Das Rennen

„Ich hatte noch nie ein so gut abgestimmtes Auto, das war heute wirklich einfach“, jubelte der 23-Jährige aus Enschede nach seiner Solofahrt. „Aber ich habe natürlich auch davon profitiert, dass ich an der Spitze immer auf der Ideallinie fahren konnte, während meine Verfolger in Positionskämpfe verstrickt waren und Zeit verloren.“ 

Sein niederländisches Team GP Elite verbuchte dank Ten Voordes Teamkollege und Landsmann Max van Splunteren sogar einen Doppelerfolg für sich. Dem Rookie gelang dabei das Kunststück, während des gesamten 13-Runden-Rennens den nach allen Regeln der Kunst, aber fair attackierenden Porsche-Junior Jaxon Evans (Neuseeland/BWT Lechner Racing) hinter sich zu halten. „Ich war jeweils im Kurvenausgang schneller als Jaxon. Dadurch konnte ich immer ein paar Meter Vorsprung herausfahren, genug, um meine Position in der nächsten Bremszone zu verteidigen“, verriet Van Splunteren. „Das hat Max clever gemacht“, gab Evans zu. „Für mich war es das Wichtigste, nach der Nullrunde vom vorherigen Rennen in Budapest kein zu hohes Risiko einzugehen und möglichst viele Punkte zu holen.“

Der Neuseeländer konnte sich seinerseits erfolgreich der Angriffe von Florian Latorre (Frankreich/CLRT) und Jaap van Lagen (Niederlande/FACH AUTO TECH) erwehren, die als Vierter und Fünfter ins Ziel kamen. Schadensbegrenzung hieß das Ziel von Tabellenführer Dylan Pereira (BWT Lechner Racing). Der Luxemburger war nach Problemen, die richtige Fahrwerksabstimmung für den Hochgeschwindigkeitskurs zu finden, nur vom siebten Startplatz ins Rennen gegangen. „Jetzt lief es besser. Aber Überholen ist auf dieser Strecke fast unmöglich. Deswegen bin ich mit Rang 6 zufrieden“, sagte Pereira, der damit die Führung in der Supercup-Gesamtwertung vor Verfolger Ten Voorde verteidigen konnte.

Rookie Marvin Klein (Frankreich/Martinet by Alméras) kam als Siebter vor seinem Teamkollegen, dem Porsche-Junior Ayhancan Güven (Türkei), ins Ziel. „Ich habe mich in der ersten Runde in einem Pulk einklemmen lassen, dadurch konnte mich Dylan Pereira überholen. Ein taktischer Fehler, den ich anschließend nicht mehr ausbügeln konnte“, gab Güven zu. „Ich wollte eigentlich in der Tabelle auf Dylan aufholen, hat leider nicht geklappt.“ Hinter Güven komplettierten die Rookies Leon Köhler (Deutschland) und Jean-Baptiste Simmenauer (Frankreich/beide Lechner Racing Middle East) die Top 10. Die ProAm-Wertung gewann Roar Lindland (Norwegen/Pierre Martinet by Alméras) vor Clément Mateu (Frankreich/Pierre Martinet by Alméras) und Philipp Sager (Österreich/Dinamic Motorsport).

Schon am nächsten Wochenende (7. bis 9. August 2020) tritt der Porsche Mobil 1 Supercup erneut in Silverstone an. Der fünfte Lauf wird im Rahmen des Jubiläums-Grand-Prix „70 Jahre Formel 1“ ausgetragen.

Ergebnis 4. Lauf

Porsche Mobil 1 Supercup, Silverstone (GB), 13 Runden
1. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), 27.00,440 Minuten
2. Max van Splunteren (NL/Team GP Elite), + 11,741 Sekunden
3. Jaxon Evans (NZ/BWT Lechner Racing), + 12,113 Sekunden
4. Florian Latorre (F/CLRT), + 12,408 Sekunden 
5. Jaap van Lagen (NL/FACH AUTO TECH), + 13,055 Sekunden
6. Dylan Pereira (L/BWT Lechner Racing), + 13,399 Sekunden

Porsche Mobil 1 Supercup 2020, Stand nach 4 von 8 Rennen
1. Dylan Pereira (L/BWT Lechner Racing), 80 Punkte
2. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), 73 Punkte
3. Ayhancan Güven (TR/Martinet by Alméras), 56 Punkte 
4. Jaxon Evans (NZ/BWT Lechner Racing), 54 Punkte
5. Florian Latorre (F/CLRT), 45 Punkte 
6. Marvin Klein (F/Martinet by Alméras), 42 Punkte

Das Qualifying

Großer Jubel beim Team GP Elite: Larry ten Voorde und Max van Splunteren aus der niederländischen Mannschaft teilen sich beim vierten Lauf zum Porsche Mobil 1 Supercup in Silverstone die erste Startreihe. „Die erste Pole-Position für unser junges Team, und dazu gleich auch noch die zweitbeste Zeit im Qualifying – besser konnte es nicht laufen“, freute sich Ten Voorde (NL), der die 5,901 Kilometer lange Traditionsrennstrecke rund drei Zehntelsekunden schneller umrundete als Van Splunteren (NL). „Einwandfreies Teamwork. In meiner schnellsten Runde bin ich Larry gefolgt“, beschrieb der 24-Jährige, der Schnellster der neun Rookies im Feld der 25 Porsche 911 GT3 Cup war.

Für die zweite Startreihe qualifizierten sich Porsche-Junior Jaxon Evans (BWT Lechner Racing) und Jaap van Lagen (NL/FACH AUTO TECH). „Mit Startposition 3 bin ich zufrieden, aber der Abstand zu Larry ten Voorde ist größer als erwartet“, gab Evans zu. „Einen letzten Versuch, meine Zeit noch zu verbessern, musste ich leider abbrechen, weil sich ein Kollege vor mir gedreht hat.“ Roar Lindland (N/Pierre Martinet by Alméras) auf Rang 19 war im Qualifying Schnellster aus der ProAm-Wertung.

