Ferry-Porsche-Stiftung fördert Professur für Unternehmensgeschichte

Die Ferry-Porsche-Stiftung finanziert die erste Professur in Deutschland, die ausschließlich dem Thema Unternehmensgeschichte gewidmet ist. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen der Universität Stuttgart und der gemeinnützigen Ferry-Porsche-Stiftung wurde jetzt in Stuttgart unterzeichnet.

Die Philosophisch-Historische Fakultät der Hochschule wird die Professur ab sofort ausschreiben und in diesem Jahr besetzen. Die Stiftungsprofessur soll Unternehmen helfen, ihre Historie wissenschaftlich unabhängig zu analysieren sowie wirtschaftliche und industrielle Errungenschaften im Kontext historischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge besser einzuordnen. Auch die individuellen Leistungen von Unternehmerpersönlichkeiten sollen untersucht werden. „Wir schließen eine Lücke in der wissenschaftlichen Betrachtung der geschichtlichen Unternehmenskultur“, sagt Professor Wolfram Ressel, Rektor der Universität Stuttgart. Die Professur wird eng mit an der Universität bereits vorhandenen Professuren zur „Wirkungsgeschichte der Technik“ und „Geschichte der Naturwissenschaften und Technik“ zusammenarbeiten.

Die Ferry-Porsche-Stiftung unterstützt das Vorhaben mit 300.000 Euro pro Jahr. Die Förderung ist auf zehn Jahre angelegt. Einfluss auf die Besetzung der Professur oder die wissenschaftliche Arbeit hat die Stiftung nicht. Durch die Anschlussfinanzierung der Universität ist eine Verstetigung sichergestellt. Die Abwicklung der Stiftungsprofessur erfolgt durch den Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft.

Die Beschäftigung mit der eigenen Historie als Ausgangspunkt

Ausgangspunkt für die Initiative zu diesem Lehrstuhl war eine intensive Beschäftigung des Sportwagenherstellers Porsche mit der eigenen Historie: Der Stuttgarter Historiker Professor Wolfram Pyta, Leiter der Abteilung für Neuere Geschichte am Historischen Institut der Universität Stuttgart, hatte eine umfassende Betrachtung der Anfangsjahre des Unternehmens vorgelegt – von der Entstehung des Volkswagens über die Rolle des Fahrzeugkonstrukteurs Professor Ferdinand Porsche im Nationalsozialismus und die Kriegsproduktion bis zum Tod von Ferdinand Porsche im Jahr 1951. Im Zuge der Veröffentlichung der Studienergebnisse hat die Porsche AG die Dauerausstellung in seinem Museum um Inhalte über diesen Zeitraum erweitert und am Stammwerk eine Gedenktafel für die eingesetzten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter installiert.

Zukunft braucht Herkunft

„Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte ist eine permanente Aufgabe. Dies gilt für die Porsche AG genauso wie für andere Unternehmen“, sagt Josef Arweck, Vorsitzender des Vorstandes der Ferry-Porsche-Stiftung und fügt hinzu: „Die Ferry-Porsche-Stiftung möchte genau diese kritische Reflektion unterstützen, denn: Zukunft braucht Herkunft.“ Die Stiftungsprofessur sei ein „Signal für die Bedeutung einer identitätsstiftenden Unternehmenskultur“ und eine Einladung vor allem an Familienunternehmen, „sich noch intensiver und unvoreingenommen mit ihrer Historie, den Erkenntnissen daraus und möglichen Konsequenzen zu befassen“.

Mit der Professur stärkt die Ferry-Porsche-Stiftung gleichzeitig ihr umfangreiches gesellschaftliches Engagement. Die anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Sportwagenmarke 2018 gegründete Stiftung engagiert sich in erster Linie an den Werksstandorten Stuttgart, Weissach und Leipzig. Sie unterstützt Projekte aus Wissenschaft, Forschung und Ausbildung sowie Erziehung und Bildung, fördert Initiativen von Kultur und Naturschutz und hilft Menschen in sozialer Notlage. Im Mittelpunkt stehen vor allem junge Menschen. Künftig plant die Stiftung verstärkt auch eigene Programme.

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