Strahlend lehnt Ottocar an einem neuen Boxster Spyder. Er hat ihn gerade im Stammwerk Zuffenhausen in Empfang genommen. Das macht er nicht zum ersten Mal. Wann immer möglich, holt der Österreicher seine Fahrzeuge selbst ab. „Das erste Mal war ich 1977 da, damals wartete ein 911 Carrera 3.0 auf mich“, erinnert er sich. Heute, 43 Jahre später, nimmt er mit dem miamiblauen Sportler seinen 80. Porsche mit nach Hause.

Ottocar J., 718 Spyder, Zuffenhausen, 2020, Porsche AG

Für dieses runde Jubiläum hat sich das Porsche Community Management zusammen mit dem Team der Werksauslieferung etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Der Jubilar durfte als einer der ersten Kunden das Porsche-Wappen selbst an der Fronthaube anbringen. Vor allem aber die persönliche Gratulation von Aufsichtsratsvorsitzendem Dr. Wolfgang Porsche machte diese Abholung zu etwas Außergewöhnlichem.

Über den Rennsport zu Porsche gefunden

Angefangen hat Ottocars Porsche-Geschichte vor fast 50 Jahren. Und zwar auf der Rennstrecke. „Da sind mir die Porsche schlichtweg um die Ohren geflogen“, erzählt er. Also fängt er an zu sparen und kauft sich einen 911 E in Speedgelb, auch bekannt als „Ölkappen-Modell“. Eine lebenslange Leidenschaft ist geboren.

Auch der „Rennerei“ bleibt der Hobby-Pilot treu. Schließlich besitzt er einen 917, einen 910 mit einem seltenen Achtzylindermotor und einen 956. Dazu einen 904 mit original Fuhrmann-Motor und einen 964 Cup. Selbstredend sind alle Fahrzeuge fahrbereit. Mit dem 917 ist er regelmäßig auf Classic-Rennveranstaltungen unterwegs. Auf dem Fahrzeug liegt als Trophäe der Siegerkranz des diesjährigen Ventilspiel-Rennens.

Jeden Tag einen anderen fahren – und am Wochenende zwei

80 verschiedene Porsche-Fahrzeuge hat der Sammler im Laufe seines Lebens besessen, darunter allein neun Ausführungen des Carrera RS. Heute umfasst seine Sammlung rund 38 Fahrzeuge, oder wie Ottocar es selbst formuliert: „Ich kann einen Monat lang jeden Tag einen anderen fahren – und an den Wochenenden zwei.“

Ähnlich faszinierend wie die Fahrzeuge des gebürtigen Wieners ist die Kulisse, in der sie stehen. Für seine Porsche-Sammlung hat er eine eigene Halle errichtet. Sein „Wohnzimmer“. Besucher schlendern zwischen Ladeneingängen, Werkstatttüren, Schaufenstern und Werbedisplays. Vorbei an Ottocars Spielwarenladen, „Käfers“ Werkstatt, einem Antiquitätenladen und einem Kino. In der Vorschau – selbstverständlich – Steve McQueens Filmepos „Le Mans“.

Zusätzlich zieren unzählige Pokale, Plakate, Bauteile, Trophäen, Erinnerungsstücke an Rennen, Veranstaltungen und Porsche Club-Events den Raum. Man sieht und spürt: Ottocar ist in der weltweiten Porsche-Welt genauso zu Hause wie hier in seiner eigenen Porsche-Welt.

An beiden Seiten stehen Fahrzeuge aufgereiht: links die Rennfahrzeuge, aufsteigend bis zu einem 911 993 Turbo S und einem 911 Typ 997 GT2 RS – die Reihe rechts beginnt mit einem Jagdwagen, einem frühen 356 Coupé mit Knickscheibe, es folgen einige frühe 911, 911 RS 2.7, und eine Reihe an 930 Turbo- und Turbo-Look-Modellen in den Varianten Coupé, Targa, Cabriolet sowie ein G-Modell-Speedster.

Das Fahren ist das Wichtige

Noch lieber als zwischen seinen Autos sitzt Ottocar aber hinter dem Lenkrad. Denn das Fahren ist für den 80-Jährigen das Wichtige. Mit neun seiner Fahrzeuge ist er regelmäßig unterwegs. Darunter ein 911 R, ein 911 Typ 991 Speedster und zwei Boxster Spyder der letzten beiden Generationen. Einen Lieblingswagen will der Österreicher nicht küren. Doch für viele seiner Ausfahrten wählt der Porsche-Enthusiast den Boxster Spyder Typ 981.

911 Speedster, 911 R, 718 Spyder, Sammlung von Ottocar J., 2020, Porsche AG

„Der Sound, wie er geht, wie er liegt, alles was er macht. Er erinnert mich als einziger meiner Porsche-Straßenfahrzeuge an meinen 910“, schwärmt der Genussfahrer, der auch auf internationalen Porsche Club-Veranstaltungen unterwegs ist. „Porsche socializing“ nennt er das. Ursprünglich gehörte er zum Porsche Club Wien, heute ist er Mitglied im Porsche Club Graz und im Classic Club Österreich.

700 offizielle Porsche Clubs weltweit

„Ohne die Menschen sind die Fahrzeuge nur Fahrzeuge. Es sind wir Menschen, die ihnen Leben einhauchen.“ Genau dieser Gedanke ist es, der rund um den Erdball nahezu eine Viertelmillion begeisterte Porsche-Fahrer dazu bewegt, sich einem der 700 offiziellen Porsche Clubs anzuschließen. Und dabei spielt es keine Rolle, ob man nun einen Sportwagen oder gleich eine ganze Porsche-Sammlung in der Garage hat – die Faszination für die Marke ist das Entscheidende.

Zurück am Porscheplatz. Mit Nummer 80 ist für Ottocar noch lange nicht Schluss. Sein nächstes Ziel ist der sprichwörtliche Weg – beziehungsweise die Straße. In einem Cayenne soll es auf Abenteuerreise gehen, entlang der Panamericana. „Wenn man 80 Jahre alt ist, denkt man nicht mehr so sehr an die Vergangenheit – eher an die Zukunft. Man freut sich auf zukünftige Dinge“, sagt er. Etwa auf das nächste Jubiläum: 50 Jahre Porsche-Kunde. „Da ich meinen ersten Porsche 1972 gekauft habe, wäre das 2022. So schließt sich der Kreis aus der Vergangenheit zum Jetzt. Denn so hat alles begonnen.“

 

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