Auf ihrer Ranch in Yorba Linda, gleich um die Ecke von Disneyland, lädt Lisa Taylor gerne Gleichgesinnte ein. Menschen, die die Leidenschaft für Porsche eint. 300 Gäste kamen neulich in ihren Lieblingsmodellen vorgefahren, darunter neben unzähligen 911-Spielarten auch einige historische Porsche Dieseltraktoren. Flugs holte Lisa ihren eigenen Traktor, Baujahr 1956, aus der Scheune, und schon startete ein krachendes Wettrennen unter 20 km/h. „Das war ein Riesenspaß! Ich liebe diese 1956er-Handschaltung einfach“, sagt Lisa Taylor und lacht herzlich.
Neben alten Handschaltungen liebt Lisa Taylor Porsche, und die vor allem bunt: „Der Lack muss zum Charakter des Modells passen.“ Ein kraftstrotzender Sportwagen in Mausgrau? So etwas käme ihr im Leben nicht in die barnage, wie sie ihren zur Garage umgebauten Stall nennt. Wo sich heute auf Hochglanz polierte Porsche-Preziosen in sternrubin, maritimblau und racinggelb aneinanderreihen, warteten früher rassige Vollblüter auf ihr nächstes Rennen. Ihr erstes Pferd namens Lawai kaufte Taylor 2002 auf Hawaii und ließ es nach Kalifornien einfliegen. Daher auch der Name ihres Hofs: Flying L Ranch. Über mehrere Jahre führte sie eine erfolgreiche Zucht, aber nach einem Reitunfall, bei dem sie sich einen Arm und das Becken brach, verabschiedete sie sich aus dem Pferderennsport. „Ich habe meine Pferde gegen Porsche eingetauscht, das ist sicherer“, sagt sie und schmunzelt.
Heute lebt Taylor ihre Leidenschaft für Geschwindigkeit unter anderem bei Autocross-Rennen und als zertifizierte Porsche-Driving-Instrukteurin aus. Es überrascht also nicht, dass viele potente RS- und Turbo-Modelle in ihrer Garage stehen. An den weißen Holzwänden prangt ein großes Porsche-Wappen, daneben hängen gerahmte Erinnerungen von Fahrzeugübergaben und ein Poster von Patrick Longs L.A.-Porsche-Treffen Luftgekühlt. An den Decken rotieren Ventilatoren, die sich in den leuchtenden Karosserien spiegeln, darunter auch der Star in Lisa Taylors Sammlung: ein 911 GT3 RS in sternrubin, Modelljahr 2016. Der original Porsche-Farbton wurde Anfang der 1990er-Jahre mit dem Carrera RS eingeführt. Damals zählte der leuchtende pinkfarbene Lack zum Standardrepertoire, heute ist er Teil des Programms Porsche Paint to Sample und eine Rarität, auf die Taylor anderthalb Jahre lang gewartet hat. An dem Tag, als der GT3 RS vom Transporter rollte, unterbreitete ihr ein Bekannter ein Angebot, das den eigentlichen Kaufpreis um 100.000 Dollar toppte. Taylor lehnte ab. „Rubi“, wie sie ihren Supersportler liebevoll nennt, steht nicht zum Verkauf.
„Rubi steht nicht zum Verkauf.“ Lisa Taylor
Früher, sagt sie, habe sie sich über die Leute lustig gemacht, die ihren Fahrzeugen Namen gaben, aber inzwischen macht sie es selber. Das hat ganz praktische Gründe. Denn wenn Lisa und ihr Lebensgefährte Tom darüber beraten, welches Fahrzeug sie als nächstes ausfahren, reicht es nicht zu sagen: „Lass uns heute den Porsche nehmen.“ Dafür sind es einfach zu viele. Jeder Spitzname ist daher an die jeweilige Farbe des Modells angelehnt. Der 911 GT2 RS in Voodooblau heißt „Vudi“, „Mari“ steht für den GT3 in Maritimblau, „Bumble Bee“ nennt sie den 2019er GT3 RS in Racinggelb und ihr 911 Turbo S in der Farbe Amethyst Metallic trägt den Namen „Ame“. Mit ihm verbindet Taylor besonders schöne Erinnerungen: „Wir haben ihn im Werk in Leipzig abgeholt und dann ging es über die Autobahn direkt auf den Nürburgring“, schwärmt sie. Mit bis zu 260 km/h jagte sie Ame durch die „grüne Hölle“. Mit dem Neuwagen gleich auf eine der härtesten aller Rennstrecken? „Es ist alles gut gegangen“, sagt Taylor und streicht über das dunkelviolette Wagendach.
Woher Lisa Taylors Begeisterung für leuchtende Lacke stammt, kann sie nicht eindeutig benennen. Sie sei eher extrovertiert, wolle einfach ein bisschen anders sein als die anderen, meint sie. Was vielleicht auch erklärt, weshalb sie sich für den ein oder anderen ihrer Sportwagen die farblich passende Handtasche von Porsche Design angeschafft hat. Vor allem aber geht es Lisa Taylor um den Spaß am Fahren. Sie freut sich über die hochgereckten Daumen und die Ahs und Ohs, wenn sie mit ihren Porsche durch die Straßen von Los Angeles rauscht. Schon als Teenager hatte sie ein Faible für außergewöhnliche Automobile.
