Starkes Team: Teileversorgung in der Corona-Krise

Keine Produktion ohne Bauteile. Wie die Porsche-Mitarbeiter in der Beschaffung und den Werken sicherstellen, dass trotz geltender Einschränkungen alle Umfänge rechtzeitig im Werk sind.

Ausgangssperren, Grenzschließungen und Produktionsstopps – in beinahe allen Ländern der Welt sorgt die Corona-Krise für eine Vielzahl an Einschränkungen. Eines der Resultate von Covid-19 sind gestörte Lieferketten, denn rund 80 Prozent der Wertschöpfung erbringen die Porsche-Lieferanten.

Olaf Bollmann, Leiter Beschaffung Strategie, Kapazitäts- und Prozessmanagement, 2020, Porsche AG

Von den mehr als 1.300 Serien-Lieferanten sind 50 Prozent im Ausland angesiedelt. Davon hatten über ein Drittel in der Corona Krise zeitweise ihre Tore geschlossen.

„Beschaffung ist Teamsport – ressortübergreifend -  nicht nur in der Corona Krise“, sagt Olaf Bollmann, Leiter Beschaffung Strategie, Kapazitäts- und Prozessmanagement. Für die Kollegen begann der Ausnahmezustand schon weit bevor das Virus deutsche Städte und Kommunen lahmlegte. „Bereits im Januar 2020, als sich die Lage in China zuspitzte, haben wir uns gemeinsam mit den Kollegen des Bedarfs-und Kapazitätsmanagement intensiv mit der Situation unserer Zulieferer und möglichen Alternativen beschäftigt“, berichtet Sven Hagemann, Leiter Beschaffung Kapazitätsmanagement und Seriensteuerung.

In täglich bis zu vier Telefon-Konferenzen stimmen sich seitdem Beschaffer, Bedarfs-und Kapazitätsmanagement, Werksdisponenten und Logistiker sowie Finanzexperten ressort- und konzernübergreifend untereinander ab. Bis zu 100 Personen sind zeitweise in die Meetings eingewählt, um die Wiederanläufe in den Werken Zuffenhausen, Leipzig, Bratislava und Osnabrück sicherzustellen.

Das Team analysiert gemeinsam, wie die politischen Gegebenheiten in den einzelnen Ländern aussehen, welche Umfänge lieferbar sind, wo es kritisch wird und wie die Lieferanten gegebenenfalls unterstützt werden können.

Sven Hagemann, Leiter Beschaffung Kapazitätsmanagement und Seriensteuerung, 2020, Porsche AG

In den vergangenen Wochen galt es beispielsweise herauszufinden, welche Partner nur aufgrund des Produktionsstopps bei Porsche die Fertigung einstellten und wo hingegen politische Entscheidungen die Fertigung unmöglich machten.

Um stets belastbare Informationen bereitzustellen, standen und stehen Beschaffer und Logistiker auch in intensivem Austausch mit allen betroffenen Lieferanten. Die gewonnenen Erkenntnisse konsolidieren die Kollegen in einer transparenten Management-Übersicht mit Ampelsystematik. Sie ermöglicht täglich eine fundierte Einschätzung der aktuellen Situation und dient dem Vorstand als Entscheidungsgrundlage.

Auf dieser Basis fiel unter anderem der Beschluss, die Werkstore in den Porsche Werken zu KW 19 wieder zu öffnen. Denn wichtige Porsche-Bauteile wie Kombiinstrumente, Achskomponenten und Bremssättel kommen aus Italien, wo bis zum 3. Mai behördlich angeordnete Produktionsstopps galten. Hier waren die Beschaffer und Logistiker auf allen Ebenen im engen Austausch mit ihren Lieferanten, um fundierte Planungsprämissen zu erarbeiten.

Elf Prozent der Porsche-Lieferanten kommen aus besonders betroffenen Ländern

Insgesamt stammen rund elf Prozent der Lieferanten aus den besonders von der Covid-Pandemie betroffenen Ländern China, Spanien und Italien. Inzwischen sind alle wieder lieferfähig. Einigen hat der Lockdown allerdings stark zugesetzt. Diese versucht Porsche bestmöglich zu unterstützen.

Patrick Küster, Leiter Bedarfs-/ Kapazitätsmanagement, 2020, Porsche AG

„Es geht darum, die Krise gemeinsam zu bewältigen. Wenn es unseren Partnern also hilft, nehmen wir beispielsweise Ware vorzeitig ab und lagern diese bei uns ein“, erklärt Christian Haffinger, Leiter Beschaffung Metall. Weitere Maßnahmen werden in enger Abstimmung mit Finanzkollegen und in Einzelfällen mit dem Vorstand vereinbart. Die Covid-Standards zum Gesundheitsschutz, die in den Porsche-Werken gelten, sollen ähnlich auch bei Lieferanten und Spediteuren zum Einsatz kommen und wurden diesen zur Verfügung gestellt.

„Dank des Engagements aller Beteiligten ist der Wiederanlauf nach Plan verlaufen – zusammen mit unseren Zulieferern fahren wir Stück für Stück wieder hoch. Dabei war die hervorragende Zusammenarbeit aller beteiligten Fachbereiche der entscheidende Erfolgsfaktor – gerade in einer für uns alle noch nie dagewesenen Situation “, freut sich Michael Weihrauch, Leiter Logistik Leipzig.

Die meisten Lieferketten sind derzeit wieder stabil. Vereinzelt kann es aber nach wie vor zu Engpässen kommen. Für kritische Lieferanten und Regionen findet deshalb nach wie vor ein intensives Monitoring statt. Falls notwendig und möglich werden vorübergehend auch die Lagerbestände betroffener Komponenten erhöht.

Um auch in den folgenden Monaten eine reibungslose Fertigung zu gewährleisten und vielleicht das ein oder andere durch den Produktionsstopp nicht ausgelieferte Fahrzeug wieder “aufzuholen“, arbeite das Team weiterhin eng zusammen. Patrick Küster, Leiter Bedarfs-/ Kapazitätsmanagement: „Dazu stimmen wir uns mit Mitarbeitern im Vertrieb sowie in der Programmplanung und Beschaffung ab, loten kontinuierlich die Absatzpotenziale in den einzelnen Märkten aus und optimieren unsere Fahrweisen, um jederzeit die richtigen Bauteile bereitzustellen.“

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