Bei Porsche spezifiziert die Leitlinie „Verhaltensgrundsätze“ die wichtigsten Grundsätze und Erwartungen an Compliance in drei Aspekten: als Mitglied der Gesellschaft, als Geschäftspartner und am Arbeitsplatz. Eine weitere Leitlinie mit dem Titel „Verhaltensgrundsätze für Geschäftspartner“ führt aus, dass Porsche von seinen Geschäftspartnern die Einhaltung geltender Gesetze, die Anerkennung ethischer Grundwerte sowie nachhaltiges Handeln erwartet. Beide Leitlinien machen explizit auf das Hinweisgebersystem von Porsche aufmerksam. Ferner hat der Vorstand die Gesellschaftsrichtlinie „Compliance Management“ verabschiedet. Hier geht es um die Verpflichtung von Porsche, für die Einhaltung von Gesetzen und Richtlinien zu sorgen.
Compliance-Organisation und Compliance-Maßnahmen
Das Compliance Management System („CMS“) von Porsche bildet den präventiven Rahmen für die Gesamtheit aller Grundsätze, Maßnahmen und personenunabhängigen Prozesse, die der Gewährleistung und Umsetzung von Compliance in sechs sogenannten Compliance-Themenfeldern dienen. Damit soll eine Verhinderung oder zumindest wesentliche Erschwerung von Gesetzesverstößen und/oder Richtlinienübertretungen in diesen Themenfeldern gewährleistet werden.
Potenzielle Regelverstöße können Mitarbeiter an eine entsprechend eingerichtete und kommunizierte interne Hinweisgeberstelle melden. Extern stehen Mitarbeitern und Externen zwei Ombudsleute zur Verfügung, die nach deutschem Recht der anwaltlichen Schweigepflicht unterliegen. Die genannten internen und externen Ansprechpartner des Hinweisgebersystems können über verschiedene Meldewege kostenfrei, jederzeit und auch anonym erreicht werden. Eingegangene Hinweise werden von Porsche aufgegriffen, selbstverständlich unter Einhaltung geltender datenschutz-, arbeits- und mitbestimmungsrechtlicher Vorschriften. Die Hinweisgeber haben vonseiten Porsche keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen oder sonstige Benachteiligungen zu befürchten. Auf festgestellte Verstöße reagiert Porsche unter Einhaltung datenschutz-, arbeits- und mitbestimmungsrechtlicher Vorschriften. Geeignete Gegenmaßnahmen werden abhängig vom Untersuchungsergebnis im Einzelfall eingeleitet, und individuelles Fehlverhalten wird abhängig vom Untersuchungsergebnis im Einzelfall sanktioniert.
Insgesamt war das Hinweisgebersystem von Porsche bei 63 von 168 eingegangenen Hinweisen zuständig für die weitere Bearbeitung. Im Rahmen der Plausibilisierung wurden von diesen 63 Hinweisen 34 als plausibel bewertet. 13 der 34 plausiblen Hinweise wurden als potenziell schwere Regelverstöße kategorisiert und im Hinweisgebersystem von Porsche untersucht. Schwerpunkte des potenziellen Fehlverhaltens waren Verstöße gegen das Geschäftsgeheimnisgesetz sowie Vermögensdelikte (u. a. Betrug/Untreue).
In acht Fällen wurde ein schwerer Regelverstoß festgestellt und Sanktionsmaßnahmen wurden ergriffen. Vier Untersuchungen endeten ohne Feststellung eines Regelverstoßes. Ein Fall war bis zum Ende des Jahres 2022 noch nicht abgeschlossen.
Seit 2021 führt die zentrale Abteilung „Compliance“ ein sogenanntes Compliance-Monitoring durch. Neben Gesprächen mit Führungskräften umfasst es risikoorientierte Aktivitäten wie die stichprobenartige Durchsicht von Compliance-relevanten Geschäftsvorgängen. Die Ergebnisse werden in einem Bericht zusammengefasst, der bei erkanntem Verbesserungsbedarf auch geeignete Maßnahmen beschreibt.
