Die weltweite Trauer und Bestürzung war überwältigend: Sabine Schmitz ist verstorben, die „Königin der Nordschleife“. Viel zu früh erlag sie nach harter Gegenwehr einem Krebsleiden, gerade mal 51 Jahre alt. Angesichts der unbändigen Lebensfreude, mit der sie der Krankheit bis zum Ende die Stirn geboten hat, kam die Nachricht für viele sehr überraschend. Lange hat der Abschied von einem Rennfahrer oder einer Rennfahrerin die Motorsportgemeinde nicht mehr so tief berührt. Keine Frage: „SpeedBee“, wie sie sich von Fans und Freunden gerne nennen ließ, war schon zu Lebzeiten eine Legende.
Im Fahrerlager des Nürburgrings spiegelte sich die Betroffenheit in unzähligen Gesten wider. Praktisch jedes Team hatte sich beim Auftakt der Nürburgring Langstecken-Saison zum Gedenken an Sabine Schmitz etwas Besonderes einfallen lassen. Viele Rennwagen trugen ihren Namen als zusätzliche Fahrerin. Manche Autos glichen rollenden Kondolenzbüchern. Fast jeder konnte eine persönliche Erinnerung oder eine lustige Anekdote erzählen, die ihn mit der Nürburgerin verband. Erst ihr Verlust macht deutlich, was sie vielen Menschen bedeutet hat.
Aller Heimatverbundenheit und Bodenständigkeit zum Trotz: Sabine Schmitz genoss eine weltweite Bekanntheit, die in Deutschland gerne unterschätzt wurde. Dies verdankte sie ihrer unbekümmerten und fröhlichen Art, ihrer Schlagfertigkeit und natürlich ihren furchtlosen Ritten durch die „Grüne Hölle“, die sie schnell zu einem frühen YouTube-Star aufsteigen ließ – ganz gleich, ob sie dabei einen GT3-Porsche, einen Ford Transit oder das Ring-Taxi pilotierte.
Mehr als 30.000 Runden auf dem Nürburgring
Mit geradezu diebischer Freude hat die zweifache Gewinnerin des 24-Stunden-Rennens auf dem Nürburgring und Langstrecken-Meisterin ihre Passagiere zwischen Hatzenbach und Hohenrain-Schikane in Furcht und Schrecken versetzt. Die meisten mussten ihr Bild von den eigenen Fahrkünsten anschließend grundlegend revidieren, erzählten von diesem unvergleichlichen Erlebnis aber in aller Herren Ländern. Mehr als 30.000 Runden hatte sie eigenen Angaben zufolge auf ihrer Lieblingsstrecke abgespult, die ersten mit Mutter Ursulas Auto noch ohne Führerschein. Ihre Auftritte in der BBC-Autoshow Top Gear machten sie dann endgültig einem globalen Publikum bekannt.
Dass sie eigentlich ein Star war, spielte für Sabine Schmitz keine Rolle. Die „Nordschleifen-Queen“ blieb immer echt und nahbar. Aus jedem Selfie machte sie mit ihrer lustigen Art eine ganz persönliche Erinnerung, nie hat sie einen Autogrammwunsch ausgeschlagen. Es muss Abertausende Bilder, Fotos und Modellautos mit ihrer Signatur geben. Für Jeden hatte sie ein nettes Wort oder auch einen Spruch parat, denn ihr spontaner Humor war so beliebt wie gefürchtet. Lacher produzierte sie quasi im Minutentakt, verschont blieb dabei weder Feind noch Freund. „Der fährt heute ja wieder wie auf Schienen…“ rief sie in die Runde, als ein Teamkollege mit dem Rennwagen eher unfreiwillig über eine Leitplanke surfte. „Der war so langsam, den hätte ich in Öl malen können“, konnte der bissige Kommentar lauten, wenn ihr ein Konkurrent nicht schnell genug war, den sie aus dem Sattel ihres Pferds irgendwo an der Strecke ins Auge genommen hatte.
Die vielen Facetten von Sabine Schmitz
Die Tierliebe und Naturverbundenheit war eine andere der vielen Seiten der facettenreichen Sabine Schmitz, die auch Helikopter flog, eine Ausbildung als Wein-Sommelière genossen hatte und Hotels betrieb. Auf ihrer kleinen Ranch in der Nähe des Nürburgrings fühlte sie sich in Gummistiefeln ebenso wohl wie in Fahrerschuhen, tauschte den Rennwagen gerne gegen den Trecker und zog die eine Pferdestärke den über 500 PS der „schnellsten Frikadelle der Welt“ vor. So hatten die Fans ihren 911 GT3 R getauft, auf dem ihr Lebenspartner Klaus Abbelen für Fleischwaren aus eigener Fertigung warb. Dass sie das gemeinsam gegründete Porsche-Kundenteam dementsprechend Frikadelli Racing genannt haben, war da nur folgerichtig.
Sabine Schmitz hat dem Motorsport auf dem Nürburgring weltweit ein Gesicht gegeben. Sie war die beste Botschafterin für die Nordschleife und die Eifel, die es gab, die gute Seele der Langstrecken-Meisterschaft und das Herz des 24-Stunden-Rennens auf dem Eifelkurs. Längst haben Fans und Motorsport-Interessenverbände den Wunsch geäußert, ihr einen Streckenabschnitt der Nordschleife zu widmen. So würde sie für immer ein Teil ihrer geliebten Rennstrecke bleiben und in der Erinnerung ihrer Anhänger weiterleben.