Anfang des Monats hatten Sie die Möglichkeit, beim stark umkämpften Porsche Mobil 1 Supercup in Silverstone mitzufahren. War das ein besonderes Erlebnis für Sie?
Ich hatte mir schon immer gewünscht, einmal beim Grand-Prix-Wochenende in Silverstone vor vollen Tribünen ein Rennen fahren zu dürfen. Dieses Rennen findet auf sehr hohem Niveau statt, es nehmen einige der besten Fahrer der Welt daran teil. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, beim Qualifying die Pole-Position um nur 2,7 Sekunden verpasst zu haben.
Mussten Sie sich erst an den GT2 RS Clubsport gewöhnen, nachdem Sie das Supercup-Rennen mit dem GT3 Cup gefahren sind?
Der GT3 Cup als Rennwagen und der GT2 RS Clubsport unterscheiden sich schon stark voneinander. Der Clubsport ist ja im Prinzip ein Straßenfahrzeug, das zu einem Rennwagen umgewandelt wurde, daher ähnelt er viel mehr einem Straßenfahrzeug als der GT3 Cup.
Zunächst einmal hat er viel mehr Power. Auf der Geraden ist das wirklich Wahnsinn. Außerdem hat er viel weniger Grip – der Wagen bewegt sich etwas mehr hin und her, obwohl er wegen der geringeren Aerodynamik auch progressiver ist.
Das Bremsen erfolgt ABS-gestützt, daher kann man voll auf die Bremse gehen und der Clubsport übernimmt. Beim GT3 Cup muss man genauer und behutsamer vorgehen – hier ist es etwas schwieriger, das Beste aus dem Auto herauszuholen.
Wenn es nur um den reinen Fahrspaß geht: Welcher 911 hat Ihnen dann besser gefallen, der GT2 RS Clubsport oder der GT3 Cup vom Supercup?
Ich glaube, der Clubsport. Ich bin schon einige schnelle Wagen gefahren, sowohl LMP2 als auch GT3, aber wenn beim Clubsport die Turbolader einsetzen, zieht der Wagen auf der Geraden an wie kein anderer. Das ist einfach nur toll und man kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. In Spa mit 700 PS unter dem rechten Fuß ein Rennen zu fahren, ist ein außergewöhnliches Erlebnis.
Allerdings ist der GT3 Cup auch echt präzise und direkt. Er reagiert auf jede Aktion ohne Verzögerung. Aber einem Gentleman-Driver oder Amateur-Rennfahrer macht der Clubsport schon unheimlichen Spaß.
Wir haben gesehen, dass Sie in einem GT2 RS nach Spa gefahren sind. Haben Sie Ähnlichkeiten zwischen dem Straßenfahrzeug und der Clubsport-Variante festgestellt?
Sie wären überrascht, wie sehr der Clubsport dem GT2 RS Straßenfahrzeug ähnelt, denn unter der Karosserie versteckt sich eigentlich ein GT2 RS Serienfahrzeug. Das zeigt, wie beeindruckend dieser Wagen einfach ist.
Ich meine, an diesem Wochenende war der Clubsport zum ersten Mal für ein richtiges Rennen auf der Strecke und er sieht einfach fantastisch aus, läuft toll und bringt jede Menge Fahrspaß – eben ein Rundum-sorglos-Paket.
Hatten die Werksfahrer ein paar Tipps und Tricks für Sie, wie Sie das Beste aus dem GT2 RS Clubsport herausholen?
Ich habe kurz mit Marco [Holzer] gesprochen und er sagte mir, dass ich beim Fahren die Traktionskontrolle und das ABS angeschaltet lassen solle. Er meinte: „Ganz ehrlich, so habe ich meine Rundenzeit geschafft: mit eingeschalteter Traktionskontrolle. Die stört nicht, sondern fängt dich beim Boosten auf, wenn du nicht stabil genug fährst. Sie greift aber nicht ein, wenn man das nicht will.“
Ich solle außerdem nicht vergessen, dass der Wagen schwerer ist als der GT3 Cup, und ich solle die Leistung voll ausnutzen. Das Motto sei: langsam rein und schnell wieder raus.
Haben Sie im Hinblick auf die Atmosphäre im Fahrerlager einen Unterschied zwischen dem Supercup und der eher „AM“-orientierten GT2 RS Clubsport-Reihe bemerkt?
Die Atmosphäre hier [in Spa] ist wirklich angenehm und entspannt, alle sind freundlich und reden miteinander. Ich denke, das liegt daran, dass die Wagen neu sind und das hier der Beginn von etwas Besonderem ist. Das ist sicherlich ein bedeutsames Wochenende und es ist wirklich spannend, Teil des ersten GT2-Rennens zu sein.
Davon abgesehen ist es am Anfang immer total entspannt und macht Spaß, aber wenn es dann losgeht, ist jeder auf sich gestellt.
Welchen Platz nimmt Spa-Francorchamps auf der Liste Ihrer absoluten Lieblings-Rennstrecken ein?
Ich glaube, wenn Sie alle Rennfahrer fragen, die schon mal hier waren, werden 95 Prozent von ihnen sagen, dass diese Rennstrecke zu ihren Top Drei gehört.
Für mich ist sie auf jeden Fall ganz weit oben und eine der besten Rennstrecken der Welt. Wegen ihrer Geschichte, der Atmosphäre hier und der Herausforderung der Strecke. Spa-Francorchamps hat einfach alles: Die Rennstrecke ist schnell, fließend und verfügt über Kurven, die jede Menge Mut verlangen und Nerven kosten.
Immer, wenn man hier ankommt und die alte Boxengasse entlang direkt runter nach Eau Rouge fährt, raubt es einem den Atem. Es ist etwas ganz Besonderes.
An welchen Rennen oder Meisterschaften würden Sie gerne teilnehmen, zu denen Sie bisher noch nicht angetreten sind?
Ich würde liebend gerne das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring und auch noch mal in Le Mans fahren. Ich dachte, Le Mans wäre eines dieser Ereignisse, die man einmal mitmacht und dann einen Haken dahinter setzt. Aber wenn man einmal dort ein Rennen gefahren ist, will man wieder zurück und das Wissen und die Erfahrungen anwenden, die man dort gesammelt hat.
Ich würde gerne bei den 12 Stunden von Bathurst fahren und ich würde gerne ... ach, so ziemlich alles. Ich liebe einfach den Motorsport. Ich liebe es, Rennen zu fahren. Es ist eine spannende Herausforderung, ein neues Auto auf einer neuen Rennstrecke zu fahren und seine eigenen Grenzen immer wieder neu auszureizen. Also ja, so ziemlich alles.
Hat es Ihnen hier beim GT2 Supersportscar Weekend gefallen?
Ich habe das alles hier sehr genossen. Es war toll, zum 24-Stunden-Rennen hier zu sein und die großartige Stimmung an diesem Wochenende genießen zu können. Und es ist wirklich eine Ehre, an einem solch historischen Moment wie dem ersten Rennen des GT2 RS Clubsport teilzuhaben.
Die Autos sind einfach nur fantastisch zu fahren und machen großen Spaß. Schnell auf der Geraden, einfach zu pushen, leicht im Handling und für einen Wagen mit 700 PS überraschend gut zu fahren. Und was das Rennen angeht, bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Ich war voll dabei, habe alles gegeben und am Ende den Wagen in einem Stück zurückgegeben. Und das ist ja schließlich auch das Wichtigste.