Im Rahmen der Compliance-Kommunikation von Porsche lag im Jahr 2022 ein Schwerpunkt bei Intranetbeiträgen. Diese haben sich mit Themen wie der Aktualisierung des Flyers zu den Verhaltensgrundsätzen oder dem weltweiten Antikorruptionstag befasst. Daneben gab es verschiedene interne Kommunikationsmaßnahmen der Compliance-Themenverantwortlichen wie Infosessions, Beiträge in Ressortkreisen und Mitteilungen an Führungskräfte.
Compliance-Schulungen
Die Compliance-Themenverantwortlichen führen in Zusammenarbeit mit dem Personalbereich Compliance-Schulungen bei Porsche durch. Grundlage ist eine themenspezifische Planung. Sie legt die relevanten Zielgruppen und inhaltlichen Schwerpunkte risikobasiert fest. Verbindliche Schulungsformate gibt es für Führungskräfte, Nachwuchsführungskräfte und neue Mitarbeiter. Hinzu kommen organisierte Schulungen der Compliance-Themenverantwortlichen, etwa zu gesetzlich erforderlichen oder zu aktuellen Themen für bestimmte Fachbereiche und Zielgruppen oder auf Anfrage.
Im Jahr 2022 wurden bei Porsche 5.817 Mitarbeiter in Präsenz- und virtuellen Veranstaltungen und 57.337 Teilnehmer mittels digitaler Lernmodule zum Thema Compliance geschult. 17.296 Mitarbeiter von Porsche und 7.458 Mitarbeiter der relevanten deutschen Tochtergesellschaften absolvierten das digitale Lernmodul „Verhaltensgrundsätze“. Dieses stellt die gleichnamige Leitlinie vor und informiert über das Hinweisgebersystem sowie die Kontaktdaten des Compliance Helpdesks. Auch die Inhalte der Konzernrichtlinie „Vermeidung von Interessenkonflikten und Korruption“ sowie „Menschenrechte“ sind Gegenstand der Schulung. Zum Ende des Jahres 2022 betrug die Schulungsquote bei Porsche und den relevanten deutschen Tochtergesellschaften in Präsenz- und virtuellen Veranstaltungen innerhalb der festgelegten Zielgruppe durchschnittlich 93 % für die definierten Compliance-Themenfelder. Zum Thema „Betrugsprävention“ pilotierte Porsche 2022 ein digitales Lernmodul in der Beschaffung.
Weiterführende Informationen zum Compliance-relevanten Schulungs- und Kommunikationsangebot bei Porsche finden Beschäftigte im Intranet. Neben den relevanten Konzern- und Gesellschaftsrichtlinien gibt es dort auch Informationen zur Compliance-Kultur und -Organisation, außerdem Auskünfte zu Ansprechpartnern und Meldewegen. Filme, Flyer, Handkarten und Broschüren runden das Angebot ab.
Integrität organisatorisch verankern
Das Thema Integrität ist im Unternehmen bei einer zentralen Managementfunktion angesiedelt. Sie ist innerhalb des Vorstandsressorts Personal- und Sozialwesen im Bereich „Mitarbeiterentwicklung und Unternehmenskultur“ verankert. Ziel des Integritätsmanagements ist es, Integrität nachhaltig in der Unternehmenskultur zu verankern. Führungskräfte und Mitarbeiter sollen befähigt werden, nach ethischen Grundsätzen, mit Verantwortung, aus Überzeugung und standhaft zu handeln.
Die Leitlinie „Verhaltensgrundsätze“ betont neben dem Grundsatz ehrlichen, integren und ethisch korrekten Verhaltens jedes Einzelnen auch die besondere Vorbildfunktion von Vorständen und Führungskräften. Ferner ist Integrität ein fester Bestandteil des Führungsleitbilds, des „Porsche Codes“, und hat somit für die Zusammenarbeit einen hohen Stellenwert.
