Peter van der Spuy

Peter van der Spuy ist eingefleischter Porsche-Fan und einer der anerkanntesten Piloten für Geschäftsreisende, Politiker und Prominente. Sein berühmtester Passagier war Nobelpreisträger Nelson Mandela, der im Juli dieses Jahres 100 Jahre alt geworden wäre.

„Dass ausgerechnet ein Foto von mir an der Bürowand von Nelson Mandela hing, war Zufall“, sagt Peter van der Spuy und schmunzelt. In seiner Stimme schwingt Stolz mit. Das Bild aus dem Jahr 1993 zeigt den hochgewachsenen Piloten mit Mandela vor einem Privatflugzeug, umringt von der obersten Führungsriege des African National Congress (ANC): Chris Hani, damals einer der beliebtesten Politiker Südafrikas, Mac Maharaj, später Sprecher von Mandelas Nachfolger Jacob Zuma, und Peter Mokaba, seinerzeit Präsident der Nachwuchsorganisation ANC Youth League. Hani wurde kurze Zeit später ermordet, Mandela 1994 zum Präsidenten Südafrikas gewählt. „Eines Tages rief mich Mandela an und bat um das Foto, da es eines der letzten ist, das diese Persönlichkeiten zusammen zeigt“, erinnert sich van der Spuy. „Ich habe ihm einen Abzug in einem schönen Rahmen geschickt, und meines Wissens nach landete es in seinem Büro.“

Peter van der Spuy (2. v. r.), Nelson Mandela, 1993, 2018, Porsche AG
1993. Der Pilot und der Politiker: Peter van der Spuy (2. v. r.) neben Nelson Mandela

Im Haus des Piloten im Kapstadter Stadtteil Gardens hängt das Foto über van der Spuys Arbeitsnische – deren Mobiliar viel über seine zweite Leidenschaft neben der Fliegerei verrät: Der Bürostuhl ist ein umfunktionierter Sitz aus seinem einstigen Porsche 911 Turbo. Und auf einer Theke, die aus einem Winglet – der Flügelspitze eines Gulfstream-Jets besteht – liegen ein Rennanzug, Schuhe, Handschuhe und ein Helm im Jet-Fighter-Look bereit. Nicht für den nächsten Flug, sondern für den nächsten Start des Hobbyrennfahrers van der Spuy in seinem Porsche.

Rennoutfit, 2018, Porsche AG
Das Rennoutfit des Piloten liegt für den nächsten Renneinsatz bereit

Der Südafrikaner flog arabische Scheichs, russische Oligarchen, Hollywoodstars – und immer wieder prominente Politiker sowie Geschäftsleute. Vor allem sie lächeln von van der Spuys persönlicher Wall of Fame, darunter Pik Botha, der ehemalige Außenminister von Südafrika, Cyril Ramaphosa, seit Februar amtierender Präsident des Landes, oder Helmut Kohl, der frühere Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Auf jedem Foto dabei: Peter van der Spuy, der damals mit seinem Schnauzbart an Tom Selleck in der Rolle des TV-Detektivs Magnum erinnert. Heute verkörpert der Mann mit den wachen Augen, der durchtrainierten Figur und einem Teint, den die vielen Sonnenstunden am Kap unweigerlich mit sich bringen, perfekt das Motto der Silver Ager: 60 ist das neue 50.

Doch wie kam seine Verbindung zur politischen Elite des Landes zustande? „Ein guter Freund von mir war ANC-Mitglied – einer der wenigen Weißen in den 1990er-Jahren, der die Apartheid bekämpfte und Nelson Mandelas Kurs befürwortete. Ich hatte ihn als Pilot bei einer vertraulichen Unternehmung Mandelas vor den Verhandlungen mit Präsident Frederik Willem de Klerk unterstützt. Einige Zeit später bedankte sich Mandela bei mir und fragte: ‚Ich muss demnächst viel herumreisen, kannst du mich fliegen?‘“ So kam es, dass van der Spuy den prominentesten Politiker Südafrikas auf seiner Mission zur Abschaffung der Apartheid kreuz und quer durch das Land flog. „Mandela war ein unvergleichlicher Brückenbauer. Einmal waren wir in seiner Heimatregion Transkei in der heutigen Provinz Ostkap. Dort wurde ihm zu Ehren ein traditionelles Fest gefeiert. Ich war der einzige Weiße in seinem engsten Mitarbeiterkreis. Wie es der Brauch will, wurde Mandela, dem ehrwürdigen Anführer, das erste Stück eines gegrillten Ochsen gereicht. Und was machte er? Er gab es an mich weiter. Völlig baff flüsterte ich meinem Nachbarn zu: ‚Was soll ich jetzt tun?‘ Er flüsterte zurück: ‚Iss es. Das ist die größte Ehre, die er dir erweisen kann.‘ So war Mandela.“

Der Südafrikaner will eben zur nächsten Anekdote ansetzen, als ihn das Klingeln des Mobiltelefons unterbricht. Es ist sein Mechaniker, der van der Spuys Porsche regelmäßig wartet. Schließlich fährt er seit fünf Jahren Rennen in der GT-Serie. Außerdem startet er bei Bergrennen. „Ich musste warten, bis ich genug Geld verdiene – es ist ja kein günstiger Sport.“ Umso erfolgreicher ist er heute unterwegs.

