Im Landgasthof serviert die freundliche Kellnerin „Badische Käsespätzle mit geschmelzten roten Zwiebeln“. Ein Sattmacher für 14,50 Euro. Wir sind im deutsch-französischen Grenzgebiet. Die Metropole Straßburg, Sitz des Europaparlaments, ist nicht weit entfernt. Der Rhein trennt die europäischen Nachbarn voneinander. Durch den kleinen dörflichen Ort Rheinau-Linx schlängelt sich die Tullastraße. Tempo 30. Noch eine Kurve, dann geht es rechts ab, in den Erlenpark mit den weitläufigen Rasenflächen und liebevoll angelegten Staudenbeeten.
Und plötzlich steht der Gast in der „World of Living“, einer imposanten Freiluft-Ausstellung mit hochmodernen Wohnhäusern – für junge Familien, Mehrgenerationen-Projekte oder Traumvillen. Die Villen sind auch bei betuchten Engländern beliebt, speziell als Landsitze in den schönsten Gemeinden rund um London. Das Grundgerüst der Wand- und Deckenelemente besteht aus einer Holzständerwand aus Fichte. Die in Werkshallen gefertigten Segmente, einschließlich eingebauter Fenster und Fensterbänke, werden unter anderem auf die britische Insel geliefert. Gut 900 Kilometer Strecke – inklusive Querung des Ärmelkanals, der Meerenge zwischen Calais und Dover. Innerhalb weniger Wochen entsteht dann das schlüsselfertige Haus.

Rheinau-Linx ist Sitz des Familienunternehmens WeberHaus. Als Fertighaushersteller zählt er zu den größten in Europa (Umsatz 2023: 322,3 Millionen Euro; 1.360 Mitarbeitende). Im Verwaltungsgebäude kommt uns Heidi Weber-Mühleck, Inhaberin in zweiter Generation, auf der Wendeltreppe entgegen. Ihr Credo erfahren wir gleich bei der Begrüßung: „Bauen soll Freude machen.“ Für die Kunden, für die Mitarbeitenden und natürlich auch für WeberHaus selbst. Der prägende Satz ihres Vaters steht auch in dreidimensionalen Buchstaben an der Wand des Foyers. Die Lettern sind natürlich aus Holz gefertigt. Denn Vater Hans Weber (Jahrgang 1936) ist gelernter Zimmermann und gründete in Rheinau-Linx bereits 1960 das heutige Unternehmen, direkt nach seiner Meisterprüfung.
Die Liebe zum Werkstoff Holz und die Verbundenheit zum Familienunternehmen legte der Familienunternehmer seiner Tochter in die Wiege. Ein Jahr bevor Heidi Weber-Mühleck (Jahrgang 1964) das Licht der Welt erblickte, errichteten die Eltern Hans und Christa Weber ihr eigenes WeberHaus. Für Familie Weber wurde das Haus nicht nur zum Wohnhaus, sondern auch zum verlängerten Büro auf dem eigenen Werkhof. Der Geist des Familienunternehmers ging auf die heutige geschäftsführende Gesellschafterin über: Sie wurde nicht nur auf dem Werksgelände groß, sondern wohnt auch bereits ihr Leben lang – abgesehen von der Zeit ihrer Ausbildung – in den Häusern des Fertighausherstellers. Im Jahr 2000 baute sie selbst ihr eigenes WeberHaus. „Wenn man die besondere Raumatmosphäre gewöhnt ist, möchte man nur ungern darauf verzichten“, sagt die Inhaberin des Familienunternehmens.
Prima Klima
Das gute Wohnklima in allen Räumen ist eines der Alleinstellungsmerkmale, das die Holzhäuser der Marke WeberHaus auszeichnet. In regelmäßigen Abständen lässt das Fertigbauunternehmen die Raumluftqualität von den drei unabhängigen Instituten TÜV Rheinland, Sentinel Holding Institut und Dr. Blei auf Schadstoffbelastungen prüfen. Die hohe Qualität wird immer wieder bestätigt: Die Schadstoffbelastung liegt weit unter dem gesetzlichen Schwellenwert. Möglich wird das auch durch den besonderen Wandaufbau. Er bildet das Herzstück eines jeden Weber-Hauses. Um Häuser wohngesund zu bauen, ist die Auswahl der verwendeten Materialien und die Verarbeitung entscheidend.

