So schnell war zuvor noch kein straßenzugelassenes Fahrzeug in der „Grünen Hölle“. Am Steuer des von Porsche-Ingenieuren und Manthey-Racing-Experten speziell auf die Nordschleife abgestimmten Sportwagens saß Lars Kern. Der Porsche-Testfahrer hatte im September 2017 im serienmäßigen Porsche 911 GT2 RS ⃰ schon einmal einen Rundenrekord aufgestellt.
„Wir haben den ganzen Tag das Wetter beobachtet und genau überlegt, ob eine solche Fahrt überhaupt möglich ist. Bei Regen oder auch nur leicht feuchter Strecke wären wir niemals ein Risiko eingegangen“, sagt Dr. Frank-Steffen Walliser, Leiter Motorsport und GT Fahrzeuge. Der Porsche 911 GT2 RS war mit dem neuen Performance Kit von Manthey-Racing ausgestattet, ergänzt durch eine auf die Streckencharakteristik der Nürburgring-Nordschleife zugeschnittenen Gesamtabstimmung. „Wir wollten im Rahmen dieser Versuchsfahrt einfach noch einmal eine Potenzialabschätzung machen. Das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen. Es ist wirklich eine Fabelzeit. Das zeigt einmal mehr ganz deutlich, welche Möglichkeiten in diesem Sportwagen stecken.“
Der Porsche GT2 RS war 2017 als bislang stärkster und schnellster 911 aller Zeiten auf den Markt gekommen. In den zurückliegenden Monaten nutzten die Porsche-Ingenieure ihr Know-how aus der Entwicklung der beiden Rennfahrzeuge 911 RSR und 911 GT3 R sowie aus zahlreichen erfolgreichen Renneinsätzen von Manthey-Racing auf der Nürburgring-Nordschleife. Die gezielten Modifikationen umfassten unter anderem die Bereiche Fahrwerk und Aerodynamik. Die Techniker konzentrierten sich jedoch stets auf die Straßentauglichkeit.
„Die Fahrt hat unheimlich viel Spaß gemacht“, sagt Entwickler Lars Kern. Der 31-Jährige kennt die Nürburgring-Nordschleife von Test- und Rekordfahrten sowie durch zahlreiche Einsätze in VLN-Rennen. „Auch mit dem neuen Paket ist die Balance des Autos sehr gut. Ich musste keine großen Risiken eingehen, um schnell zu sein. Ich hatte aufgrund der hereinbrechenden Dunkelheit nur einen Versuch. Es hat auf Anhieb geklappt.“ Manthey-Racing-Geschäftsführer Nicolas Raeder ergänzt: „Wir sind sehr stolz. Den ohnehin schon enorm schnellen Porsche 911 GT2 RS noch schneller zu machen, war eine große Herausforderung.“
Bei herbstlichen, aber trockenen Bedingungen setzte Lars Kern das große Potenzial des Porsche 911 GT2 RS MR bei seiner Rekordfahrt unter den Augen eines Notars optimal um. In Bezug auf den Kraftstoff vertraute Porsche mit Esso auf einen im Motorsport bewährten Partner. Einzige Modifikation im Vergleich zur ab sofort bei Manthey-Racing bestellbaren Version des GT2 RS MR für Clubsport- und Trackday-Events war der Fahrersitz. Im Rekordfahrzeug wurde aus Sicherheitsgründen ein Schalensitz aus dem Rennsport eingesetzt. Diese Veränderung brachte keinen Gewichtsvorteil.
Das ist der Porsche GT2 RS
Der stärkste und schnellste Porsche 911 feierte seine Weltpremiere im Juni 2017 im britischen Goodwood. Das 3,8-Liter-Aggregat leistet 515 kW (700 PS; Kraftstoffverbrauch kombiniert 11,8 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert 269 g/km) und liefert ein Drehmoment von 750 Newtonmetern. Die Höchstgeschwindigkeit des heckgetriebenen Sportwagens liegt bei 340 km/h. Den Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 km/h bewältigt der 1.470 Kilogramm leichte Zweisitzer in nur 2,8 Sekunden. Im September stellte Porsche im Rahmen der Rennsport Reunion VI im kalifornischen Laguna Seca (USA) den neuen Porsche 935 vor, der auf der hochmodernen Technologie des 911 GT2 RS basiert. Das exklusive Fahrzeug, das für den Einsatz bei Trackdays konzipiert ist, wird in einer limitierten Auflage von 77 Stück im kommenden Jahr an die Kunden ausgeliefert.
Manthey-Racing
Das in Meuspath am Nürburgring beheimatete Unternehmen Manthey-Racing steht unter der Leitung der Brüder Nicolas und Martin Raeder. Die Gesellschaft befindet sich zu 51 Prozent im Besitz der Porsche AG. Manthey-Racing bietet unter anderem Servicedienstleistungen, Teilepakete und Renneinsätze für Kunden an. Das Team aus der Eifel ist mit sechs Gesamtsiegen bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring alleiniger Rekordhalter. Die Mannschaft aus Meuspath wickelt für Porsche unter anderem die Einsätze von zwei 911 RSR in der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) ab. Im Rahmen dessen feierte Porsche im Juni 2018 den Klassensieg bei den 24 Stunden von Le Mans. Die Gesamtwertung der WEC führt das Porsche GT Team derzeit deutlich an.
Verbrauchsangaben
911 GT2 RS: Kraftstoffverbrauch kombiniert 11,8 l/100 km; CO2-Emissionen kombiniert 269 g/km