„Die Nachricht über seinen Tod macht uns sehr traurig. Jochen Mass war ein Fahrer mit Tiefe. Einer, der das Auto lesen konnte wie wenige andere“, sagt Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. „Er hatte ein untrügliches Gespür für Technik und für all das, was ein Team stark macht. Mit ihm verlieren wir einen besonderen Fahrer und langjährigen Wegbegleiter. Sein Vermächtnis reicht über Erfolge hinaus. Es lebt in Erinnerungen, in Erzählungen und in seiner Art, Motorsport zu denken. In Gedanken sind wir bei seiner Familie.“
Jochen Mass wird am 30. September 1946 im oberbayerischen Dorfen geboren. Sein Weg in den Motorsport beginnt nicht im Cockpit, er startet auf hoher See: Als junger Seemann umrundet er drei Jahre lang die Welt. Erst danach zieht es ihn zur Technik – und auf die Rennstrecke. Er absolviert eine Lehre zum KfZ-Mechaniker. Als 1968 beim Alfa-Romeo-Händler Hähn der eigentliche Fahrer krankheitsbedingt ausfällt, springt Mass ein – und beweist sein Talent. Es ist keine lang geplante Premiere, sondern der spontane Beginn einer außergewöhnlichen Karriere.
Seine Erfolge sprechen für sich: Tourenwagen-Europameister 1972, Vize-Europameister in der Formel 2, ab 1973 startet er 105-mal in der Formel 1 – und gewinnt den Großen Preis von Spanien im Jahr 1975. Bis zur Schumacher-Ära gilt er als einer der erfolgreichsten deutschen Formel-1-Piloten nach Punkten.
Doch seine eigentliche Heimat findet Mass im Langstreckensport – und bei Porsche. Zwischen 1976 und 1987 ist er fester Bestandteil des Werksteams. Rennfahrzeuge wie 935, 936, 956 und 962 bewegt er mit Gefühl, Mut und Präzision. Gemeinsam mit Fahrerkollegen wie Jacky Ickx feiert er Siege in Serie, prägt Meisterschaften – und steht für Verlässlichkeit, nicht zuletzt aufgrund seines stets engen Austausches mit Renningenieuren wie Norbert Singer. Auch als der Kontakt zum Sponsor Rothmans entsteht, ist es Mass, der diese Partnerschaft mit Weitsicht und Feingefühl vermittelt.
1992 beendet Mass seine aktive Karriere. Seine sportliche Bilanz ist beeindruckend: Mehr als 400 Rennen, 105 Grand-Prix-Starts, 71 WM-Punkte, Sieger der Deutschen Rennsportmeisterschaft, Tourenwagen-Europameister, Porsche-Cup-Gewinner, Deutscher Sportwagenmeister, Le-Mans-Sieger mit Sauber-Mercedes.
Nach seinem Rücktritt blieb er dem Rennsport verbunden – als gefragter Gesprächspartner, Heritage-Botschafter und Brückenbauer zwischen Generationen. Ob bei Messeauftritten wie der Retro Classics, bei Oldtimer-Veranstaltungen oder Medienevents von Porsche Heritage und Museum: Seinen originellen Geschichten lauschten Menschen aller Altersgruppen.
Jochen Mass hinterlässt seine Ehefrau Bettina sowie vier Kinder. Die Porsche AG trauert mit seiner Familie – in Dankbarkeit, Respekt und tiefer Verbundenheit.