Auch in unternehmenseigenen Prozessen und Entscheidungen ist Integrität fest verankert – insbesondere in den Personalprozessen zu Onboarding, Recruiting, Personalentwicklung, Vergütung und Disziplinarwesen. Die Mindeststandards hierzu gibt die Konzernrichtlinie „HR Compliance“ vor. Im Recruiting-Prozess etwa kommen bereits im Auswahlverfahren Integritätsaspekte zur Sprache. Auch beim Entwicklungsweg zur Führungskraft im Tarif sowie ins und im Management wird ein besonderes Augenmerk auf das Thema gelegt. Wo immer Entscheidungsvorlagen bei den Topgremien von Porsche eingereicht werden, ist die Prüfung der Integrität Bestandteil des Prozesses.
Programm zur Stärkung der Integritätskultur
Im Rahmen des Programms „Together4Integrity“ (T4I) hat Porsche das Themenfeld „Kultur und Integrität“ international eingeführt. Im Programm wurden langfristige Maßnahmen erarbeitet, die auf eine Stärkung der Integritätskultur zielen. Für die lokale Umsetzung gemäß Zeit- und Meilensteinplanung sind die Geschäftsleitungen der aktuell 97 Tochtergesellschaften im T4I-Scope, inklusive Porsche, verantwortlich. Je nach örtlichen Gegebenheiten können Maßnahmenpakete und Implementierungszeiten variieren. Die Tochtergesellschaften des Unternehmens können jedoch für die lokale Umsetzung die zentral entwickelten Konzepte als Basis nutzen.
Über den Umsetzungsstand der T4I-Maßnahmen im Unternehmen informiert ein zentrales Berichtssystem mit Härtegradlogik. Neben den Maßnahmen des Themenfelds „Kultur und Integrität“ umfasst es auch die Mindeststandards zu Integrität aus der Porsche-Konzernrichtlinie „HR Compliance“. Auch in den T4I-Gremien wird regelmäßig über den Fortschritt berichtet.
Der hohe Stellenwert des Themas Integrität zeigt sich auch in der halbjährlichen Berichterstattung des Umsetzungsstands an das Gremium „Compliance Council“, in der anlassbezogenen Berichterstattung an den Vorstand sowie im jährlichen Integritätsbericht im Aufsichtsrat. Die Berichterstattung an die Geschäftsführung und sonstige relevante Gremien ist Gegenstand der T4I-Maßnahmen im Themenfeld „Kultur und Integrität“.
Stärkung des Integritätsbewusstseins
Integres Handeln im Arbeitsalltag setzt u. a. die Fähigkeit voraus, integre Entscheidungen zu treffen. Hierzu wurde im Jahr 2022– im Kontext des neuen Entwicklungswegs ins Management – das Training für neu eingestellte bzw. ernannte Manager von Porsche weiterentwickelt. Im Zentrum steht ein Kompetenzmodell, das die für integre Entscheidungen notwendigen Fähigkeiten identifiziert und stärkt. Damit bietet das Training eine Orientierungs- und Anwendungshilfe für moralische Entscheidungsdilemmata.
Seit dem dritten Quartal 2022 wird das Training bedarfsbezogen bei Integritätsschulungen für Führungskräfte im Tarif eingesetzt. Hier leistet es einen wichtigen Beitrag zum Transfer des Themas Integrität in die Praxis.
Zudem wurden speziell für Führungskräfte neue Dialogformate entwickelt. Diese unterstützen sie dabei, mit ihren Teams ein gemeinsames Verständnis von Integrität zu entwickeln und die Integrität im Team zu fördern. Generell ist Integrität bei Porsche zielgruppenspezifisch in Trainingsformate für neue und bestehende Mitarbeiter integriert.
