Partnerschaft statt Preisdiktat

Beschaffung ist weit mehr als nur Einkaufen. Als Vorstand für Beschaffung der Porsche AG ist Uwe-Karsten Städter kreativer Mitgestalter – und wichtiger Schlüssel zum Unternehmenserfolg.

Uwe-Karsten Städter hält buchstäblich den Laden am Laufen. Als Vorstand für Beschaffung ist er an oberster Stelle verantwortlich dafür, dass der Monteur im Porsche-Motorenwerk die passenden Bauteile hat, um ein kraftvolles 911er-Triebwerk zusammenzusetzen; dass die Lackiererin im Karosseriewerk die richtige Farbe auf Lager hält, um den Cayman GTS in sein typisches, tiefrotes Kleid zu hüllen; oder dass die Konstrukteure in Weissach über die passende Ausstattung verfügen, um die nächste Sportwagengeneration auf den Weg zu bringen. Im Grunde holt Uwe-Karsten Städter also die Arbeit nach Zuffenhausen und nach Leipzig, nach Weissach und an all die anderen Unternehmensstandorte – Arbeit für die mehr als 22.000 Beschäftigten der Porsche AG.

Mehr als sieben Milliarden Euro im Jahr gibt Städter aus, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass am Ende der Produktionskette rund 200.000 glänzend neue Sportwagen vom Band laufen können. In enger Zusammenarbeit mit allen anderen Ressorts muss die Beschaffung dazu die genauen Bedürfnisse ausloten, um das perfekte Angebot an Rohmaterialien zusammen zu stellen – und dafür braucht es in einem innovativen Unternehmen wie Porsche einen aktiven Einkäufer an der Spitze des Beschaffungsressorts, der zugleich Netzwerker und kreativer Mitgestalter ist. Einen wie Uwe-Karsten Städter.

Der gebürtige Wolfsburger ist seit April 2011 Vorstandsmitglied für diesen Unternehmensbereich, der erst mit seinem Antritt geschaffen wurde und somit das jüngste Vorstandsressort der Porsche AG darstellt. Diese Neustrukturierung ist eine Konsequenz zweier Faktoren: einerseits der zunehmenden Komplexität durch immer internationaler werdende Beschaffungsmärkte, andererseits der stark wachsenden Bedeutung der Einkaufsaufgaben bei Porsche. In der Umsetzung der Strategie 2018 des Unternehmens – Stichwort wertschaffendes Wachstum – spielt das neue Ressort eine entscheidende Rolle: Das Volumen der Porsche-Beschaffung allein ist inzwischen so hoch wie der gesamte Unternehmensumsatz vor zehn Jahren; knapp 400 Mitarbeiter wachen nun in Städters Ressort über mehr als 60.000 Kaufteile. „Bei einer Fertigungstiefe von 20 Prozent liefert die Beschaffung bei Porsche einen direkten Beitrag zur Rendite und damit zum wertschaffenden Wachstum des Unternehmens“, erklärt Städter.

Enge Zusammenarbeit mit allen Ressorts

Uwe-Karsten Städter ist Einkäufer aus Passion – und der Automobilbranche seit vielen Jahren treu. Dem Volkswagen Konzern gehört der gelernte Industriefachwirt seit 1974 an. Nach einer ganzen Reihe an Führungspositionen im Konzern wurde er 2007 zum Leiter der Konzernbeschaffung Elektronik der Volkswagen AG berufen, bevor er 2011 zu Porsche wechselte. Mit seiner langjährigen Erfahrung in Wolfsburg stellt er eine ideale Verbindung zwischen Volkswagen und Porsche dar: Städter habe „maßgeblich zur Schaffung des integrierten Automobilkonzerns mit Volkswagen beigetragen und damit die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft der Porsche AG gestellt“, sagt Dr. Wolfgang Porsche, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Porsche AG.

Das Berufsbild des Einkäufers gleicht heute mehr denn je dem des Wirtschaftsingenieurs. Er ist ein betriebswirtschaftlich denkender Techniker – oder ein technisch denkender Betriebswirt. Kein Wunder, dass Städter besonders eng mit seinem Vorstandskollegen aus der Forschung und Entwicklung kooperiert: „Wolfgang Hatz und ich bilden ein Tandem“, sagt Städter. „Unsere Ressorts sind eng verzahnt. Nehmen wir zum Beispiel den 918 Spyder. Es war eine enorme Herausforderung, die passenden Lieferanten für diesen innovativen Supersportwagen zu finden – für Technologien, die es so auf dem Markt noch gar nicht gab!“ Die Kollegen aus der Entwicklung würden die Beschaffung darum schon sehr früh in die Projekte einbinden, so Städter. Nur so kann der Erfolg eines Produktes garantiert werden. „Und am Ende verfolgen wir ja alle das gleiche Ziel: Die Kunden müssen begeistert sein.“

Die Herausforderungen: Transparenz, Qualität, Pünktlichkeit

Bei solch anspruchsvollen Kunden und solch hochwertigen Produkten muss die Beschaffung besonders darauf achten, die Qualität der Lieferteile abzusichern. Städters Aufgabe ist es, die hohen Qualitätsansprüche von Porsche den Lieferanten zu vermitteln und konsequent einzufordern – auch über mehrere Ebenen: Um das Management der Sublieferanten zu optimieren, setzt Uwe-Karsten Städter auf maximale Transparenz. Im Gegenzug bietet Städter seinen Lieferanten faire Abnahmepreise und nachhaltige Kooperationen: „Langfristige Lieferbeziehungen zahlen sich aus, Preisdiktate nicht. Wir streben eine enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit unseren Zulieferern an.“ Neben der Qualität sind es auch Kontinuität und Pünktlichkeit, auf die Städters Ressort zu achten hat.

Allerdings: Ein gutes Viertel der Einkäufe gehen nicht direkt in die Produktion. Auch für Büroausstattung und Software, Messestände oder Bauprojekte müssen die richtigen Teile und Partner gefunden werden. Und die zunehmende Digitalisierung des Automobils – Stichwort Connected Car – bietet ganz neue Herausforderungen für das Ressort von Uwe-Karsten Städter: Um eine Anwendung mit echtem Mehrwert zu schaffen, gilt es, versierte App-Programmierer unter einen Hut zu bringen mit lokalen Datendienstleistern, etwa um den Nutzer über die aktuelle Parkplatzsituation zu informieren. Auch in diesem Bereich muss Städter stets auf dem neuesten Stand sein, um treffsicher reagieren zu können und dem Kunden den besten Service zu bieten.   

Ohne ein exzellentes Team wäre all das nicht zu schaffen, weiß Uwe-Karsten Städter. „Teamorientierung ist mir äußerst wichtig“, sagt der Top-Manager. „Ich will die gesamte Mannschaft motivieren und jeden Einzelnen mitnehmen.“ Hart, aber herzlich, so beschreibt er selbst seinen Führungsstil. „Ich bin konsequent in der Sache, richte den Fokus allerdings auch auf die menschliche Ebene und schätze ein offenes Wort.“ Was ihn an Porsche am meisten fasziniert, sind darum auch die extrem stolzen und engagierten Mitarbeiter, wie er sagt. Und da hat er mit seinem Zuffenhausener Arbeitgeber einfach Glück gehabt – denn die könnte nicht einmal Uwe-Karsten Städter beschaffen.

Weitere Artikel