Der Grand-Prix-Kurs von Silverstone, wo 1950 das erste Formel-1-Rennen der Geschichte ausgetragen wurde, gehört zu den schnelleren Rennstrecken im Kalender des Porsche Mobil 1 Supercup. Polesetter Ten Voorde fuhr seine beste Runde mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 173 km/h. Am Ende der längsten Geraden, der „Hangar Straight“, wurde er mit 255 km/h gemessen. Dabei liegt der auf die Formel 1 ausgerichtete Messpunkt für den Porsche 911 GT3 Cup schon innerhalb der Bremszone. „Kurz davor sind wir noch schneller“, weiß Ten Voorde.

Auf der Suche nach möglichst hoher Geschwindigkeit auf der „Hangar Straight“ gehen die Fahrer des 911 GT3 Cup unterschiedliche Wege. Polesetter Larry ten Voorde ließ den Heckflügel in die steilste von neun wählbaren Stellungen bringen. Den vergleichsweise hohen Luftwiderstand nahm er in Kauf. „Für mich ist mehr die Geschwindigkeit in der Kurvenkombination Maggots-Beckets-Chapel entscheidend. Dazu brauche ich viel Anpressdruck auf der Hinterachse“, erklärte der Niederländer diese kontraproduktiv klingende Abstimmung. Tatsächlich war Jean-Baptiste Simmenauer (F/Lechner Racing Middle East) mit knapp 259 km/h am Messpunkt der Schnellste – mit dem Heckflügel in strömungsgünstiger Mittelstellung.

Der auf Geraden wirksame Nachteil des höheren Luftwiderstands durch den steil stehenden Flügel wird teilweise durch geringeren Rollwiderstand ausgeglichen. Die Hinterachse der Supercup-Fahrzeuge wird in Silverstone mit weniger Sturz abgestimmt als auf anderen Rennstrecken. „Dadurch ändert sich das Fahrverhalten aber deutlich“, beschrieb Tabellenführer Dylan Pereira (BWT Lechner Racing). „Die Hinterachse bietet weniger mechanischen Grip, ist also nervöser.“ Damit kam der Luxemburger nicht optimal zurecht, das Qualifying beendete er nur als Siebter.

Die Vorschau

Zum vierten Saisonlauf tritt der Porsche Mobil 1 Supercup im Rahmen des Grand Prix von Großbritannien auf einer der traditionsreichsten Rennstrecken der Welt an. In Silverstone fand 1950 das erste Formel-1-Rennen der Geschichte statt. Seit 1994 ist der ehemalige Flugplatz nördlich von London auch Station für den internationalen Markenpokal mit dem Porsche 911 GT3 Cup.

„Trotz der schwierigen Bedingungen aufgrund von Corona sind wir sehr gut in die Saison gestartet. Die ersten drei Läufe haben tollen Motorsport geboten. Es spricht für die Vielseitigkeit der Fahrer, dass die Besten der Virtual Edition des Porsche Mobil 1 Supercup auch in den realen Rennen ganz vorne mitfahren“, betont Oliver Schwab, Projektleiter Porsche Mobil 1 Supercup. „Jetzt freuen wir uns auf zwei spannende Läufe innerhalb von zwei aufeinanderfolgenden Wochenenden in Silverstone.“

„Der Grand-Prix-Kurs von Silverstone ist eine fahrerisch anspruchsvolle Strecke“, so Dylan Pereira (L/BWT Lechner Racing), nach Siegen in Österreich und Ungarn aktueller Tabellenführer im Porsche Mobil 1 Supercup. „Das Tempo ist generell sehr hoch und in einer Handvoll Kurven ist richtig Mut gefragt. Außerdem kann es in England immer regnen. Ich erwarte ein sehr spannendes Wochenende.“

Beste Erinnerungen an die 5,901 Kilometer lange Rennstrecke hat Porsche-Junior Ayhancan Güven (TR/Martinet by Alméras). Der derzeitige Tabellenzweite feierte hier im vergangenen Jahr seinen ersten Supercup-Laufsieg – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu seinem Rookie-Titel als bester Neueinsteiger 2019.

Info

Porsche Mobil 1 Supercup, 4. Lauf, Silverstone/Großbritannien
Freitag, 31. Juli, 18:55 – 19:40 Uhr: Freies Training
Samstag, 1. August, 13:45 – 14:15 Uhr: Qualifikation
Sonntag, 2. August, 12:30 Uhr: Rennen (13 Runden)
Alle Zeiten MESZ (Ortszeit: -1 Stunde)

Porsche Mobil 1 Supercup, Tabelle nach 3 von 8 Rennen
1. Dylan Pereira (L/BWT Lechner Racing), 70 Punkte
2. Ayhancan Güven (TR/Martinet by Alméras), 48 Punkte
3. Larry ten Voorde (NL/Team GP Elite), 48 Punkte
4. Jaxon Evans (NZ/BWT Lechner Racing), 37 Punkte
5. Marvin Klein (F/Martinet by Alméras), 33 Punkte
6. Leon Köhler (D/Lechner Racing Middle East), 31 Punkte

Start zum vierten Lauf im Porsche Mobil 1 Supercup ist am Sonntag (2. August 2020) um 12:30 Uhr MESZ (11:30 Uhr Ortszeit). Die TV-Sender Eurosport, Sport1 und Sky Sport sowie die Streamingdienste F1 TV und Sport1.de übertragen live.

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