Bei vielen Herstellern wird zum Beispiel Styropor als Dämmstoff verwendet. Anders bei WeberHaus: „Bei uns werden eine mit dem Umweltgütesiegel „Blauer Engel“-zertifizierte, aus recyceltem Altglas bestehende Mineralwolle-Dämmung sowie Holzfaser-Dämmplatten eingesetzt. Damit ist WeberHaus den gesetzlichen Anforderungen um Jahre voraus“, erklärt Dr. Manuel Schönwitz, Technischer Geschäftsführer im Werk Wenden-Hünsborn. Gefertigt werden die Holzfaserplatten aus unbehandelten Hackschnitzeln. Sie stammen wie alle verwendeten Hölzer aus heimischer Forstwirtschaft. Auch die Holzwerkstoffplatte in den Wänden weist das Prüfsiegel „Blauer Engel“ auf. Gleichzeitig sorgt die innovative, ökologische Gebäudehülle für exzellente energetische Werte und hervorragende Dämmeigenschaften, was den Hitze- Kälte-, Schall- und auch Feuerschutz betrifft.
Gesunder Kreislauf
Die nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens hat Gründer Hans Weber schon seit den Anfängen stark geprägt. Nicht nur bei der ökologischen Planung der Häuser, sondern auch was die nachhaltige Produktionsweise angeht. „Seit den 70er-Jahren beheizen wir mit unseren Holzabfällen klimaneutral die kompletten Standorte in Rheinau-Linx sowie in Wenden-Hünsborn“, so Heidi Weber-Mühleck, „von den Werkshallen, über die Bürogebäude, bis hin zu unserer Erlebnis- und Musterhaus-Ausstellung ,World of Living‘.“ Hinzu kommen die Warmwasserbereitung und die Kühlung des Ausstellungsparks im Sommer. Die in den Produktionsphasen entstehenden Nebenprodukte – wie Sägespäne, Hobelspäne sowie weitere Holzreststoffe – werden gesammelt und in einer Hackschnitzelverbrennungsanlage verarbeitet. Schönwitz ergänzt: „Zum Vergleich: Mit der entstehenden Nutzwärme könnten rund 450 Haushalte pro Jahr versorgt werden.“ Die sonstigen in der Produktion entstehenden Abfälle, wie Paletten oder überschüssige Mineralwolle, werden zu 92 Prozent in der Produktion typisiert sortiert und zur Wiederverwertung an die Hersteller zurückgeführt. Darüber hinaus kommen auf den Produktionsgebäuden großflächig Photovoltaik-Anlagen zum Einsatz. Sowohl in Rheinau-Linx als auch im zweiten Werk im sauerländischen Wenden-Hünsborn werden so umweltfreundlicher Strom erzeugt und die Energiekosten gesenkt.