„Mit Vudi haben wir auch schon an einer langen Rallye teilgenommen." Lisa Taylor
Gemeinsam mit ihrem Vater Charles Taylor, einem Ferrari-Enthusiasten, der unter anderem den Testarossa Nr. 1 besaß, baute sie ihr erstes Auto: ein knallgelbes Aztec-Kit-Car auf Basis eines Volkswagenchassis, mit Lamborghini-Sitzen und Flügeltüren. Sie schraubte so versessen an dem Fahrzeug, dass sie Einladungen zu Dates mit Jungs rigoros absagte. „Mein Vater schlug oft die Hände über dem Kopf zusammen und stöhnte: ,Ich habe ein Monster erschaffen‘“, erinnert sie sich. Schon als Kind half sie ihrem Dad in der Garage. Sie studierte BWL und stieg in das Familienunternehmen ein. Heute arbeitet sie, wie ihre zwei Geschwister Brent und Sheri, als Vizepräsidentin bei Tayco Engineering, einem Luft- und Raumfahrtunternehmen, das ihr Vater im Jahr 1970 gegründet hat.
Wie er war auch Lisa Taylor lange Zeit ein Ferrari-, McLaren-, und Mazda-Fan, aber seit sie sich im Jahr 1981 zum ersten Mal ans Steuer eines 911 Carrera Targa setzte, spricht sie von sich als „Porsche Girl“. „Ich war so beeindruckt von der Handhabung und der Power, dass ich meinen Mazda RX-7 gleich am nächsten Tag verkaufte und einen indischroten 911 Targa erstand“, erinnert sie sich. Viele weitere Porsche-Modelle folgten. Anders als viele Sammler interessiert sie sich besonders für die jeweils neuesten Kreationen aus Zuffenhausen. Im Jahr 2018 nahm sie im Porsche Experience Center von Los Angeles binnen sechs Monaten gleich drei neue Fahrzeuge in Empfang. Dabei spielten die dort vergebenen Kundenauslieferungs- nummern eine zentrale Rolle. Auf Taylors GT3 in Maritimblau mit der Liefernummer 15 folgte ein Macan Turbo in Karminrot mit der Nummer 92. Und da 15 plus 92 die Summe 107 ergibt, sollte der bestellte GT2 RS in Voodooblau unbedingt die Auslieferungsnummer 107 tragen. Also rief Lisa bei Porsche an und erkundigte sich, ob diese Zahl noch zu haben sei.
Es stellte sich heraus, dass auf dieser Nummer ein bereits vom Schauspieler Will Smith bestelltes Fahrzeug eingetragen war. Aber einer so treuen Kundin wie Lisa kann man keinen Wunsch abschlagen, und so fährt der ehemalige Prinz von Bel Air heute mit einer anderen Liefernummer durch Los Angeles. Auch der Comedian und Porsche-Sammler Jerry Seinfeld bekam Lisas Hartnäckigkeit zu spüren. Als er seinen silberfarbenen Cayenne Turbo, Baujahr 2004, nicht an sie verkaufen wollte, schrieb sie einen Scheck über den vollen Preis aus und wedelte damit beim Gespräch mit Seinfeld vor dem Telefonhörer herum. „Ich sagte: ,Hörst du, Jerry, hier ist das Geld. Dein Cayenne kommt in gute Hände, das verspreche ich.‘“ Seinfeld gab sich geschlagen.
Trotz ihrer ausgeprägten Schwäche für die immer neueste Porsche-Generation schätzt Lisa Taylor auch die Klassiker. Sie besitzt einen 911 Carrera RS 2.7 in Osloblau, Modelljahr 1973, mit dem sie an der Steve McQueen Rally teilgenommen hat und der ihre Eintrittskarte in die berüchtigte „R Gruppe“ war. Fast zehn Jahre dauerte es, bis sie aufgenommen wurde – ein weiterer Beleg für ihre Hartnäckigkeit. Heute ist Taylor eine von wenigen Frauen unter mehr als 300 Männern, die dem nonkonformistischen Porsche-Club angehören.
Drei neue Porsche binnen sechs Monaten.
Wie viele Porsche sie insgesamt besitzt, bleibt Lisa Taylors Geheimnis. „Niemand – nicht mal meine Eltern – kennt die genaue Zahl“, sagt sie. Die Sammlung wandelt und erweitert sich ständig. Als Nächstes erwartet sie den neuen 911 Speedster und als besonderes Highlight den Taycan Turbo S. „Das wird eine echte Umstellung für mich, einen so leisen und gleichzeitig so potenten Porsche wie den Taycan zu fahren“, sagt sie. Die Farbe für den vollelektrisch angetriebenen Sportwagen will Lisa nicht verraten, nur so viel sei gesagt: „Ein elegantes Fahrzeug braucht eben auch eine elegante Farbe.“ Und wer könnte das schließlich besser beurteilen als Lisa Taylor.
Lisa Taylor
Die Leidenschaft der 58-jährigen Kalifornierin für die Marke Porsche wurde im Jahr 1981 entfacht, als sie erstmals hinter dem Steuer eines 911 saß. Heute besitzt Taylor viele Porsche, deren genaue Anzahl sie für sich behält. Zum Christophorus-Shooting auf ihrer Ranch präsentierte sie ein gutes Dutzend. Auch vor ihren Berner Sennenhunden macht die Porsche-Passion Taylors keinen Halt: Zwei der drei Vierbeiner hören auf die Namen Turbo (links) und Targa (vorn). Der dritte heißt schlicht Koabear.
Info
Text erstmalig erschienen im Porsche-Kundenmagazin Christophorus, Nr. 393