Der „Grello‟ von Ayhancan Güven und der Werksfahrer Thomas Preining und Kévin Estre hat den Langstreckenklassiker auf der 25,378 Kilometer langen Traditionsstrecke über weite Strecken souverän angeführt. Mit dem Elfer von Dinamic GT auf Platz sechs und der Nummer 44 von Falken Motorsports auf Rang acht konnten sich um acht Uhr am Morgen zwei weitere Porsche in den Top 10 behaupten.
Eine kuriose Unterbrechung hatte den Auftakt des diesjährigen 24-Stunden-Rennens geprägt: Um 17:30 Uhr – also nach gut 90-minütiger Action auf der Kombination aus ursprünglichem Grand-Prix-Kurs und der rund 20 Kilometer langen Nordschleife – war die Stromversorgung im Boxengebäude zusammengebrochen. Damit funktionierten unter anderem auch die Pumpen für die Tankanlagen nicht mehr. Als es gegen 20 Uhr und gut zweieinhalbstündiger Pause weiterging, setzte sich Kévin Estre mit dem Manthey EMA-Porsche wieder an die Spitze. Bei hochsommerlichen Bedingungen mit Asphalttemperaturen von bis zu 56 Grad sollten der Franzose und seine Mitfahrer Ayhancan Güven aus der Türkei und Thomas Preining aus Österreich das Geschehen auch durch die kürzeste Nacht des Jahres mit einer fehlerfreien Vorstellung diktieren. Das Trio war vor einer rekordverdächtigen Zuschauerkulisse von der Pole-Position ins Rennen gegangen.
Die beiden Falken-Porsche lagen zum Zeitpunkt des Restarts auf den Positionen zwei und zehn mit dem Belgier Alessio Picariello vor dem Deutschen Dennis Marschall. Daan Arrow aus den Niederlanden behauptete als Zwölfter die Spitze in der Pro-Am-Wertung für Black Falcon. Sein Landsmann Loek Hartog im Porsche von Dinamic GT folgte auf Platz 15, der Kanadier Steven Cho mit dem 911 GT3 R von Hankook Competetion auf Rang 19.
Nach zwei Renndritteln belegte der Nummer-54-Porsche von Dinamic GT die siebte Position. Auch der ehemalige Porsche-Junior Bastian Buus aus Dänemark, Matteo Cairoli aus Italien, der Niederländer Loek Hartog und Joel Sturm aus Brühl – amtierender FIA Endurance-Trophy-Titelverteidiger – haben in den ersten 16 Stunden eine weitgehend fehlerfreie Vorstellung abgeliefert. Als Zweitplatzierter der Pro-Am-Wertung innerhalb der SP9-Topklasse rangierte der Neunelfer von Black Falcon auf Rang 14, obwohl eine Hochdruck-Kraftstoffpumpe getauscht werden musste. Neben Arrow pilotieren der Deutsche Ben Bünnagel, Mustafa Mehmet Kaya aus der Türkei und der Italiener Gabriele Piana die Startnummer 48. Einen Platz dahinter folgte der 911 GT3 R von Hankook Competition mit Cho, Marco Holzer aus Deutschland, Recardo Bruins aus den Niederlanden und dem Südkoreaner Jongkyum Kim.
Für die Nummer 33 von Falken war der Einsatz nach 23 Runden um kurz nach 22 Uhr zu Ende: Der in diesem Moment zweitplatzierte Rennwagen kollidierte in der nicht einsehbaren Kurve 2 mit einem Cup-Porsche. Dieser war seinerseits von einem anderen Teilnehmer umgedreht worden und stand verdeckt auf der Ideallinie. Die Karambolage bedeutete das Aus für Lokalmatador Nico Menzel, Alessio Picariello und die beiden ehemaligen Porsche-Junioren Julian Andlauer und Sven Müller. Das Schwesterauto blieb gegen 8:20 Uhr am Sonntagmorgen ohne Vortrieb auf der „Döttinger Höhe‟ stehen. Damit schieden auch Marschall, Dorian Boccolacci (Frankreich), Morris Schuring (Niederlande) und Tim Heinemann (Deutschland) aus dem Kampf um Top-Platzierungen aus.
