsstundenrennen auf der Traditionsrennstrecke war 23 Minuten alt, als der von der vierten Position gestartete Michael Christensen im 911 RSR mit der Nummer 91 die Führung übernahm. Von da an lagen der Däne und sein österreichischer Teamkollege Richard Lietz mit Ausnahme einiger Boxenstoppsequenzen über die gesamte Distanz an der Spitze.

Porsche 911 RSR, Porsche Team Manthey: Richard Lietz, Michael Christensen, WEC Nürburgring 2015, Porsche AG
Richard Lietz und Michael Christensen haben in ihrem Porsche 911 RSR gewonnen

Für den 911 RSR mit der Startnummer 92 lief es dagegen zunächst nicht ganz so reibungslos: Wegen eines angeblichen Frühstarts erhielt Frédéric Makowiecki eine Stop-and-Go-Strafe und wurde bis ans Ende des Feldes durchgereicht. Doch mit einer sehenswerten Aufholjagd machten er und Patrick Pilet im weiteren Rennverlauf Boden gut. Dabei lieferten sie sich zur Rennmitte viele Runden lang packende Duelle mit dem schnellsten Ferrari, für die es von den begeisterten Fans auf den Tribünen immer wieder Sonderapplaus gab.

Nick Tandy gewinnt die LMP2-Klasse

Fast genau zur Halbzeit dann die Doppelführung für Porsche: Richard Lietz vor Patrick Pilet – der Rest der Konkurrenz lag zu diesem Zeitpunkt bereits eine Runde zurück. Im weiteren Rennverlauf geriet der Porsche-Triumph trotz einer weiteren Stop-and-Go-Strafe für die Startnummer 92 nicht mehr in Gefahr.

In der Klasse GTE-Am belegte Hollywoodstar und Rennfahrer Patrick Dempsey (USA) mit Patrick Long (USA) und Marco Seefried (Wildschönau) den vierten Platz. Der 911 RSR des Kundenteams Dempsey Proton Racing, mit dem das Trio als Zweiter bei den 24 Stunden von Le Mans seinen bislang größten Erfolg gefeiert hatte, behauptete über weite Strecken die Spitze. In der Schlussphase reichte es dann aber nicht ganz für eine Podiumsplatzierung. Ebenfalls lange in Führung lag Porsche-Werksfahrer Earl Bamber (Neuseeland) im 911 RSR von Abu Dhabi Proton Racing. Der Le-Mans-Sieger fuhr teilweise schnellere Rundenzeiten als die höherklassigen GTE-Pro-Autos. Trotzdem musste er und seine Teamkollegen Christian Ried (Schönebürg) und Khaled Al Qubaisi (Abu Dhabi) sich am Ende mit dem sechsten Platz zufrieden geben.

Als Gaststarter im Team KCMG aus Hongkong gewann Porsche-Werksfahrer und Le-Mans-Sieger Nick Tandy (Großbritannien) die Klasse LMP2.

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