Auf spielerische Art und Weise beschäftigen sich die Schülerinnen etwa mit der Porsche Produktion 4.0, Smart Mobility oder dem Motorenbau. Darüber hinaus gibt es die Chance, sich mit Auszubildenden oder Absolventen der Dualen Hochschule Baden-Württemberg über technische Berufe und Studiengänge zu unterhalten. Neben der Beteiligung am Girls‘ Day hat Porsche in den vergangenen Jahren vielfältige Initiativen gestartet, um unter der Überschrift „Pferde sind nichts für Jungs? Sportwagen nichts für Mädchen? Und Vorurteile nichts für uns.“ dafür zu werben, Berufe jenseits von Stereotypen auszuwählen. Mit Erfolg: Der Frauenanteil in der technisch-gewerblichen Ausbildung kletterte auf 33 Prozent, bei den dual Studierenden auf 43 Prozent und bei den Trainees auf 50 Prozent.
Welche Wirkung der Girls‘ Day erzielen kann, zeigt die Geschichte von Laura Küblböck. Zehn Jahre ist es her, dass sie den Girls’ Day im Entwicklungszentrum in Weissach absolvierte. Heute hat sie ihren Platz im Pilotcenter bei Porsche gefunden. Die gerne thematisierte Streitfrage, ob eine Affinität für Technik und technisches Verständnis Ergebnis von Veranlagung oder Erziehung sei, würde Laura Küblböck, 22, mit einem salomonischen „sowohl als auch“ beantworten. Während ihre jüngere Schwester in einem Sozialberuf arbeitet, kommt Laura nach dem Vater, mit dem sie schon als Kind im Hof den Motorroller auseinander- und wieder zusammengebaut hat.
Auf dem Gymnasium faszinierte sie der im Technikraum aufgebaute Boxermotor. Ihr Talent in und ihre Vorliebe für Elektrotechnik fiel dem Technik- und Physiklehrer auf. Laura: „Wir haben uns viel unterhalten, denn ich hatte Zweifel, ob ich mich dafür so sehr begeistern kann, dass ich das als Beruf machen will.“ Der Lehrer hat sie bestärkt – und dann kam Porsche ins Spiel. Das Ferdinand-Porsche-Gymnasium in Zuffenhausen unterhält eine Kooperation. 2008 wurde sie zum Girls' Day nach Weissach eingeladen. Laura weiß noch, wie sie Station in der Elektrik und am Motorprüfstand machte. Lebhaft in Erinnerung geblieben ist das Rundendrehen auf der Teststrecke, zwar auf dem Beifahrersitz, aber: „Für uns war das ein Highlight!“
2011 schloss sich ein Schülerpraktikum in der Produktion in Zuffenhausen an. Eigentlich, sagt Laura Küblböck, hatte sie danach ihre Entscheidung getroffen. Diese auch durchzusetzen hieß, einen gymnasialen Automatismus – wer Abitur hat, studiert! – zu umgehen. Sie hat es getan. Laura startete 2014 bei Porsche eine Ausbildung als Kfz-Mechatronikerin System- und Hochvolttechnik. „Die praktische Erfahrung in der Ausbildung ist sehr wertvoll und für mich die Voraussetzung für ein Studium.“ In ihrer jetzigen Abteilung Elektrik im Pilotcenter zur Montage von Prototypen, war die Facharbeiterin die einzige Frau unter 50 Kollegen. „Anfangs haben sie mir noch die schweren Sachen getragen. Aber nach ein paar Wochen war das von selbst weg – sie haben gesehen, dass ich wie jeder andere meine Arbeit mache.“
Laura hat den Prototypen des Panamera begleitet
Ab und zu führt der Weg von Laura Küblböck auch ins Werk Leipzig. So hat sie einen in Zuffenhausen entwickelten Prototypen des Panamera begleitet. „Weil wir schon Erfahrung mit dem Auto haben, unterstützen wir die Kollegen bei der Vorserienbetreuung.“ Konkret heißt das: „Wenn der Wagen das Prüffeld durchlaufen hat, achte ich auf elektrische Kabelstrangfehler und spiele die Software auf Steuergeräte auf. An Details wie den elektrischen Fensterhebern oder den Batteriedaten bei Hochvoltfahrzeugen muss in dieser Phase noch allerhand Arbeit geleistet werden.“ Laura Küblböck möchte bei Porsche bleiben und später noch ein berufsbegleitendes Studium im Wirtschaftsingenieurwesen obendrauf satteln. Von der Industrie- und Handelskammer Stuttgart hat sie dafür zum Ende der Ausbildung ein Stipendium in der Begabten-Weiterbildung erhalten.