Peter van der Spuy, 911 Cabriolet, Modellreihe 964, 2018, Porsche AG
Cruisen oder Racen: Im Alltag fährt van der Spuy ein 911 Cabriolet, Modellreihe 964

In diesem Jahr will er auch in der südafrikanischen Classic-Serie starten. Er fährt seit Jahrzehnten Porsche, dank früher Prägung: „In meinen späten Zwanzigern – und noch bevor ich zu Fliegen begann – kaufte ich einen zerlegten Porsche. Sein Besitzer wollte ihn restaurieren, verlor dann aber die Lust dazu. Wir vereinbarten, dass ich den Wagen in seiner Garage zusammenschrauben darf. Über ein Jahr lang habe ich jedes Wochenende an dem Auto gearbeitet. Es war eine lange Zeit, aber durch den Zusammenbau lernte ich zu schätzen, mit welch unglaublicher Präzision ein Porsche konstruiert ist.“

Sammler aus Leidenschaft

Seither hat van der Spuy die Leidenschaft für Porsche nicht mehr losgelassen. Über die Jahre landeten viele verschiedene Modelle aus Zuffenhausen in seiner Garage: Bis vor Kurzem fuhr er einen 911 GT3 RS und ein 911 (964) Cabriolet, das sechs Mal den Titel des Concours Champion des Porsche Club South Africa gewann. „Ich achte darauf, dass meine Autos in einem perfekten Zustand sind. Ich bin eben ein Technikfreak, das liegt mir im Blut“, scherzt der Kapstadter, um dann ernster fortzufahren: „Ich schätze stets die höchsten Technologiestufen – in Fahrzeugen genauso wie in Jets. Porsche sind für mich die am besten gebauten Sportwagen der Welt. Porsche und mein Job sind für mich eng miteinander verbunden.“

Pilot eines Gulfstream-Jets wurde der Südafrikaner erst später in seinem Leben. Zunächst war er als Chemiker, genauer: Spezialist für Verbrennungs- und Tieftemperaturtechnik bei einem Hersteller von Industriegasen, tätig. Aus Leidenschaft für die Fliegerei begann er, privat Flugstunden zu nehmen. Für seine Abschlussprüfung in Navigation schrieb er eine Computersoftware, die er später an Flugzeugpiloten verkaufte. Doch erst durch einen Zufall wurden die Weichen in van der Spuys Leben neu gestellt: „Ein Freund, der ein Flugzeug besaß, fragte mich, ob ich ihm nicht einen Piloten organisieren könne – ich würde durch die Ausbildung doch sicher welche kennen. Ich hörte mich um, konnte aber niemanden finden. Und mir selbst fehlte noch die Musterberechtigung, das sogenannte Type Rating, das zum Fliegen bestimmter Typen nötig und auch sehr teuer war. Als mein Freund sagte ‚Ich bezahle das‘, ging ich umgehend zu meinem Chef, kündigte und wurde Pilot für Privatflugzeuge.“

Ob in Europa, Nordamerika oder Asien: In den vergangenen 20 Jahren war van der Spuy für seine Auftraggeber den Großteil des Jahres außerhalb Südafrikas im Einsatz. Van der Spuy ist einer der erfahrensten Gulfstream-Piloten. Er hat Kunden auf der ganzen Welt. Ob er immer noch Prominente zu wichtigen Treffen fliegt? Peter van der Spuy hebt eine Augenbraue, lächelt. Und schweigt.

„Ich stehe hier vor euch nicht als Prophet sondern als demütiger Diener, von euch, dem Volk“, sagte Nelson Mandela in seiner Rede am 11. Februar 1990, wenige Stunden nach seiner Freilassung aus 27 Jahren Haft als politischer Gefangener. Und ergänzte: „Erst eure unermüdlichen und heroischen Opfer haben meine Anwesenheit hier heute ermöglicht. Ich lege daher die verbleibenden Jahre meines Lebens in eure Hände.“ Zeitlebens kämpfte der vor fünf Jahren verstorbene Friedensnobelpreisträger gegen die Apartheid in seinem Heimatland. Von 1994 bis 1999 war er der erste dunkelhäutige Präsident Südafrikas. Am 18. Juli 2018 wäre Mandela 100 Jahre alt geworden.

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