Porsche 911 Speedster Concept: offen und puristisch

Das wohl schönste Geschenk zum 70. Geburtstag seiner Sportwagen bereitet Porsche sich selbst: Der 911 Speedster Concept ist die fahrbereite Studie eines besonders offenen und aufregenden Sportwagens.

Das Jubiläumsmodell schlägt die Brücke vom Porsche 356 „Nr. 1“ Roadster, der am 8. Juni 1948 seine Betriebserlaubnis erhielt, in die Gegenwart. Mit seiner puristischen Konzeption und in historisch korrekter Ausführung spiegelt der 911 Speedster Concept den Markenkern des Stuttgarter Sportwagenherstellers in präziser Klarheit wider. Er stellt das reine Fahrerlebnis in den Vordergrund. Die Antriebs-Technik unter der zweifarbigen Hülle der Konzeptstudie entstammt den aktuellen GT-Modellen. Entwickelt wurde sie im Porsche Motorsportzentrum, wo auch der 911 GT2 RS und zuletzt der GT3 RS entstanden sind. Der 911 Speedster Concept feierte seine Weltpremiere im Rahmen der offiziellen Feier zum Jubiläum „70 Jahre Porsche Sportwagen“ in Zuffenhausen. Die Konzeptstudie gibt einen Ausblick auf ein mögliches Serienmodell, das 2019 vorgestellt werden könnte. Eine Entscheidung darüber erfolgt in den nächsten Monaten.

Zu den charakteristischen Details des 911 Speedster Concept gehört der verkürzte Scheibenrahmen mit abgesenktem Windlauf und entsprechend verkleinerten Seitenscheiben. Er verleiht der Sportwagenstudie ein nochmals gedrungeneres Profil mit einer sehr niedrigen Fly-Line, die unmittelbar an historische Vorbilder wie den Porsche 356 1500 Speedster erinnert. Hinter den Vordersitzen schließt sich eine spezielle Heckabdeckung aus Kohlefaser an. Sie verkleidet eine Überrollschutz-Struktur und wird geprägt von einer Doppelhutze, wie sie seit dem 911 Speedster von 1988 zur Tradition dieser Sportwagen-Bauart gehört. Zwischen den Höckern setzen zwei schwarz abgesetzte Lamellen aerodynamische Akzente, hinzu kommt ein durchsichtiges Windschott aus Plexiglas mit eingraviertem „70 Jahre Porsche“-Logo.

Leichtbau-Gedanken der Speedster-Philosophie

Ganz dem historischen Original verpflichtet, besitzt auch der 911 Speedster Concept anstelle eines Verdecks ein leichtes Tonneau-Cover. Es schützt den Innenraum des parkenden Fahrzeugs vor Regen und wird mit acht sogenannten Tenax-Knöpfen befestigt. Das Interieur führt den Leichtbau-Gedanken der Speedster-Philosophie fort. Navigations- und Radiosystem entfallen ebenso wie die Klimaanlage. Die Vollschalensitze bestehen aus Karbon. Mit dem hellbraunen Anilin-Leder „Cognac 356“ greift ihr Lederbezug klassische Vorbilder auf.

911 Speedster Concept, 2018, Porsche AG
Mit dem hellbraunen Anilin-Leder „Cognac 356“ greift Porsche klassische Vorbilder auf

Die breite Karosserie des Konzeptfahrzeugs ist dem 911 Carrera 4 Cabriolet entlehnt. Kotflügel, Fronthaube und Heckabdeckung bestehen hier aber aus leichtem Kohlefaser-Verbundwerkstoff. Die Lackierung in den klassischen Farbtönen GT-Silber und Weiß zitiert die frühen Rennwagen von Porsche – ebenso wie viele in liebevoller Feinarbeit ausgeführte Details, angefangen vom zentralen und mittig in der Fronthaube platzierten Tankverschluss im Stil der 50er Jahre über Außenspiegel in klassischer „Talbot“-Form bis hin zur speziellen Ausführung der Hauptscheinwerfer. Mit klaren und mattierten Flächen deuten ihre Abdeckungen ein Kreuz an und erinnern so an eine Besonderheit aus den frühen Motorsportjahren von Porsche. Damals wurden vor Renneinsätzen die Originalscheinwerfer zum Schutz gegen Steinschlag und splitterndes Glas abgeklebt. Die breiten B-Säulen sowie das Heck zieren gefräste und vergoldete Speedster-Schriftzüge.

Unterhalb der Karosserie setzt der 911 Speedster Concept auf modernste Komponenten. Das Fahrwerk entstammt prinzipiell dem 911 GT3, die Kleeblätter der imposanten 21-Zoll-Felgen im Fuchs-Design sind hochglanzpoliert. Erstmals präsentieren sich diese Räder mit einem Zentralverschluss. Die Auspuffanlage mit Titan-Endrohren und den Antriebsstrang inklusive manuellem Sechsgang-Schaltgetriebe steuern die GT-Entwickler bei. Der Sechszylinder-Boxermotor dieser minimalistischen Konzeptstudie leistet über 500 PS und erreicht Drehzahlen von bis zu 9.000/min.

Die Geschichte der Speedster-Modelle von Porsche beginnt in den USA

Speedster-Varianten seiner Sportwagenmodelle, die ein offenes Fahrvergnügen mit besonders ausgeprägter Fahrdynamik vereinen, gehören seit 1952 zur Unternehmenshistorie von Porsche. Als Urvater gilt der 356 1500 America Roadster, dessen Aluminiumkarosserie per Hand gefertigt wurde. Er wog 60 Kilogramm weniger als das 356 Coupé und erreichte mit dem 70 PS starken Vierzylinder-Boxermotor eine für die damalige Zeit imposante Höchstgeschwindigkeit von 175 km/h. Mit Steckscheiben für die Türen, Not-Klappverdeck und leichten Schalensitzen verkörperte der exklusive, für den US-Markt entwickelte und nur 16 Mal gebaute Sportwagen bereits wesentliche Speedster-Merkmale.

911 Speedster Concept, 2018, Porsche AG
Das Heck zieren gefräste und vergoldete Speedster-Schriftzüge

Bis 2010 entstanden acht Serien- und Sondermodelle mit dem Beinamen Speedster. Ein Höhepunkt war 1957 mit dem 356 A 1500 GS Carrera GT Speedster erreicht. 1988 folgte der erste 911 Speedster. Den vorläufigen Abschluss bildeten die 356 Exemplare des 911 Speedster der Baureihe 997 aus dem Jahre 2010.

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