Netzwerke und Tools
Das interdisziplinäre Multiplikatorennetzwerk zu „Marke, Kultur und Integrität“ bietet Mitarbeitern von Porsche eine Plattform für Erfahrungsaustausch, Impulse und Vorträge. Es unterstützt seine Botschafter dabei, das Thema Integrität in den Fachbereichen zu verankern. Im Intranet stehen den Mitarbeitern Informationen zu Integrität gebündelt zur Verfügung. Hier finden Nutzer auch die interne Podcastreihe zur Unternehmenskultur, die u. a. auch Beiträge zu Integrität behandelt.
Führungskräfte bei Porsche können in einem eigenen Bereich zu Integrität auf einen Werkzeugkasten zugreifen. Dort sind Tools zur Selbstreflexion, Formate für Dialoge und weitere Informationen und Impulse rund um das Thema Integrität verfügbar. In ihrer Vorbildfunktion können Führungskräfte damit eigene Workshops durchführen, um ihr Integritätsverständnis zu schärfen und Maßnahmen zur Verbesserung der gelebten Integrität gemeinsam mit ihren Mitarbeitern zu definieren und umzusetzen. Im Jahr 2022 wurden die Maßnahmen u. a. um ein Workshopformat erweitert, in dem sich das Team aktiv mit Situationen und Entscheidungen im Alltag beschäftigt, die integres Handeln erfordern. Im Rahmen der Transferphase des jährlichen Führungslabs für alle disziplinarischen Führungskräfte bei Porsche erhielten diese die Möglichkeit, Vertiefungsformate zum Thema Integrität wahrzunehmen, so z.B. zum Thema psychologische Sicherheit als Voraussetzung für eine „Speak-up-Kultur“.
Integrität als Thema in Mitarbeiterbefragungen
Porsche strebt an, Integrität im Arbeitsalltag zu verankern und überall und auf allen Ebenen mit Leben zu füllen. Befragungen helfen zu verstehen, wo das Unternehmen aktuell steht. Eine Abfrage zu integrem und regelkonformem Verhalten in der Unternehmensorganisation ist beispielsweise Teil der jährlichen Mitarbeiterbefragung, des „Stimmungsbarometers“. Daraus lässt sich ablesen, wie sich die Integritätskultur entwickelt und welche zusätzlichen Maßnahmen abgeleitet werden können. Im Jahr 2022 wurden im Unternehmen rund 31.000 Mitarbeiter befragt.
Die Ergebnisse des „Stimmungsbarometers“ werden anschließend in den Organisationseinheiten besprochen. Diese verpflichtenden Durchsprachen fügen sich in den sogenannten Teamdialog zu Kultur und Werten des Unternehmens ein – einen offenen Austausch auf Augenhöhe zur gelebten Zusammenarbeit innerhalb der Organisationseinheit. Ziel des Formats ist die gemeinsame Erarbeitung von Maßnahmen durch Führungskräfte und Mitarbeiter, um die Zusammenarbeit im Team zu verbessern. Der Teamdialog ist Gegenstand der T4I-Maßnahmen.
Wird ein festgelegter Schwellenwert zu Integrität im „Stimmungsbarometer“ unterschritten, so greift innerhalb von Porsche ein Sonderprozess, um die Ursachen für die Bewertung herauszuarbeiten und bei Bedarf geeignete Maßnahmen zu veranlassen. Dabei werden das Personalwesen und der jeweilige Vorgesetzte miteinbezogen.
Die Ergebnisse der jährlichen Mitarbeiterbefragung zu integrem Verhalten bei Porsche zeigen, dass sich die Integritätskultur auf einem hohen Niveau befindet. Die Frage nach der Möglichkeit jedes Einzelnen, sich integer zu verhalten, wurde mit der höchsten Kategorie der zugrunde liegenden fünfstufigen Skala bewertet. Seit 2019 ist die Integritätsfrage konstant auf dem dritten Platz aus insgesamt 24 Fragen im „Stimmungsbarometer“. Damit wurde das Niveau der Vorjahre bestätigt.