Als der Baron durch die ersten Kehren der schmalen Bergstraße fegt, ahnt er, dass dies der Beginn einer Legende ist. Über staubige Straßen Nordsiziliens geht es nach Caltavuturo, vorbei an bunt verzierten carretti siciliani und jubelnden Zuschauern, hinauf über die kurvige Bergstrecke gen Collesano. Nach einer abschließenden Geraden, die Brandung des Tyrrhenische Meers zur Rechten, nimmt das Auto mit der langgezogenen Schnauze erneut Kurs auf das Städtchen Cerda; nach 72 rasanten Kilometern endet dort die Runde.
Erst nach neun weiteren Durchgängen ist die Tortur für Mensch und Maschine vorbei. Baron Antonio Pucci und Beifahrer Colin Davis gewinnen die legendäre Targa Florio 1964, nach insgesamt sieben Stunden und zehn Minuten Fahrt am absoluten Limit, in einem in silbernen Porsche Carrera – dem ersten Porsche, der die legendären drei Buchstaben GTS zusätzlich im Namen trägt.
Kraft, Verlässlichkeit und Tempo sind seit je die bestimmenden Charaktereigenschaften eines Sportwagens. Speziell in kräftezehrenden Langstreckenrennen auf öffentlichen Straßen war mehr und mehr der Komfort der Wagenlenker entscheidend, um volle Konzentration und Leistungsfähigkeit über die ganze Dauer des Wettbewerbs zu ermöglichen. Ein neuer Fahrzeugtyp war gefragt – schnell, sicher, komfortabel. Die Antwort der Zuffenhausener Ingenieure: der Gran Turismo Sport (GTS).
Seither hat sich viel getan. Die Klassifizierung GTS durchlebte einen Gesinnungswandel: Bezeichneten die drei Lettern zunächst ein Mehr an Komfort in einem rassigen Sportwagen, wandelten sie sich mit der Zeit zum Etikett für ein Mehr an rassigem Sport – bei gewohnt hohem Komfort.
Heute stehen alle Porsche-Modelle in der extra sportlichen GTS-Variante bereit – mit einer typischen Palette an Details: Das mit schwarzem Alcantra ausgekleidete Interieur ist Ausdruck einer puristischen Sportlichkeit, der rot hinterlegte Drehzahlmesser lässt den klaren Fokus der Straßensportler erkennen. Experten würden einen GTS schon an den akzentuierten, farblich abgesetzten Nähten der Schalensitze erkennen – wäre da nicht der eingestickte GTS-Schriftzug, der auch dem unbedarften Beifahrer den Charakter des Modells eindeutig offenbart.
Die rasante Optik als Erkennungszeichen für kompromisslose Sportlichkeit
Ein GTS liegt dank seines Sportfahrwerks ein gutes Stück tiefer auf dem Asphalt. Die markantere Turbo-Bugschürze, schwarze Doppelendrohre an der Sportabgasanlage und ebenfalls schwarz umrandete Frontscheinwerfer sind eindeutige Bestimmungsmerkmale für den geübten Porsche-Taxonomen. Überhaupt zieht sich schwarz als bestimmendes Motiv durch das GTS-Designkonzept: Schriftzüge, Kühlergrill und Felgen sind meist charakteristisch seidig schwarz eingefärbt. Die Kombination mit der typischen, sattroten Karosserie sorgt für scharfe Farbkontraste – als Erkennungszeichen für kompromisslose Sportlichkeit.
Doch die wahren Werte sind die inneren, auch bei so offensiv auftretenden Zeitgenossen wie den GTS-Modellen. Es braucht keine Tiefenanalyse um ihren wahrhaftig sportlichen Charakter auszumachen: Das Porsche Active Suspension Management (PASM) sorgt für Geradlinigkeit, eine sportlich optimierte Motorenabstimmung für eine zupackende Art. Gegenüber ihren Verwandten leisten die GTS-Motoren durch das Sport Chrono Paket rund 15 bis 30 PS mehr, höhere Drehmomente und Maximalgeschwindigkeiten sichern den Spitzensportlern entscheidende Vorteile in jedem Familienduell.
Mit Boxster und Cayman beginnt die aktuelle GTS-Modellpalette; der Renn-Roadster beispielsweise erreicht als erster Boxster eine Spitzengeschwindigkeit von 281 km/h. Auch den 911 Carrera und den 911 Carrera 4 gibt es in der GTS-Version; Panamera und Cayenne dürfen in der Chronik nicht fehlen. Der 911 Targa 4 GTS, der gerade auf der Auto Show in Detroit Premiere feierte, ist das jüngste Mitglied in der GTS-Familie.
GTS: Die Extraportion Sportlichkeit bei unvermindertem Fahrkomfort
Verlässlichkeit und Tempo, diese Eigenschaften bestimmen bis heute den Charakter eines GTS. Die Ausgangsbedingungen mögen sich umgekehrt haben, die drei Buchstaben bedeuten jedoch seit Jahrzehnten ein dickes Mehr: War es anfangs ein Mehr an Annehmlichkeiten für einen Vollblut-Rennwagen, so bedeutet GTS heute die Extraportion Sportlichkeit bei unvermindertem Fahrkomfort.
Auf der Targa Florio in Sizilien nahm die Geschichte der Porsche GTS-Modelle im Jahre 1964 ihren Anfang; ihren bisherigen Höhepunkt findet sie heute im 911 Targa GTS. Die spitzen Kehren hin nach Collesano, die Gerade entlang der sizilianischen Küste – auch der jüngste Spross der Familie hätte seine Freude daran.
Verbrauchsangaben
911 Carrera GTS: Kraftstoffverbrauch/Emissionen* kombiniert: 9,5 – 8,7 l/100 km; CO₂-Emission: 223 – 202 g/km
911 Carrera 4 GTS: Kraftstoffverbrauch/Emissionen* kombiniert: 9,9 – 9,1 l/100 km; CO₂-Emission: 233 – 212 g/km
911 Targa 4 GTS: Kraftstoffverbrauch/Emissionen* kombiniert: 10,0 bis 9,2 l/100 km; CO₂-Emission: 237 bis 214 g/km
Boxster GTS: Kraftstoffverbrauch/Emissionen* kombiniert: 9,0 bis 8,2 l/100 km; CO₂-Emission: 211 bis 190 g/km
Cayman GTS: Kraftstoffverbrauch/Emissionen* kombiniert: 9,0 bis 8,2 l/100 km; CO₂-Emissionen: 211 bis 190 g/km
Cayenne GTS: Kraftstoffverbrauch/Emissionen* kombiniert: 10,0 bis 9,8 l/100 km; CO₂-Emission: 234 bis 228 g/km
Panamera GTS: Kraftstoffverbrauch/Emissionen* kombiniert: 10,7 l/100 km; CO₂-Emission: 249 g/km