Die enge 20-Kilometer-Strecke des Pikes Peak International Hill Climb umfasst nicht weniger als 156 Kurven und schlängelt sich bis zur Zielgeraden auf 4.300 Meter über dem Meeresspiegel den Berg hinauf. Das Rennen, das auch „Race to the Clouds“ genannt wird, gehört seit fast 100 Jahren fest zur nordamerikanischen Motorsport-Tradition. Porsche-Fahrzeuge sind bereits seit vielen Jahrzehnten als erfolgreiche Teilnehmer feste Bestandteile des Events.
Bei der 98. Ausgabe des berüchtigten Bergrennens am vergangenen Sonntag kamen Porsche-Fans besonders auf ihre Kosten: Drei Schwergewichte lieferten sich in der Klasse „Time Attack 1“ ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
Für das größte Aufsehen sorgte bei vielen der 935 von Bob Ingram, gefahren von Jeff Zwart – mehrfacher Klassensieger von Pikes Peak, der am Wochenende zum 17. Mal an den Start ging. Mit dabei waren außerdem zwei 911 GT2 RS Clubsport mit dem gleichen Sechszylinder-Biturbo-Motor wie der 935 und einem speziellen Acht-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (PDK).
Am Steuer des ersten GT2 RS saß David Donohue, Sohn des legendären Porsche-Rennfahrers Mark Donohue, der selbst bereits mehrfach beim Pikes Peak den Sieg eingefahren und sich als Langstrecken-Rennfahrer einen Namen gemacht hat. Den zweiten GT2 RS lenkte ein Altmeister und dreifacher Gesamtsieger von Pikes Peak, der genau wie Zwart Teil der Hall of Fame des Bergrennens ist: David Donner. Sein 911 hatte aufgrund seines Designs als Art Car im Vorfeld des Rennens besonders im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gestanden- Gestaltet wurde er vom Team des „000 Magazine“ als beeindruckende visuelle Hommage an ikonische Lackfarben von Porsche.
Während einer intensiven Woche der Vorbereitung und des freien Trainings vor dem Rennen schien Donohue stets am schnellsten, und so setzte er auch beim Qualifying am Freitag die unangefochtene Bestmarke. Donohues Rennteilnahme schien unter einem guten Stern zu stehen, denn die Vorhersage für das Wochenende versprach herrliches Wetter und sein Wagen lief perfekt.
Doch wie so oft beim Pikes Peak hatte auch dieses Mal der Berg etwas anderes im Sinn. Ein Temperatursturz in der Nacht zum Sonntag sorgte dafür, dass die oberen Abschnitte bis zum folgenden Morgen von Eis bedeckt waren. Aus Sicherheitsgründen wurde der Start um mehrere Stunden verschoben, doch selbst dann war die vollständig asphaltierte Straße hinauf zum Gipfel streckenweise noch immer rutschig und stellte sich als große Herausforderung für die ersten Fahrer heraus.
Donohue ging als erster Porsche-Fahrer aus der Time-Attack-Klasse auf die Strecke, und obwohl er in zwei Abschnitten schneller war als der letztlich siegreiche Fahrer, verließ er in einer engen Kurve kurz den Asphalt und kassierte ein Loch im Reifen, sodass er das Rennen noch vor der Ziellinie beenden musste.
Ihm folgte Donner, der ebenfalls noch sehr schwierige Bedingungen vorfand: Er brachte seinen GT2 RS auf trocknenden, wenngleich noch alles andere als perfekten Streckenabschnitten den Berg hinauf. „Das waren die typischen Bedingungen eines Renntags am Pikes Peak: sehr rutschige Straßen mit losem Schotter wegen des Regens in der vorangegangenen Nacht“, erklärte Donner am Gipfel. „Während des gesamten Trainings und der Probeläufe war ich in keinem Moment nervös, aber am Renntag selbst musste ich wirklich viel korrigieren und war das ganze Rennen über angespannt.“
Kurz darauf folgte Zwart in seinem 935, der einen nach eigenem Bekunden ungewöhnlich zögerlichen Start hinlegte. „Die ganze vergangene Woche, die ich mit dem 935 gefahren bin, war fantastisch, aber am Renntag ist das dann noch einmal eine ganz andere Geschichte. Man muss alles auf eine Karte setzen. Mir war bewusst, dass ich den ersten Abschnitt nicht engagiert genug gefahren war. Ich wusste, dass ich einiges an Zeit verloren hatte, daher habe ich dann umso mehr gepusht. Das Fahrzeug fühlte sich immer besser an. Oben angekommen habe ich dann nochmal wirklich alles gegeben, und so schafften wir die schnellste Gesamtzeit im letzten Abschnitt an diesem Tag. Es war knapp, aber wir sind auf dem Podium gelandet und in der Gesamtwertung unter den besten Fünf. Das war wirklich ein besonderer Tag mit zwei Porsche in den Top Five.“
Letztendlich war es Donner, der mit einer beeindruckenden Zeit von 9:36,559 den Berg hinaufgestürmt war und nicht nur in der Time-Attack-Klasse den Sieg einfuhr, sondern auch in der Gesamtwertung auf Platz drei landete. Die Zeit des Lokalmatadors (im Übrigen nur rund sieben Sekunden besser als Zwart) beeindruckte gleich doppelt, denn sie lag gerade mal eine Sekunde hinter der des Gesamtsiegers – eines speziellen Monoposto für Pikes Peak.
Etwas weiter unten in der Ergebnisliste war Porsche in der Klasse „Porsche Pikes Peak Trophy by Yokohama“ noch erfolgreicher. Hier gingen die Teilnehmer in verschiedenen Cayman GT4 Clubsport an den Start und wurden in den Wochen vor dem Rennen von niemand Geringerem als Jeff Zwart trainiert. Bilko Williams erreichte mit 10:52,622 die schnellste Zeit seiner Klasse. Dicht auf ihn folgten George Hess III und Kathryn Mead, der einzigen Frau beim diesjährigen Rennen, die vor dem Neuling Chas Wirken über die Ziellinie fuhr.
Der 98. Pikes Peak International Hill Climb war für Porsche wieder einmal ein Erfolg, bescherte er doch dem 935 ein unvergessliches Debüt und seinem ebenso aufsehenerregenden Schwesterauto den Klassensieg. Besonders beeindruckend ist der Sieg des „000“-Wagens, da er, so erläutert Donner, in äußerst kurzer Zeit aufgestellt wurde: „Dieses Programm wurde vor weniger als drei Wochen ins Leben gerufen. Den Sieg verdanken wir unserer Erfahrung und der Professionalität aller Beteiligten. Es ist schon bemerkenswert, wie man mit einem seriennahen Porsche-Rennwagen den Pikes Peak hochjagen und dann so eine Zeit erzielen kann! Wow!“