Die amtierenden Langstrecken-Weltmeister Kévin Estre aus Frankreich und Laurens Vanthoor aus Belgien sowie der Australier Matt Campbell lieferten trotz schwieriger Bedingungen eine makellose Vorstellung ab. Im Ziel behauptete das Porsche-963-Trio einen Vorsprung von 8,625 Sekunden. Das Schwesterauto mit der Nummer 5 beendete das „Lone Star Le Mans‟-Rennen im texanischen Austin auf Position zehn. Der Porsche 963 des Kundenteams Proton Competition erreichte Rang 13. In der LMGT3-Klasse verteidigte Manthey 1st Phorm die Führung in der Meisterschaft.
Das Rennen
Am Freitag strahlender Sonnenschein, am Samstag hohe Temperaturen und Nieselregen, am Sonntag dichte Wolken und nahezu Dauerregen: Die insgesamt über 66.000 Zuschauern in Austin haben viel erlebt. Am Renntag setzten bei nur 24 Grad Celsius bereits am Vormittag die Niederschläge ein. Zum Beginn um 13:00 Uhr Ortszeit präsentierte sich der Circuit of The Americas derart nass, dass die Rennleitung einen Start hinter dem Safety-Car anordnete. Es führte die Hypercars und GT3-Fahrzeuge rund eine Stunde lang an, dann erfolgte ein Abbruch mit Roten Flaggen.
Erst 100 Minuten nach dem offiziellen Beginn des sechsten Saisonlaufs erhielten die Porsche 963 und alle Mitbewerber erstmals freie Fahrt – doch nicht für lange Zeit: Auf dem rutschigen Asphalt ereigneten sich immer wieder Zwischenfälle. Zahlreiche Dreher und kleinere Unfälle riefen mehrmals das Safety-Car auf den Plan. Die beiden Hybridprototypen des Werksteams Porsche Penske Motorsport kamen trotz der schwierigen Streckenverhältnisse praktisch ohne Fehler über die Runden. Nach rund viereinhalb Stunden übernahm Kévin Estre in der Startnummer 6 die Führung und behauptete sie bis in Ziel. Auch das Schwesterauto mit der Nummer 5 lag phasenweise auf Podestkurs, verlor aber in der Schlussphase den Anschluss an die Spitze und beendete das Rennen auf Rang zehn.
„Unglaublich schön‟, jubelt Thomas Laudenbach, Leiter Porsche Motorsport. „Das gesamte Team und vor allem unsere Fahrer haben bei sehr schwierigen Bedingungen einen bärenstarken Job abgeliefert. In den ersten fünf Stunden war es extrem nass, es gab immer wieder Ausritte. Unsere Jungs aber sind fast ohne Fehler durchgekommen und regelrecht über sich hinausgewachsen. Der Porsche 963 funktionierte bei diesen Streckenverhältnissen top. Diesen Erfolg haben wir ohne jeden Zweifel verdient. Es tut gut, den ersten Sieg des Jahres zu feiern. Großes Kompliment an alle Beteiligten!‟
„Ich bin dermaßen stolz auf die Fahrer, die Boxenmannschaft, die Ingenieure und Strategen‟, fasst Urs Kuratle zusammen. Der Leiter Werksmotorsport LMDh ergänzt: „Wir sind unter schwierigsten Bedingungen absolute Spitze. Wenn sich die äußeren Verhältnisse so darstellen wie heute, es also auf perfekte Arbeit und ganz besondere fahrerische Leistungen ankommt, dann sind wir voll da. Das freut mich unheimlich für die gesamte Mannschaft. Alles perfekt!‟
„In solchen Regenrennen relativiert sich alles, was an Performance-Parametern auf dem Papier steht‟, erklärt Jonathan Diuguid, Leitender Direktor Porsche Penske Motorsport. „Laurens Vanthoor und Julien Andlauer haben unsere beiden Autos in der Anfangsphase großartig in der Spitzengruppe gehalten. Die Nummer 5 hatte leider etwas Pech, beim Siegerauto lief hingegen alles bestens. Matt Campbell und Kévin Estre haben einen perfekten Job abgeliefert und das Team optimal gearbeitet. Dieser Sieg schmeckt herrlich süß. Nun freuen wir uns schon auf das kommende Rennen in Fuji.‟
In der Herstellermeisterschaft rückte Porsche bei noch zwei ausstehenden Saisonrennen auf den zweiten Platz vor. Estre/Vanthoor rangieren in der Fahrerwertung auf der fünften Position, die Markenkollegen Andlauer/Christensen belegen Platz acht.
Auch der Porsche 963 des Kundenteams Proton Competition konnte sich über weite Strecken stark in Szene setzen. Startfahrer Nico Varrone, der die Startnummer 99 am Vortag auf dem sechsten Rang qualifiziert hatte, rangierte über weite Strecken auf der fünften Position der hart umkämpften Hypercar-Klasse. Ein Dreher des Argentiniers kurz vor dem Ende seines langen Doppelstints warf die Mannschaft jedoch weit zurück. Nico Pino aus Chile und der Schweizer Neel Jani brachten den Porsche 963 am Ende auf Platz 13 ins Ziel.