Neuer Markt, neue Chancen
Neben der starken Ausrichtung auf eine maximal nachhaltige und energieeffiziente Planung und Produktion der Häuser richtet WeberHaus verstärkt den Blick auf die Erschließung neuer Kundensegmente. Grundstücksknappheit, gestiegene Grundstückskosten, Baukosten und Zinsen machen es für einige Hausbauinteressierte anspruchsvoll, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Das Fertigbauunternehmen, das im klassischen Ein- und Zweifamilienhausbau großgeworden ist, reagiert mit neuen Angeboten auf die erschwerten Bedingungen am Hausbaumarkt. „Wir sehen einen starken Trend in Richtung der Verkleinerung“, erklärt Weber-Mühleck.
„Mit dem neuen Haustyp ,Option‘ sprechen wir gezielt neue Kundengruppen an, wie Einzelpersonen oder Paare ohne Kinder. Aber auch ältere Generationen, die sich verkleinern möchten“, sagt die Familienunternehmerin. Angeboten wird das Haus „Option“ als eingeschossiger, barrierefreier Bungalow mit 55 Quadratmetern Grundfläche sowie als doppelgeschossige Variante mit bis zu 90 Quadratmetern. Für die Kunden bedeutet das: niedrigere Kosten. Und einen geringeren Platzbedarf, der sich auf kleineren Grundstücken oder bereits vorhandenen größeren Bestandsgrundstücken unterbringen lässt. Dr. Manuel Schönwitz: „Unser Credo bei der Planung von ,Option‘ war: so klein wie möglich, aber so groß wie nötig. Wir möchten uns bewusst vom Tiny-House-Segment abgrenzen. Unser Ziel ist es, für unsere Kunden Wirtschaftlichkeit mit hohem Qualitäts- und Wohlfühlfaktor in Einklang zu bringen.“

Um künftig besser auf begrenzte Budgets der Kundinnen und Kunden eingehen zu können, möchte WeberHaus die technischen Ausstattungsoptionen der Häuser noch flexibler gestalten. Möglich wäre das über einen cleveren technischen Trick: die Integration diverser Sensorik bereits direkt bei Produktion des Hauses im Werk. Sensorik, die erst einmal nicht aktiviert wird, für die der Kunde aber auch noch nicht bezahlt. Das umfasst zum Beispiel Sensoren zur Erfassung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie an verschließbaren Bauteilen. Oder Sensorik, die erweiterte Smart-Home-Funktionalitäten ermöglicht. „Ähnlich wie im Automobilbereich, in dem digitale Funktionalitäten im Fahrzeug nach Bedarf freigeschaltet werden können, könnten Kundinnen und Kunden so in Zukunft technische Funktionen im Haus später erst aktivieren“, sagt Manuel Schönwitz. „Entweder über Zahlung eines Einmalbetrags oder in Form eines Abonnement-Modells.“

Weiteres Standbein: Objektbau und Sanierung
In Anbetracht der stark verdichteten Wohnbebauung in Deutschland richtet der Fertighaushersteller sein Augenmerk auch verstärkt auf den Objektbau. Das schließt zum Beispiel die Planung und Errichtung von Mehrfamilienhäusern, aber auch Unternehmensgebäuden, Mitarbeiterwohnungen, Hotels und Objekten im Gesundheitsbereich ein. Mit Blick auf die Erhaltung bereits gebauter Weber-Häuser wird auch das Segment der Sanierung und des Umbaus ein immer wichtigeres Standbein für WeberHaus. „Mit inzwischen mehr als 40.000 gebauten Häusern steckt hier für uns ein enormes Potenzial“, betont die Inhaberin des Familienunternehmens. Das schließt zum Beispiel Leistungen wie Gebäude-Anbauten oder die Installation von Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeichern und Klimaanlagen ein. Aber auch Sanierungen von Bad, Heizung und Elektroleitungen.
„Wir haben schon immer eine Serviceabteilung für diese Bereiche gehabt. Aber natürlich nicht in dem Maße, wie wir es jetzt umsetzen wollen – oder bereits dabei sind.“ Sanierungs- und Umbaumaßnahmen wurden bislang auf konkrete Kundenanfrage umgesetzt. In Zukunft möchte der Fertighaushersteller diesen Bereich stärker forcieren und Bestandskundinnen und -kunden aktiv auf das Leistungsangebot aufmerksam machen. Das macht neue Strukturen im Vertrieb als auch im Partnernetzwerk notwendig. Hierfür hat das Unternehmen neue Firmen zugekauft: Dachdecker-, Heizungs- und Sanitär- sowie Elektroinstallationsbetriebe.

