Porsche verstehen leicht gemacht – Teil 2

Bei Porsche steht der Jörg-Topf nicht auf dem Herd und die Großmutter nicht dahinter: Das Porsche-Glossar für echte Insider – Teil 2.

E

Entenbürzel. Schon der Werbespruch zum Porsche Carrera 2.7 RS der Jahre 1972/73 war ein Affront: „Nur 500 Männer werden ihn fahren ...“ Oder anders ausgedrückt: Man hoffte in Zuffenhausen inständig, tatsächlich 500 Stück der schon damals recht teueren Leichtbauversion des 911 zu verkaufen. Herstellen musste man sie, um die Renn-Homologation zu schaffen. Das Auto war eigentlich zu heiß für die Straße: Damit er nicht abflog, lieferte Porsche mit dem 2.7 RS das erste Modell mit aerodynamischen Hilfsmitteln an Front und Heck aus. Die Hauptaufgabe des Abtriebs aber übernahm der „Entenbürzel“ – ein kurzer, nach oben stehender Heckspoiler. Die Kunden flogen auf das erigierte Geflügelende –Porsche verkaufte letztlich 1.525 Stück. Und entschuldigte sich dafür bei den erzürnten 500 Erstkunden: „Sorry, wir haben die Frauen vergessen ...“

E.T. Er war der Kinostar des Jahres 1982, das Kuscheltier einer ganzen Generation, und bis heute der wohl einzige Fahrrad fliegende »Extra-Terrestrian« des Universums: E.T. Steven Spielberg schuf mit seinem gleichnamigen Film und dem Protagonisten den Prototypen des Knuddel-Aliens, ein verwachsenes Etwas mit langen, dürren Fingern. Und an einem ist eine eingebaute Taschenlampe dran. Mit dem zeigt E.T. in der Tränen-Szene gen All und radebrecht gegenüber verständigen Kindern: „Nach Hause telefonieren ...“ Man muss das heute nicht mehr verstehen, und erst recht nicht, dass deswegen ein Porsche Teil „E.T.“ heißt – aber man kann: Wie der E.T.-Finger ragt die hochgesetzte, schnorchelähnlich geformte dritte Bremsleuchte aus dem Heck des Porsche 911 ab
Baujahr 1986 heraus, um das zusätzliche Bremslicht über den Heckspoiler zu heben. Telefonieren konnte man damit allerdings noch nie.

F

Ferdinand. Zugegeben, es ist nichts Ungewöhnliches, wenn ein Porsche Ferdinand heißt. Der Gründer hieß so, sein Sohn ebenfalls (der wurde zur besseren Unterscheidung allerdings meist „Ferry“ gerufen), dessen Sohn ebenfalls (mit dem Beinamen Alexander, „Butzi“ genannt) und der Großenkel von Ferdinand und der Enkel von Ferdinand und der Neffe von Ferdinand heißt auch Ferdinand, allerdings (auch) mit einem –Alexander dran. Bei so viel Ferdinands verwundert es nicht, dass auch ein Auto der Ferdinands so genannt wird – das schwarze Coupé Ferdinand. Es war das Geburtstagsgeschenk für Ferdinand Porsche zu dessen 75. Nach dem Ableben seines Besitzers wurde es zu einem der ersten Testfahrzeuge aus Zuffenhausen. Der Blech-Ferdinand, geboren 1950, wurde nie verkauft, sondern rannte brav mehr als 300.000 Kilometer im Firmenauftrag. Sein Gnadenbrot erhält er heute im Museum.

Fuchs-Felgen. Wahrscheinlich wusste die Firma Fuchs aus Meinerzhagen Mitte der Sechzigerjahre noch nicht, welchen Lottogewinn sie da in Form eines Auftrages von Porsche an Land gezogen hatte: geschmiedete Alu-Felgen, zunächst nur für das sportlichste Modell von Porsche, den 911 S. Das heute legendäre Kleeblatt-Design stammt vom Porsche Stilisten Heinrich Klie, der später auch dem 914 seine eigenständige Form gab: fünf breite Speichen, die zunächst blank waren, und einen schwarzen Felgenstern-Hintergrund, später war der gesamte Felgenstern schwarz. In 15 Zoll zierten sie ab 1966 den 911 S, dann auch den 914/6 und den 944. Bis 1989 waren sie im Programm. 1992 lief der Geschmacksmusterschutz ab – nun gibt es viele Füchse. Aber nur einen echten.

G

Großmutter. Großmütter, die „Großmutter“ genannt werden, gelten als gütig, weise und erfahren. Okay, gütig war ein Porsche Automobil wohl nie, weise höchstens sein Fahrer, aber erfahren, das schaffte ein Porsche. Ein Modell besonders: der Porsche 718 W-RS Spyder. Tatsächlich hatte der offene Zweiliter- Achtzylinder-Porsche ein für einen Renn wagen biblisch langes Leben, nämlich von 1961 bis 1964. 1963 gewann das Auto seine Klasse bei der sizilianischen Targa Florio, zweimal wurde die Großmutter Europa-Bergmeister. Zu gegeben, mit einem Alter von vier Jahren dürfte Porsches Großmutter die jüngste Oma aller Zeiten sein – dafür ist es aber auch ein Auto...

H

Hasenstall. Es ist nicht wirklich überliefert, ob jemand tatsächlich Hasen in den abschließbaren Ablagefächern im 911 transportiert hat. Fakt ist: Wer auf die Rücksitze verzichtete, bekam von der Zuffenhausener Sonderwunschabteilung stattdessen eine Gepäckablage mit zwei abschließbaren Fächern. Die wurden fortan „Hasenstall“ genannt. Aber vielleicht hieß der Erfinder auch „Hase“...

Hippie. 1970, das war kurz nach Woodstock, und immer noch Dope, Farbe, Aufstand gegen das Establishment, Euphorie gegen Theorie, chill statt kill. Porsche solidarisierte sich kurzzeitig – mit dem „Hippie“, einem Porsche 917 Langheck mit Pop-Bemalung, der so gefärbt 1971 das 24-Stunden- Rennen in Le Mans aufmischte. Am Steuer groovten Willi Kauhsen und Gerard Larousse, sie wurden Zweite. Inspiriert wurden die für die eigenwillige Farbgebung verantwortlichen Porsche Designer Anatole Lapine und Dick Söderberg übrigens vom Kleid einer Sekretärin, dessen psychedelische Muster offenbar abgefahrenen Eindruck hinterließen.

I

Indy-Motor. Für die 500 Meilen von Indianapolis entstand 1980 ein Interscope-Monoposto mit Porsche Motor. Der Sechszylinder-Turbo mit wassergekühlten Vierventilköpfen stammte vom legendären 935/78 Moby Dick ab und erreichte als einziges Elfer-Triebwerk eine Nenndrehzahl von 9.000 Umdrehungen. Auch bei der Leistung war der Indy-Motor spitze: 904 PS. Nachdem das Indy-Projekt 1980 vorzeitig eingestellt wurde, wanderte das modifizierte Triebwerk 1981 in den 936 Spyder und gewann Le Mans.

J

Jörg-Topf. Es gibt den Jägertopf, den Eintopf und den Kochtopf, aber keiner davon kommt an den Jörg-Topf heran. Der stammt vom Porsche Werkstattmeister Walter Jörg, und jener hat sich überlegt, wie man die Porsche Seele zum Kochen bringen kann. So kam der kluge Mann auf einen Sportauspuff, der aus einem Schalldämpfer mit zwei langen Endrohren bestand. Das Ergebnis: fetter Sound, tolle Optik. Jörg forever.

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