„Der Manthey EMA-Porsche konnte seine Stärke in der Nacht weiter ausspielen, ruhige Stints fahren und einen guten Rhythmus finden – bisher ein ganz sauberes Rennen ohne Fehler oder Strafen. Jetzt gucken wir, wie es ins Finale des 24-Stunden-Rennens geht‟, erläutert Sebastian Golz, Projektleiter Porsche 911 GT3 R. „Auch die Jungs im Porsche von Dinamic GT spulen ihre Runden fehlerfrei ab. Mit dem Team Falken haben wir leider einige Schreckmomente erlebt. Sie konnten pushen und hatten eine sehr gute Pace, die Wahl der Reifenmischungen passte stets zu den Asphalttemperaturen. Auf dem Weg nach vorne erwischte es jedoch Julien Andlauer. Er ist mit einem anderen Fahrzeug kollidiert, das er nicht sehen konnte. Den Ausfall des zweiten Autos müssen wir jetzt analysieren.‟
Der 24-Stunden-Langstreckenklassiker in der Eifel zählt wie das ebenso lange Rennen in Spa-Francorchamps (Belgien), die 12 Stunden von Bathurst (Australien), die 1.000 Kilometer von Suzuka (Japan) und das 8-Stunden-Rennen in Indianapolis (USA) zur Intercontinental GT Challenge. Porsche hatte 2024 in dieser inoffiziellen GT3-Weltmeisterschaft den Herstellertitel gewonnen.
Das 24-Stunden-Rennen live im TV und im Stream
Der deutsche Free-TV-Sender Nitro überträgt den Eifelklassiker über die gesamten 24 Stunden live. Vor- und Nachberichterstattung umfassen fast vier zusätzliche Stunden Sendezeit. Die offizielle Internetseite des Rennens bietet einen kostenlosen Livestream und ein Livetiming unter www.24h-rennen.de/live/. Die Streckensprecher versorgen die zahlreichen Fans an der Strecke auch über Radio Nürburgring auf der UKW-Frequenz 87,7 MHz jederzeit mit aktuellen Informationen.
Fahrerstimmen nach dem zweiten Renndrittel
Ayhancan Güven (Porsche 911 GT3 R #911): „Ich bin in den Sonnenunter- und in den Sonnenaufgang gefahren – das war wirklich etwas Besonderes. Leider haben mich einige Code-60-Zonen auf dem falschen Fuß erwischt. Das hat uns etwas Zeit gekostet. Das Wichtigste war, auch am frühen Morgen keine Fehler zu machen, wenn die Konzentration nachlässt. Unser Neunelfer funktioniert perfekt. Wir mussten uns allerdings auf die wechselnden Temperaturen einstellen. In den letzten Stunden des Rennens wird es wieder ziemlich heiß.‟
Bastian Buus (Porsche 911 GT3 R #54): „Wir haben uns bisher ganz gut geschlagen und keine Fehler gemacht. Auch dank der Probleme anderer Teams verbessern wir kontinuierlich unsere Position. Mit all den Fans, den Lichtern und dem Feuerwerk war es toll, bei Dunkelheit zu fahren. Die Nacht macht Spaß, wenn du dir keine Gedanken über Regen oder wechselnde Bedingungen machen musst und dich darauf verlassen kannst, dass es überall trocken ist.‟
Gabriele Piana (Porsche 911 GT3 R #48): „Unser Tempo ist gut und ich habe viel Spaß auf der Strecke. Doch leider hat uns ein technisches Problem fast eine halbe Stunde zurückgeworfen, seither ist unser Rennen nur noch eine ausgedehnte Testfahrt. Weil es unser erstes Jahr mit dem Porsche 911 GT3 R ist, konzentrieren wir uns jetzt aufs Lernen.‟
Steven Cho (Porsche 911 GT3 R #55): „Es könnte besser, aber auch schlechter sein. Wir bestreiten das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring zum ersten Mal und lassen es ruhig angehen, denn wir wollen vor allem lernen. Ehrlich gesagt haben unser Porsche und die Reifen besser harmoniert als zunächst erwartet. Die Nacht verlief komplett ohne Probleme. Unser Porsche läuft wie ein Uhrwerk, das ist wirklich positiv.‟
Zwischenstand gegen 8:00 Uhr am Morgen:
1. Estre/Güven/Preining (FRA/TUR/AUT), Porsche 911 GT3 R #911, Manthey EMA, 90 Runden
2. Farfus/Krohn/Marciello/van der Linde (BRA/FIN/ITA/DEU), BMW #98, +28,242 Sekunden
3. Perel/Fernandez/Jefferies/Neubauer (ZAF/GER/ZIM/FRA), Ferrari 296 GT3 #45, +1.03,614 Minuten
7. Buus/Cairoli/Hartog/Sturm (DEN/ITA/NLD/DEU), Porsche 911 GT3 R #54, Dinamic GT, -1 Runde
8. Boccolacci/Heinemann/Marschall/Schuring (FRA/DEU/DEU/NLD), Porsche 911 GT3 R #44, Falken Motorsports, -1 Runde
14. Arrow/Bünnagel/Kaya/Piana (NLD/DEU/TUR/ITA), Porsche 911 GT3 R #48, Black Falcon, -3 Runden
15. Bruins/Kim/Holzer/Cho (NLD/KOR/DEU/CDN), Porsche 911 GT3 R #55, Hankook Competition, -3 Runden
Aktuelles Live-Timing unter https://livetiming.azurewebsites.net/events/50/results