Talente in den eigenen Reihen
Neben dem Zukauf externer Kompetenzen legt WeberHaus großen Wert darauf, die eigenen Leute weiterzubilden. Eine große Stärke im Hause Weber. Die Ausbildung eigener Fachkräfte, speziell im Handwerk, hat schon seit Anbeginn Unternehmensgründer Hans Weber sehr gefördert. In der eigenen Zimmererlehrwerkstatt werden schon seit vielen Jahrzehnten junge Handwerkerinnen und Handwerker ausgebildet. Insgesamt bildet WeberHaus in zwölf verschiedenen Berufen aus: darunter auch Maler, Elektroniker, Fachinformatiker, Industriekaufleute und Bauzeichner. Ein großer Gewinn für das Fertigbauunternehmen – gerade in Zeiten des Fachkräftemangels. „Die Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden ist uns ein Herzensanliegen – sie sind das Wertvollste, das ein Unternehmen haben kann“, betont Heidi Weber-Mühleck.

Für die Weiterbildung der Mitarbeitenden baut der Fertighaushersteller aktuell eine eigene Akademie auf. Nicht zuletzt trägt das familiäre, bodenständige Umfeld im Familienunternehmen dazu bei, dass viele der Beschäftigten schon seit mehreren Jahrzehnten dem Unternehmen treu sind: „Sehr viele unserer Mitarbeitenden sind schon seit über 30 oder auch 45 Jahren im Unternehmen, einige bereits in der dritten Generation“, sagt Weber-Mühleck. „Der erste Lehrling, den mein Vater eingestellt hat, den hat er auch wieder in die Rente entlassen.“ Apropos Unternehmensgründer: Hans Weber ist noch immer Teil der leitenden Gesellschafterfamilie. Der Frühaufsteher streift gern kurz nach Sonnenaufgang durch die Staudenbeete am Firmensitz. Ein Rundgang durch sein erfolgreiches Lebenswerk, bevor die ersten Hauskäufer zur Bemusterung in die Parkanlage einbiegen.
WeberHaus: Handwerkskunst trifft auf moderne Technik

Das Familienunternehmen WeberHaus, mit Sitz in Rheinau-Linx und Wenden-Hünsborn, ist im Bereich des Fertigbaus tätig. Mit mehr als 40.000 erbauten Häusern und einem Umsatz von 322,3 Millionen Euro zählt der Fertighaushersteller zu den größten in Europa. Rund 1.360 Mitarbeitende beschäftigt das Unternehmen am baden-württembergischen Standort Rheinau-Linx sowie am sauerländischen Standort Wenden-Hünsborn.
Gegründet wurde WeberHaus im Jahr 1960 vom gelernten Zimmermann Hans Weber. Gemeinsam mit seiner Frau Christa Weber und Tochter Heidi Weber-Mühleck ist er noch immer geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens. Neben Ein- und Zweifamilienhäusern plant und baut der Fertighaushersteller mehrgeschossige Objektbauten in nachhaltiger Holzfertigbauweise. Das Angebot reicht vom Bungalow, Einfamilienhaus oder der Luxusvilla, über Mehrfamilienhäuser, Hotels oder Bürogebäude. Darüber hinaus begleitet WeberHaus seine Kundinnen und Kunden über den gesamten Lebenszyklus des Gebäudes und unterstützt bei Leistungen wie Gebäudeanbauten oder der energetischen Sanierung.
Die Präzision im Handwerk, der Einsatz ökologischer, wohngesunder Materialien, eine hohe Energieeffizienz und hochmoderne Technik bilden die Grundlage eines jeden Weber-Hauses. Seit mehreren Jahrzehnten bildet WeberHaus in der eigenen Zimmererlehrwerkstatt an den Standorten Rheinau-Linx und Wenden-Hünsborn Fachpersonal im Holzhandwerk aus, aber auch in weiteren Ausbildungsberufen.
Info
Text erstmalig erschienen im Porsche Consulting Magazin.