Los Angeles. Im Wallis Annenberg Center for the Performing Arts in Beverly Hills sitzen Damen in Abendroben neben Jugendlichen mit Kippa und Sneakers. Sie bewegen ihre Köpfe zu den Klängen von Vivaldi wie zu Rockmusik. Auf der Bühne lässt Daniel Hope mit seiner Geige das Tosen eines sommerlichen Gewittersturms auferstehen. Der 45-Jährige spielt eine Neuinterpretation eines barocken Erfolgsstücks, mit dem ihm gelang, wovon viele Musiker träumen: Sein Album For Seasons bescherte ihm nicht nur bei eingefleischten Klassikfans, sondern auch bei der jüngeren Generation Erfolg.
Der Morgen danach. Ortstermin zwischen hohen Palmen und großen Träumen. Hope sitzt im Porsche Panamera und genießt einen seltenen Moment der Ruhe. Er kommt ins Plaudern. Über Musik. Über sich. Und darüber, was Musik bewegen kann.
130 Konzertbühnen betritt Hope im Jahr
In seiner Funktion als Musikdirektor des Kammerorchesters Zürich und des New Century Chamber Orchestra in San Francisco ist Hope zugleich Chef und Solist. Als künstlerischer Leiter der Dresdner Frauenkirche konzipiert und organisiert er ab 2019 ambitionierte Konzertprogramme. Auf der ganzen Welt überzeugt er zahlungskräftige Sponsoren mit einer bemerkenswerten Zielstrebigkeit von seinen wohltätigen Projekten. Knapp 25 Alben tragen seinen Namen im Titel. Circa 130 Konzertbühnen betritt er im Jahr, einmal pro Woche moderiert er eine eigene Radiosendung, schreibt Bücher und Gastbeiträge in Tageszeitungen. Und auch auf der Leinwand ist er zu sehen – zuletzt im Dokumentarfilm Daniel Hope – Der Klang des Lebens.
Hope, in Durban geboren, stammt von jüdischen Emigranten ab, die vor den Nazis nach Südafrika flüchteten. Sein Vater, ein regimekritischer Schriftsteller, bekam die Härte der Apartheid zu spüren. 1975 wanderten Eleanor und Christopher Hope mit ihren beiden Söhnen nach London aus. Deutsch-irische Wurzeln machten den Weg ins Exil frei. Seine Mutter fand eine Anstellung als Sekretärin und später Managerin bei Yehudi Menuhin, einem der bedeutendsten Geiger des 20. Jahrhunderts. Bei Menuhin lernte Hope schon früh die Faszination des Geigenspielens kennen. Mit vier Jahren hörte er das erste Mal das Stück, das sein Leben verändern sollte: Die Vier Jahreszeiten.
Neben Vivaldi, Beethoven und Mozart spielt Hope aber auch Unkonventionelles. In seinem Album Escape to Paradise etwa widmet er sich jüdischen Komponisten, die als Exilanten in den USA den Hollywoodsound der 1930er-Jahre prägten – für Hope auch Ausdruck seines politischen Engagements. Genau wie die „vergessene Musik“ von Komponisten, die dem Terror der Nationalsozialisten zum Opfer fielen: Erwin Schulhoff, der im Gefangenenlager auf der bayerischen Wülzburg ums Leben kam, oder Hans Krása, dessen berühmte Kinderoper Brundibár während seiner Internierung im KZ Theresienstadt wiederholt aufgeführt wurde. Neben zahlreichen Gedenkkonzerten für die Opfer des Holocaust macht er mit der Kampagne „Tu was!“ gegen Alltagsrassismus mobil. 2017 wurde ihm dafür in Deutschland das Bundesverdienstkreuz verliehen, die höchste Auszeichnung für herausragendes gesellschaftliches Engagement.
Dass er mittlerweile in Berlin wohnt, dem Ort, aus dem seine Großeltern dem Naziregime nur knapp entflohen sind, war ein lang gehegter Wunsch: „Für mich war immer klar, dass ich irgendwann zurückkehren wollte. Berlin ist so eine vielfältige, offene Stadt, in der es unendlich viele Geschichten zu entdecken gibt.“
„Bevor ich meine Frau kennenlernte, fuhr ich einen Porsche 911 Targa. Ich habe ihn über alles geliebt.“ Daniel Hope
Hope lebt dort mit seiner Frau Silvana, einer deutschen Malerin, und ihrem gemeinsamen vierjährigen Sohn. Er sei „angekommen“, sagt Hope – und das, obwohl er jedes Jahr mehr als 200 Tage auf Reisen ist. Strapazen, von denen man Hope kaum etwas anmerkt. „Ich achte darauf, zwischen meinen Projekten viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen“, erklärt er.
Manchmal begleiten ihn Frau und Kind auf Tournee, so wie jetzt, in die USA. Im Spätsommer verbringt er einige Wochen am Stück zu Hause in Berlin, um in Sneakers und Polohemd Ehemann und Familienvater zu sein, der mit seinem Sohn im Zoo spazieren geht. Das Familienleben hat natürlich nicht nur Vorzüge. „Bevor ich meine Frau kennenlernte, fuhr ich einen Porsche 911 Targa (Typ 997). Ich habe ihn über alles geliebt und es fiel mir unendlich schwer, ihn aufzugeben“, erinnert sich Hope und seufzt. Der Targa wich einem Cayenne, weil ein SUV für ihn „einfach das bessere Familienauto ist.“ Aber auch der Panamera hat es dem Weltstar angetan. Mit viel Platz zum Träumen, Abschalten und Musikhören.
Eben perfekt für eine schnelle Auszeit.
Info
Text erstmalig erschienen im Porsche-Kundenmagazin Christophorus, Nr. 388