LMGT3-Klasse: Manthey 1st Phorm baut Tabellenführung aus
In der LMGT3-Klasse hat das Team Manthey 1st Phorm einen weiteren Schritt in Richtung Titelgewinn gesetzt. Nach starken Vorstellungen des amerikanischen Lokalmatadors Ryan Hardwick und des Italieners Riccardo Pera kämpfte Werksfahrer Richard Lietz am Ende sogar um den Klassensieg. Auf abgefahrenen Reifen konnte sich der Österreicher in der letzten Viertelstunde allerdings nicht mehr gegen die Angriffe zahlreicher Konkurrenten behaupten und brachte den Porsche 911 GT3 R auf Platz acht ins Ziel. Der baugleiche Neunelfer der Iron Dames lag phasenweise in der Spitzengruppe, musste aufgrund eines technischen Defekts aber zwei Runden vor der Zielflagge aufgeben.
Der siebte Saisonlauf der FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC findet am 28. September im japanischen Fuji statt. Auf der ehemaligen Formel-1-Rennstrecke siegte 2024 der Porsche 963 der amtierenden Fahrer-Weltmeister Kévin Estre, Laurens Vanthoor und André Lotterer.
Fahrerstimmen nach dem Rennen
Kévin Estre (Porsche 963 #6): „Das ‚Lone Star Le Mans‘ in Austin gewonnen zu haben, fühlt sich unglaublich gut an. Wir sind sehr positiv überrascht, denn in den Trainingssitzungen auf trockener Strecke waren wir nie weit vorn dabei. Im Qualifying haben wir uns aber bei rutschigen Bedingungen eine gute Grundlage erarbeitet. Von Startplatz drei konnten wir im Rennen eine blitzsaubere Leistung abliefern. Ich bin sehr stolz, Teil dieser großartigen Mannschaft zu sein.‟
Matt Campbell (Porsche 963 #6): „Mit einem solchen Erfolg haben wir bis zum Renntag gar nicht gerechnet. Ich bin wirklich hin und weg. Die Streckenbedingungen waren phasenweise extrem knifflig. Wir sind dennoch fehlerlos über die Distanz gekommen. Das gesamte Team hat einen mega Job abgeliefert. Es ist einfach herrlich, nun den ersten Sieg des Jahres in der WEC zu feiern.‟
Laurens Vanthoor (Porsche 963 #6): „Dieser Sieg kommt unerwartet – und fühlt sich deshalb besonders schön an. Das Rennen stellte uns auf nasser Strecke vor große Herausforderungen. Genau unter solchen Voraussetzungen konnten wir unsere besonderen Stärken ausspielen, die in der gesamten Mannschaft von Porsche Penske Motorsport stecken.‟
Mathieu Jaminet (Porsche 963 #5): „Das war ein aufregendes Rennen. Kaum ist die WEC in den USA, gibt es Hollywood-würdiges Spektakel. Es hat viel Spaß gemacht. Ich freue mich sehr für unsere Teamkollegen im Schwesterauto. Nach den harten Zeiten in den vergangenen Monaten fühlt sich dies richtig gut an. Auch für unseren Porsche lag phasenweise das Podest in Reichweite, aber dann sind einige Dinge schiefgelaufen – unter anderem mussten wir bei einem Boxenstopp die Heckpartie austauschen. Wir sind als Zehnte gestartet, dann weit nach vorn gefahren und am Ende wieder auf Rang zehn gelandet. Zumindest haben wir eine gute Show abgeliefert.‟
Rahel Frey (Porsche 911 GT3 R #85): „Unser Porsche war am gesamten Wochenende richtig stark. Leider mussten wir nach einem enttäuschenden Qualifying von weit hinten starten. Unter solchen Voraussetzungen kannst du nur mit mutigen Entscheidungen weit nach vorn kommen, darum haben wir bei der Reifenwahl und dem Luftdruck gepokert. Leider hat uns das nicht geholfen. Am Ende mussten wir unser Auto wegen zu hoher Temperaturen abstellen, da Schmutz die Kühleinlässe verstopft hatte – sehr schade. Jetzt wollen wir unser zweifellos großes Potenzial beim kommenden Rennen in Fuji in ein gutes Ergebnis ummünzen.‟
Richard Lietz (Porsche 911 GT3 R #92): „Es war ein gutes Rennen bis kurz vor Schluss – leider mit einem unglücklichen Ende. In den letzten Runden ging bei uns nicht mehr viel, es war kaum noch Grip von den Reifen vorhanden.‟
Ergebnisse Rennen
Hypercar-Klasse:
1. Estre/Vanthoor/Campbell (FRA/BEL/AUS), Porsche 963 #6, 120 Runden
2. Fuoco/Molina/Nielsen (ITA/ESP/DEN), Ferrari #50, + 8,625 Sekunden
3. Duval/Jakobsen/Vandoorne (FRA/DEN/BEL), Peugeot #94, + 9,541 Sekunden
10. Andlauer/Christensen/Jaminet (FRA/DNK/FRA), Porsche 963 #5, + 1.16,117 Minuten
13. Jani/Pino/Varrone (CHE/CHL/ARG), Porsche 963 #99, - 2 Runden
LMGT3-Klasse:
1. Leung/Gelael/Sato (GBR/INA/JPN), McLaren #95, 115 Runden
2. Al Harthy/Rossi/van der Linde (OMA/ITA/RSA), BMW #46, + 0,256 Sekunden
3. Flohr/Castellacci/Rigon (CHE/ITA/ITA), Ferrari #54, + 2,705 Sekunden
8. Hardwick/Pera/Lietz (USA/ITA/AUT), Porsche 911 GT3 R #92, + 21,758 Sekunden
DNF Martin/Frey/Gatting (FRA/CHE/DNK), Porsche 911 GT3 R #85
Alle Ergebnisse und Meisterschaftsstände unter https://fiawec.alkamelsystems.com.